Deutsch - Trochäus
Wenn du wissen willst, wie man einen Trochäus erkennt und richtig betont, dann bist du hier genau richtig. Steig direkt ins Thema ein!
Was ist ein Trochäus: Betonung, Beispiele, Erklärungen
Magst du Gedichte? Oder musst du dich in der Schule mit Lyrik befassen? Das ist zugegebenermaßen kein leichtes Feld. Es gibt vieles zu beachten. Um Grundlagen zu schaffen, solltest du zuallererst Anwendung und Bedeutung des Trochäus kennen. Merkwürdiges Wort übrigens – aber bald weißt du alles darüber.
Der Trochäus ist ein sogenannter Versfuß, einer von neun genaugenommen, wobei nur die drei großen Trochäus-„Geschwister” häufig sind: „Jambus”, „Daktylus” und „Anapäst”. Ein Versfuß ist immer die kleinste Rhythmus-Einheit in einem Gedicht. Damit du auch das schon mal gelesen hast: Der Trochäus ist Teil des sogenannten Metrums – also der festgelegten Reihenfolge von betonten und unbetonten Silben. Worte, die zu den Trochäen (so lautet der Plural) gehören, sind immer aus einer betonten und einer unbetonten Silbe zusammengestellt – und zwar in dieser Reihenfolge!
Am Substantiv „Frühling” kannst du dir diese Definition schnell selbst erklären: Das „Früh-” wird „gehoben” (lauter, stärker) betont – das „-ling” dann „gesenkt” (leiser, zurückhaltender).
Wenn du dich fragst, worin zum Beispiel der Unterschied zum Jambus besteht, dann lässt sich das leicht erklären: Hier kommt zuerst eine unbetonte Silbe und dann die betonte Silbe. Beispiel gefällig?
Das Wort „Verstand” zeigt es genau: Die erste Silbe, also das „Ver-”, wird „gesenkt” gesprochen – leise oder zurückhaltend. Die zweite Silbe („-stand”) hingegen kommt druckvoller (gehoben) über deine Lippen.
Das waren jetzt sehr viele Informationen. Doch sie werden im Laufe dieser Lektion mehrfach wiederholt. So wird es dir am Schluss leichtfallen, den Trochäus zu erkennen.
Aufbau des trochäischen Verses – und die Erkennung des Metrums
Nachdem du schon von den Grundzügen des Trochäus gelesen hast, schau dir nun den Aufbau des trochäischen Verses genau an. Das Gute – das heißt: das Einfache – ist, dass die Bildung in der deutschen Sprache recht leicht ist. Viele zweisilbige Worte bestehen aus trochäischen Wortfüßen – daher lässt sich der trochäische Rhythmus sehr schnell bilden.
Das ist natürlich erstmal eine Behauptung. Doch den Beleg kannst du recht einfach führen:
- Schritt 1: Sprich dir ein Wort laut vor. Eine betonte Silbe wirst du automatisch deutlicher artikulieren. In der Gedichtanalyse heißt das „Hebung”. Wenn du eine Silbe leiser aussprichst, dann heißt das „Senkung”. Das Versmaß beim Trochäus alterniert; das heißt: Es wechselt sich ab.
Der „kleinstmögliche“ Trochäus ist ein Wort, das aus einer betonten und einer unbetonten Silbe: „Liebe”, „Hilfe” oder „Lesung”, „träumen” oder „wachsam”.
- Schritt 2: Du trennst die Silben durch Längsstriche.
Beispiel: Liebe, Hilfe, Lesung, träumen, wachsam
Ergebnis: Lie-be, Hil-fe, Le-sung, träu-men, wach-sam - Schritt 3: Du markierst die Hebung und die Senkung.
Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:
Hebung: „–” oder „X” oder „+”
Senkung: „u” oder „x” oder „-”
Da es um das Erkennen der Betonungen geht, ist das Zeichen für die Kennzeichnung im Prinzip dir überlassen. Du musst die gewählten Marker nur immer wieder verwenden.
Beispiel: Lie-be, Hil-fe, Le-sung, träu-men, wach-sam
Beispiel: Lie-be, Hil-fe, Le-sung, träu-men, wach-sam
Nun weißt du aber, dass Gedichte nicht nur aus zweisilbigen Worten bestehen. Daher ist es für die Analyse wichtig, dass du erkennst, wie das Gedicht – hier also der trochäische Vers – aufgebaut ist. Ein in der Schule gern genutztes Beispiel ist „Ode an die Freude” des Dichters Friedrich Schiller (1759 bis 1802). Bereits in der ersten Zeile heißt es:
Freude, schöner Götterfunken.
Wenn du jetzt mit der Analyse beginnst, sieht die Zeile wie folgt aus:
Freu-de, schö-ner Göt-ter-fun-ken.
Ein Trochäus kann mehrfach in einem Wort vorkommen. Siehe: Göt-ter-fun-ken
Wenn du jetzt die Silben eindeutig betonst, ergibt sich folgendes Ergebnis:
Freu-de, schö-ner Göt-ter-fun-ken.
Die Verwendung einer betonten Silbe gleich zu Beginn des Verses sorgt dafür, dass der Trochäus schnell und dynamisch wirkt. Tatsächlich wird der rhythmische Takt häufig mit dem Herzschlag verglichen.
Für die Gedichtanalyse bestimmst du aber auch das Metrum, also das Versmaß (einfacher ist sicher aber: Rhythmus des Gedichts). Wie du zuvor schon gelesen hast, versteht man unter Metrum die festgelegte Reihenfolge von betonten und unbetonten Silben. Das Prinzip anschließend ist einfach: Du zählst die Hebungen pro Gedichtzeile durch. Bleiben wir bei Schillers „Ode an die Freude”:
Freu-de, schö-ner Göt-ter-fun-ken.
An dem Beispiel sind vier Hebungen deutlich zählbar. Das bedeutet, das Metrum ist ein vierhebiger Trochäus. An dieser Stelle sei schon mal erwähnt: Der vierhebige Trochäus wird auch Romanzenvers genannt. Mehr dazu aber erst im nächsten Kapitel dieser Lektion.
Dem Beispiel folgend gibt auch einen dreihebigen Trochäus und einen fünfhebigen Trochäus (den sogenannten serbischen Trochäus). Das Prinzip bleibt immer das gleiche. Die Anzahl der Hebungen sorgt in der Analyse für die Bezeichnung.
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Hebungen, Kadenzen und der Auftakt des Trochäus
Es gibt in der Versanalyse mehrere Hebungen, die spezielle Bezeichnungen haben. Hier erfährst du nun mehr über die Bildung und den Hintergrund des zuvor erwähnten Romanzenverses. Relevant ist jedoch auch der „serbische Trochäus“. Du erkennst ihn in der Analyse schon an seiner prägnanten Kennzeichnung: + - + - + - + - + - Somit ist klar: Es ist der fünfhebige Trochäus.
Der Romanzenvers
Auch Johann Wolfgang von Goethe nutzte den Romanzenvers (er besteht immer aus vier Strophen mit acht bzw. sieben Silben) gern. Zum Beispiel in seinem Gedicht „Deutsch-chinesische Jahres- und Tageszeiten”:
Dämm’-rung senk-te sich von o-ben,
schon ist al-le | Nä-he fern;
doch zu-erst em-por-ge-ho-ben
hol-den Lichts der A-bend-stern.
Im Beispiel sieht man, dass der Trochäus sehr regelmäßig ist. Jedoch bestehen einige Verse aus nur 7 Silben. In der Versanalyse spricht man dann von einem „halben“ Trochäus, bzw. von sogenannten katalektischen Versen. Wenn du gleich alle Informationen über Kadenzen bekommst, wird diese spezielle Versform nochmal genauer erläutert.
Der serbische Trochäus
Der Name sagt es schon aus: Diese Trochäus-Form wurde besonders häufig in der serbischen Volksdichtung und klassischen Poesie verwendet. Ziel war bzw. ist es, eine spezifische Rhythmik und musikalische Qualität zu erzeugen. Dieses Versmaß verleiht Gedichten eine besondere Klangfülle und Betonung. Der serbische Trochäus wurde erstmals um 1800 in Deutschland bekannt und setzt sich aus zehn Silben mit fünf Hebungen zusammen: + - + - + - + - + -
Sicher einer der bekanntesten „Vertreter” des serbischen Trochäus ist die Ballade „Die Braut von Korinth”, die 1797 von Johann Wolfgang von Goethe veröffentlicht wurde.
Nach Co-rin-thus von A-then ge-zo-gen
kam ein Jüng-ling, dort noch un-be-kannt.
Ein weiteres Beispiel ist das 1829 entstandene Gedicht „Die Abbasiden” von August von Platen:
Tau-send Zel-ten wa-ren auf-ge-schla-gen
Durch’s Ge-fil-de vor den Tho-ren Bag-dads
Kadenzen
Wenn du dich mit der Analyse von Gedichten befasst, ist dir sicher schon aufgefallen, dass der Schluss eines Verses nicht immer gleich ist. Manche enden auf einer betonten Silbe, andere wiederum auf einer unbetonten. Der Fachbegriff für diese Schließungen lautet „Kadenz”. Das Wort stammt vom lateinischen Wort „cadere” ab und bedeutet „fallen” oder „stürzen”. Gemeint ist also die Schlussbetonung eines Verses.
Hierbei musst du noch eine Besonderheit beachten. Wenn der letzte Versfuß nicht komplett ist, dann ist es ein „katalektischer Vers”.
Wenn du kurz zurückspringst – zu Goethes „Die Braut von Korinth” – findest du dort einen katalektischen Vers: In der zweiten Zeile fehlt die letzte unbetonte Silbe:
Nach Co-rin-thus von A-then ge-zo-gen
kam ein Jüng-ling, dort noch un-be-kannt.
Auftakt
Wie du schon gelernt hast, ist der Versfuß die kleinste rhythmische Einheit des Verses. Doch beim Auftakt kann es Unterschiede geben. Manchmal beginnt ein Vers auch mit einer unbetonten Silbe. Dann ist die Rede von einem fallenden Versfuß. Gemeint ist damit, dass der Rhythmus des Verses vom Betonten zum Unbetonten hinfällt. Ein Beispiel ist „Nathan der Weise” von Gotthold Ephraim Lessing:
Es ei-fre je-der sei-ner un-be-stoch-nen
Wenn eine unbetonte Silbe am Anfang des Verses steht, lässt sich der Trochäus mit Auftakt kaum von einem Jambus unterscheiden. Tatsächlich wird in Fachkreisen schon lange die Existenz eines Trochäus mit Auftakt diskutiert.
Wirkung des Trochäus
Der Trochäus wird verwendet, um eine deutliche Bewegung in Gedichte bringen. Die Abfolge von betonter und unbetonter Silbe erzeugt einen rhythmischen Impuls, der das Gedicht vorwärtstreibt und eine lebendige, energetische Grundlage schafft. Gedichte, die den Trochäus als metrische Grundstruktur nutzen, hinterlassen einen kraftvollen Eindruck beim Leser wie auch beim Zuhörer; man erkennt sofort, dass hier Emotionen wie Entschlossenheit oder Spannung vermittelt werden. Ziel ist es, ein Gedicht besonders intensiv und packend wirken zu lassen. Der Trochäus dient dabei als Mittel, um die Tiefen oder Nuancen der poetischen Aussage zum Ausdruck zu bringen.
Hier ist ein Beispiel für die Wirkung eines Trochäus anhand von Schillers „Das Lied von der Glocke”:
Aus der Wol-ke
quillt der Se-gen
strömt der Re-gen
Zusammenfassung
Der Trochäus ist – neben dem Jambus – der am häufigsten verwendete Versfuß in der deutschen Dichtkunst.
- In einem Gedicht mit trochäischem Rhythmus wird dieser Versfuß mehrfach wiederholt und bildet das sogenannte trochäische Metrum. Der Rhythmus ist alternierend – also abwechselnd. Es folgt immer eine unbetonte Silbe auf eine betonte.
- Somit beginnen trochäische Verse mit einer Hebung – jedoch enden sie nicht zwangsläufig auf einer Senkung. In diesen Fällen wird von einem katalektischen Vers gesprochen.
- Es gibt unterschiedliche Formen des Trochäus. Der vierhebige Trochäus wird auch Romanzenvers genannt – der fünfhebige Trochäus ist als „serbischer Trochäus” eingeführt.
- Eine Erleichterung bei der Analyse stellt das Zerlegen der Worte in einzelne Silben dar. Durch Betonung wird dann schnell klar, ob es sich um eine Hebung oder um eine Senkung handelt.
An welchem Rhythmus erkennst Du zuverlässig nicht den Trochäus?
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Nathan der Weise - Zusammenfassung
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Zwielaute einfach erklärt: Definition & Verwendung
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