Deutsch – Antithese

Du kannst die Antithese im Zuge einer Argumentation oder als Stilmittel einsetzen. Wir sehen uns an, was genau eine Antithese ist, wie du sie korrekt verwendest und welche Wirkung sie erzielen kann. 

Das Wort Antithese leitet sich ab vom griechischen Antíthesis, was so viel wie Gegensatz bedeutet. Das erklärt auch schon gut, was eine Antithese ist: das Gegenstück zu einer vorangestellten Behauptung. Deshalb wird die Antithese auch Gegenbehauptung genannt. 

Beispiel Gegenbehauptung:

• Heute scheint die Sonne. – Nein, es ist bewölkt draußen. 

Wird die Antithese als Stilmittel eingesetzt, kommt sie auch ohne Behauptung aus. Dann kombiniert sie Gegensätze miteinander. 

Beispiel Antithese als rhetorisches Mittel:

• Harte Schale, weicher Kern. 

Bei der Antithese dreht sich also alles um Gegensätze – wie beispielsweise „hart“ und „weich“ sowie „Schale“ und „Kern“. 

Als Gegenbehauptung findest du die Antithese in allen Argumentationen und Diskussionen zu unterschiedlichen Themen. Das Muster ist dabei immer dasselbe:

1. Eine These (Behauptung) wird aufgestellt.
   
2. Eine Antithese (Gegenbehauptung) wird der These gegensätzlich gegenübergestellt.

Beispiel These: „Wir können heute einen Kuchen backen.“

Beispiel Antithese: „Nein, wir können keinen Kuchen backen. Es ist kein Mehl mehr da.“

Im Idealfall kommt die Diskussion zu einer zufriedenstellenden Lösung, indem eine neue Behauptung aufgestellt wird – die Synthese. 

Beispiel Synthese: „Okay, aber wenn ich schnell Mehl aus dem Supermarkt hole, können wir einen Kuchen backen.“

These, Antithese und Synthese sind die drei Grundelemente der Dialektik, der Lehre der Gegensätze. Diese brauchst du auch für einen argumentativen Text. Dabei ist es deine Aufgabe, Thesen und Antithesen gut abzuwägen, um zu einer sinnvollen Synthese zu gelangen. 

Neben Argumentationen und Diskussionen wird die Antithese auch als rhetorisches Stilmittel eingesetzt. Dabei wird der Gegensatz bewusst eingesetzt, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Wir haben einige Beispiele für dich, wie die Wirkung einer Antithese als Stilmittel in verschiedenen Bereichen aussehen kann.

Antithese in Redewendungen

In Redewendungen und Sprichwörtern wird die Antithese verwendet, um eine Aussage durch die Gegensätzlichkeit zu betonen: 

• Himmel und Hölle in Bewegung setzen.
• Des einen Freud, des anderen Leid.
• Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. 

Antithese in der Werbung

Auch Werbungen verwenden gerne antithetische Formulierungen, um durch die Gegensätze Aufmerksamkeit für das Produkt zu schaffen: 

• Großes Kino zum kleinen Preis. (Kinokette)
• Heute schon für morgen sorgen. (Krankenversicherung)
• Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso. (Süßigkeiten)

Antithese in der Literatur

In der Literatur werden Antithesen als Stilmittel schon sehr lange eingesetzt. Das erkennst du daran, dass selbst in der Bibel eine antithetische Formulierung enthalten ist:

• Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. 

Hier stehen sich mit „Geist“ und „Fleisch“ sowie „willig“ und „schwach“ sogar gleich zwei Thesen und Antithesen gegenüber. In der Literatur wird die Antithese gerne mehrfach eingesetzt, um eine bestimmte Wirkung bei den Leserinnen und Lesern zu erzeugen. Das hat auch Astrid Lindgren in „Karlsson fliegt wieder“ gemacht:

Große Häuser und kleine Häuser gibt es, hübsche Häuser und hässliche Häuser, alte Häuser und neue Häuser.

Der russische Schriftsteller Leo Tolstoi hat seinem berühmten Werk „Krieg und Frieden“ sogar einen antithetischen Titel verpasst. Und der deutsche Lyriker Julius Wilhelm Zincgref hat sogar ein ganzes Gedicht aus Antithesen geschrieben:

Das Glück ist ein umgehend Rad;

Was jetzt oben, bald unten staht.

Jetzt gibt es was, bald nimmt es wieder;

Jetzt hebts ein’n auf, bald wirfts ihn nieder;

Jetzt Fried und Freud, bald Krieg und Leid;

Durch die Anordnung der Wörter können Autoren die Gegensätze noch zusätzlich betonen. Dafür gibt es zwei unterschiedliche, antithetische Stilmittel. 

Antithetischer Parallelismus

Beim Parallelismus stehen die Sätze oder Satzteile jeweils in der gleichen Struktur. Das heißt, die gegensätzlichen Wörter stehen jeweils an der gleichen Stelle im Satz. Hier ein Beispiel aus Bertolt Brechts „Alfabet“: 

Reicher Mann und armer Mann,

standen da und sah’n sich an, 

Und der Arme sagte bleich:

Wär‘ ich nicht arm, wärst du nicht reich. 

Im ersten Satz stehen die beiden Gegensätze „reicher“ und „armer“ jeweils vor dem Substantiv „Mann“. Im letzten Satz stehen die beiden Gegensätze „arm“ und „reich“ jeweils am Ende des Satzes. 

Da sich die Sätze in ihrem Aufbau und in ihrer Struktur gleichen, treten die Gegensätze noch deutlicher hervor. Das verstärkt die Aussage. 

Antithetischer Chiasmus

Beim Chiasmus stehen die Elemente im Gegensatz zum Parallelismus spiegelbildlich zueinander. Hier ein Beispiel aus Goethes „Faust“:

Ach Gott! Die Kunst ist lang!

Und kurz ist unser Leben.

Hier steht das Adjektiv „lang“ am Ende des Satzes, während der Gegensatz „kurz“ am Anfang des Satzes steht. Auch der Satzbau ist genau gespiegelt, was den Chiasmus noch verstärkt. Durch den gegensätzlichen Satzbau wird die Antithese unterstützt. 

Gut zu wissen: Der Parallelismus und Chiasmus können der Antithese eine bestimmte Form geben – beide kommen aber auch ohne Verbindung zu einer Antithese vor. 

Es gibt noch weitere Stilmittel, die wie die Antithese mit Gegensätzen arbeiten. Wir erklären sie dir kurz und knapp und zeigen Unterschiede auf. 

Das Oxymoron ist eine Sonderform der Antithese. Während die Antithese Gegensätze gegenüberstellt, verbindet das Oxymoron sie miteinander. Das Ergebnis ist eine Kombination aus zwei Wörtern, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen. 

Beispiel Oxymoron: Das ist ein offenes Geheimnis.

Das Paradoxon ist eine Aussage, die auf den ersten Blick widersprüchlich wirkt, bei näherer Betrachtung jedoch durchaus Sinn ergibt. Hier ergeben die miteinander verbundenen Gegensätze also eine tiefere Wahrheit.

Beispiel Paradoxon: Das einzig Beständige ist die Veränderung.

Wenn du einen Kontrast in deinen Texten einsetzen möchtest, verwendest du im weitesten Sinne auch Gegensätze, um die Wirkung deiner Worte zu verstärken. Das kannst du auf unterschiedlichen Arten tun:

• Verschiedene Schreibstile und Textstrukturen 
  
• Gegensätzliche Meinungen oder Ideen
  
• Unterschiedliche Emotionen
  

Dadurch kannst du bei deinen Lesern und Leserinnen verschiedene Emotionen wecken und sie zum Nachdenken anregen.

• Die Antithese ist die Gegenbehauptung zu einer vorher aufgestellten Behauptung (These).
  
• Im Rahmen einer Diskussion kommst du im besten Fall durch These und Antithese zu einer Synthese – einer neuen Behauptung, die alle Parteien zufriedenstellt.
  
• Bei argumentativen Texten wägst du Thesen und Antithesen gut ab, um zu einer sinnvollen Synthese zu kommen.
  
• Als rhetorisches Stilmittel wird die Antithese in Redewendungen, in der Werbung und in der Literatur verwendet.
  
• Die Antithese kann dazu dienen, die Kernaussage eines Textes zu verstärken oder Gegensätze deutlicher hervorzuheben. 
  
• Dazu wird sie manchmal in die Form eines Parallelismus gebracht, bei dem Aufbau, Struktur und Position der gegensätzlichen Wörter in allen Sätzen gleich ist. 
  
• Beim antithetischen Chiasmus ist es umgekehrt – die Wörter stehen sich spiegelbildlich gegenüber und der Satzbau wechselt sich genau ab. 
  
• Als Sonderform einer Antithese werden die Gegensätze beim Oxymoron miteinander verbunden, statt sie gegenüberzustellen.
  
• Beim Paradoxon wird eine widersprüchliche Aussage getätigt, in der eine Wahrheit liegt.
  
• Auch der Kontrast lebt von Gegensätzen – von unterschiedlichen Schreibstilen, Textstrukturen, Meinungen, Ideen und Emotionen, die du in deinem Text verwenden kannst, um zum Nachdenken anzuregen.