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Deutsch - Erzählverhalten

Wenn du alles über das Erzählverhalten und die verschiedenen Erzählperspektiven erfahren möchtest, bist du hier richtig. Steig direkt ins Thema ein und lies dich schlau!

Erzählverhalten: personal, auktorial & neutral

Bei erzählenden Texten wie Kurzgeschichten, Romanen oder Novellen gibt es immer eine/n Erzähler*in, der/die eine bestimmte Perspektive einnimmt. Das sogenannte Erzählverhalten beschreibt diese Perspektive und die Art und Weise, wie der/die Erzähler*in über die Geschichte berichtet. 

In dieser Übung schauen wir uns die verschiedenen Arten des Erzählverhaltens an: das auktoriale, das personale und das neutrale. Das Erzählverhalten beeinflusst wesentlich, wie wir eine Geschichte wahrnehmen. Wir zeigen dir, wie du die verschiedenen Formen erkennen kannst und gehen dabei auf ihre jeweiligen Merkmale, Funktionen und Wirkungen ein.

Was ist das Erzählverhalten?

Das Erzählverhalten gibt Auskunft darüber, wie Informationen über die Handlung und die Charaktere einer Geschichte vermittelt werden. Es kommt in epischen Texten wie Kurzgeschichten, Novellen oder Romanen vor. Unterschieden wird zwischen drei Formen des Erzählverhaltens: auktoriales, personales und neutrales Erzählverhalten.

In diesem Zusammenhang wird auch oft von der Erzählperspektive gesprochen.

Unterschied zwischen Erzählverhalten und Erzählperspektive

Erzählverhalten und Erzählperspektive beschreiben unterschiedliche Aspekte in der Erzähltechnik, aber beide Formen sind miteinander verbunden. Sie tragen gemeinsam zur Gestaltung und Wirkung eines literarischen Textes bei.


Die Erzählperspektive bezieht sich auf die Sichtweise, aus dem die Geschichte erzählt wird. Sie legt fest, welchen Blickwinkel der/die Erzähler*in auf die Handlung und die Figuren hat und beantwortet die Frage: „Wer erzählt?“. Die Erzählperspektive kann man sich wie eine Kameralinse vorstellen, durch die die Leser*innen die Handlung verfolgen. 

Das Erzählverhalten geht über die Erzählperspektive hinaus und umfasst die komplette Erzählstrategie und -technik sowie die gesamte Herangehensweise des/der Erzähler*in an die Geschichte. Das Erzählverhalten beschreibt, wie der/die Erzähler*in die Geschichte vermittelt.

Es geht darum, welche Einblicke und Informationen den Leser*innen gegeben werden und wie die Handlung kommentiert, bewertet oder strukturiert wird.

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Arten des Erzählverhaltens – personal, auktorial und neutral

Personales Erzählverhalten 

Wenn das Erzählverhalten personal ist, dann wird das Geschehen aus der Sicht von einer oder mehreren Figuren beschrieben. Der/die Erzähler*in bedient sich der Perspektive einer Figur, kann diese innerhalb der Geschichte wechseln oder von zwei Figuren gleichzeitig erzählen.

Die Wahrnehmungen und Gedanken der Figuren werden direkt wiedergegeben, ohne dass der/die Erzähler*in eingreift oder kommentiert.


 „Der Prozess“ von Franz Kafka

„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“

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Achtung

Die Leser*innen erleben die Geschichte aus der Perspektive der Figur. Jedoch wird nichts über die Gedanken anderer Figuren oder über Informationen preisgegeben, die außerhalb der Wahrnehmung von Josef K. liegen.


Auktoriales Erzählverhalten

Das auktoriale Erzählverhalten wird auch allwissendes Erzählverhalten genannt, denn die Erzählperspektive ist nicht nur auf eine Figur begrenzt, sondern der/die Erzähler*in blickt auf das gesamte Geschehen, kennt die Zusammenhänge und die Gedanken und Gefühle aller Figuren.

Der/die auktoriale Erzähler*in kann zwischen verschiedenen Handlungssträngen wechseln und das Geschehen kommentieren und bewerten oder auf Vergangenes und Zukünftiges hinweisen. Beim auktorialen Erzählen kann mit den Leser*innen kommuniziert werden. 

„Effi Briest“ von Theodor Fontane

„Die Chinesen waren es nicht allein, die Effi peinlich berührten. Es war die ganze Umgebung. Sie war sich immer bewußt, daß sie in eine fremde und nicht zu ihr passende Welt geraten sei, und das Bewußtsein, das in ihr lag, verstärkte sich immer mehr zu einem Gefühl der Beklemmung, wie es die leichtnervösen Menschen zu haben pflegen, wenn sie irgendwo ankommen, wo man von Anfang an merkt, daß man nicht hingehört."

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Achtung

Der/die auktoriale Erzähler*in nimmt eine allwissende Perspektive ein und beschreibt Effis innere Gedanken und Gefühle, während Effi diese nur vage definieren kann. Damit weiß der/die Erzähler*in mehr als die Figur selbst.


Neutrales Erzählverhalten 

Das neutrale Erzählverhalten ist durch eine objektive, distanzierte Darstellung der Ereignisse gekennzeichnet. Der/die Erzähler*in tritt in den Hintergrund. Das kannst du mit dem Blickwinkel einer Filmkamera vergleichen: Es wird weder aus der Sicht einer Person erzählt, noch werden Kommentare in die Erzählung miteingebaut. Du sprichst daher auch vom erzählerlosen Erzähler.

Wenn der /die Erzählerin berichtet, dann sachlich und objektiv. Gespräche, die ohne Zwischenbemerkungen wiedergegeben werden, werden als szenisches Erzählen bezeichnet. 

 „Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane

„Gesprochen wurde wenig, und so hörte man denn nichts als das Klappern der Holznadeln und das Knabbern des Eichhörnchens, das mitunter aus seinem Schilderhäuschen herauskam und sich neugierig umsah. Nur das Herdfeuer und der Widerschein des Abendrots gaben etwas Licht. Frau Dörr saß so, dass sie den Gartensteig hinaufsehen und trotz der Dämmerung erkennen konnte, wer draußen, am Heckenzaun entlang, des Weges kam. ‚Ah, da kommt er‘, sagte sie."

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Achtung

Der/die neutrale/r Erzähler*in nimmt nicht die Perspektive einer Figur ein, sondern berichtet objektiv und unvoreingenommen über die Ereignisse. Die Leser*innen erfahren auch nichts über die Gedanken und Gefühle der Figur und können sich selbst ein Bild von der Situation machen.

Erzählverhalten bestimmen

Die Wahl des jeweiligen Erzählverhaltens gibt dir Aufschluss über die Perspektive, aus der eine Geschichte erzählt wird, welche Informationen wichtig sind, wie die Charaktere dargestellt werden und über viele weitere thematische Schwerpunkte sowie Botschaften des Textes. Durch dieses Wissen erhältst du ein tieferes Verständnis für die Interpretation eines literarischen Werkes.

Wir zeigen dir, an welchen Merkmalen du das Erzählverhalten erkennen kannst. 

Ich-Erzähler*in

Den/die Ich-Erzähler*in zu erkennen, ist einfach: Oft ist der/die Ich-Erzähler*in der/die Protagonist*in, also der Hauptcharakter der Geschichte. Durch die Ich-Erzählung wird eine sehr persönliche und subjektive Sicht auf die Ereignisse ermöglicht. Verwendet wird die 1. Person Singular (ich, mir, mein, mich). 


 „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse

„Ich bin ein Steppenwolf. Ich bin ein Mensch, der zwischen zwei Welten lebt. In mir kämpfen der Mensch und das Tier um die Vorherrschaft.“

Personale/r Erzähler*in

Auch den/die personale/n Erzähler*in kannst du gut erkennen, denn die Geschichte wird aus der Perspektive eines bestimmten Charakters in der 3. Person Singular („er/sie“) beschrieben. Der/die personale Erzähler*in ist Teil der fiktiven Welt, aber das Wissen ist darauf beschränkt, was der Charakter weiß. 

„Die Verwandlung" von Franz Kafka

„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten braunen Bauch, auf dem sich die harte Panzerung schimmernd abzeichnete.“ 


Auktoriale/r Erzähler*in

Der/die auktoriale/r Erzähler*in (auch allwissende/r Erzähler*in) ist über sämtliche Details in der fiktiven Welt informiert. Auf diese Weise kann ein umfassender Überblick gegeben und Zusammenhänge aufgezeigt werden, die den Figuren selbst verborgen bleiben. Verwendet wird („er/sie“) in der 3. Person.

„Die Räuber" von Friedrich Schiller

„Karl von Moor war ein junger Mann, der von seinen Idealen und dem Drang nach Freiheit getrieben wurde. Doch in seinem Herzen war ein Sturm entfesselt, der ihn immer weiter in die Dunkelheit zog. Während er seine Entscheidungen traf, ahnte er nicht, dass sein Bruder Franz heimlich seine Pläne durchkreuzte.“


Neutrale/r Erzähler*in

Der/die neutrale/r Erzähler*in beschreibt unauffällig, objektiv und sachlich, was in der Geschichte passiert. Dabei werden keine weiteren Informationen oder Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren gegeben. Verwendet wird („er/sie“) in der 3. Person. 

„Das Fräulein von Scuderi" von E.T.A. Hoffmann

„Das Fräulein von Scuderi saß an ihrem Fenster und betrachtete die Straße. Plötzlich hörte sie Schritte und sah einen Mann vorbeigehen.“

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Merke

Erzählperspektiven können sich innerhalb eines literarischen Werkes auch verändern. Wenn du also verschiedene Textpassagen analysierst, achte darauf, dass du die Erzählperspektive immer für jeden Abschnitt neu bestimmst.

Zusammenfassung

Definition

  • Das Erzählverhalten gibt Auskunft über die Art und Weise, wie Informationen über die Handlung und die Charaktere einer Geschichte vermittelt werden. 
  • Es kommt in epischen Texten wie Kurzgeschichten, Novellen oder Romanen vor. 
  • Unterschieden wird zwischen drei Formen des Erzählverhaltens: Auktoriales, personales und neutrales Erzählverhalten. 
  • Erzählverhalten und Erzählperspektive beschreiben unterschiedliche Aspekte in der Erzähltechnik. Beide Formen sind miteinander verbunden. 
  • Die Erzählperspektive bezieht sich auf die Sichtweise, aus dem die Geschichte erzählt wird. Sie legt fest, welchen Blickwinkel der/die Erzähler*in auf die Handlung und die Figuren hat. 
  • Das Erzählverhalten geht über die Erzählperspektive hinaus und umfasst die komplette Erzählstrategie und -technik sowie die gesamte Herangehensweise des/der Erzähler*in an die Geschichte. Das Erzählverhalten beschreibt, wie der/die Erzähler*in die Geschichte vermittelt. 


Arten des Erzählverhaltens

Personales Erzählverhalten:

  • Wird aus der Sicht einer oder abwechselnd mehrerer Figuren erzählt.
  • Der/die Erzähler*in ist kaum bemerkbar und gibt keine Kommentare.
  • Die Sicht ist auf den Horizont der gewählten Figur beschränkt.
  • Kein Zugang zu Ereignissen, Gefühlen und Gedanken der Figuren.


Auktoriales Erzählverhalten:

  • Auch allwissendes Erzählverhalten: Überblick über das Gesamtgeschehen.
  • Gefühle und Gedanken der Figuren sind bekannt.
  • Handlungen können kommentiert, beurteilt und reflektiert werden.
  • Es kann auf Vergangenes und Zukünftiges verwiesen werden.
  • Die Leser*innen können direkt angesprochen werden.


Neutrales Erzählverhalten: 

  • Objektive und distanzierte Darstellung der Ereignisse, vergleichbar mit einer Filmkamera.
  • Erzähler*in tritt in den Hintergrund.
  • Es werden keine Kommentare oder Einblicke in Gedanken und Gefühle der Figuren gegeben.
  • Erzählverhalten bestimmen

Ich-Erzählerin:

  • Ist eine Figur der Geschichte.
  • Subjektive und persönliche Sicht auf die Ereignisse.
  • Direkter Einblick in Gedanken und Gefühle der Figuren.
  • Verwendung der 1. Person  (ich, mir, mein, mich).


Personale/r Erzähler*in: 

  • Ist Teil der fiktiven Welt, aber das Wissen ist begrenzt.
  • Fokus auf die Perspektive eines bestimmten Charakters. 
  • Einblick in die Gedanken und Gefühle dieser Figur.
  • Erzählung in der 3. Person (er/sie).


Auktorialer Erzähler*in: 

  • Allwissende Perspektive.
  • Umfassender Überblick über alle Zusammenhänge.
  • Einblick in Gedanken und Gefühle mehrerer Figuren.
  • Der/die Erzähler*in kann kommentieren und bewerten. 
  • Möglichkeit von Vorausdeutungen und Rückblenden.
  • Erzählung in der 3. Person (er/sie).


Neutrale/r Erzähler*in

  • Objektive und sachliche Beschreibung der Geschichte.
  • Keine Einblicke in Gedanken oder Gefühle der Figuren.
  • Keine Kommentare oder Wertungen.
  • Ähnlich einer Kameraeinstellung.
  • Erzählung in der 3. Person (er/sie).
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