Deutsch: Neue Sachlichkeit

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Neue Sachlichkeit (1918-1933)

Die Neue Sachlichkeit entstand in Deutschland in den 1920er-Jahren. Durch eine nüchterne, realistische und objektive Darstellung der Realität distanziert sie sich von den emotionalen Ausdrucksformen des Expressionismus.

Als Literaturepoche ist sie besonders spannend, da in den Werken der Autor*innen die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen und Probleme jener Zeit aufgegriffen und kritisch hinterfragt werden. 

Die Werke bekannter Autoren wie Bertolt Brecht, Erich Kästner oder Erich Maria Remarque haben die Literaturgeschichte geprägt. Sie sind ein wichtiges Spiegelbild damaliger Probleme, Herausforderungen und alltäglichen Sorgen einer breiten Bevölkerungsschicht. 

Durch ein besseres Verständnis mit den Themen der Neuen Sachlichkeit gewinnen Schüler und Schülerinnen einen Einblick in die damaligen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Weimarer Republik

Wir geben dir einen Überblick über die wichtigsten Merkmale der Neuen Sachlichkeit und erklären dir vor ihrem geschichtlichen Hintergrund, welche Weltansicht und welche Themen und Motive für die Literatur der Neue Sachlichkeit bezeichnet waren. 

Definition Neue Sachlichkeit

Die Neue Sachlichkeit ist eine Strömung, die in allen künstlerischen Bereichen auftrat.

Die literarische Epoche reichte von 1918 bis 1933 und war eine Reaktion auf die Ideale des Expressionismus (1905-1925), bei dem der Ausdruck der Gefühle und Emotionen im Vordergrund stand.

In der Neuen Sachlichkeit hingegen wird die Alltagswirklichkeit sachlich, realistisch und distanziert ohne bildliche Stilmittel beschrieben. Die Autor*innen der Neuen Sachlichkeit behandeln in ihren Werken in einer objektiv gehaltenen Betrachtungsweise die persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme jener Zeit. Dazu gehören Themen wie Arbeitslosigkeit, Armut und Kriegstraumata von den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs. 

Die Schriftsteller*innen wählten eine allgemein verständliche Sprache, um die Literatur einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen. Einige wichtige Vertreter der Neuen Sachlichkeit sind Erich Kästner, Bertolt Brecht, Alfred Döblin und Thomas Mann.

Zeitliche Einordnung der Literaturepoche

Die Neue Sachlichkeit entwickelte sich als Reaktion auf die Wirren des Ersten Weltkriegs und der Zeit Gründung der Weimarer Republik, welche die Autor*innen stark beeinflussten. Zeitlich eingeordnet wird sie zwischen 1918 mit dem Ausruf der Weimarer Republik. Sie endete 1933 mit der Machtergreifung Hitlers und dem Zusammenbruch der Demokratie. 

Als Weimarer Republik wird die Zeit zwischen 1919 und 1933 bezeichnet. Ihre Geschichte kann in vier wichtige Phasen unterteilt werden:

  • 1918/19: Novemberrevolution und Gründung der Weimarer Republik
  • 1919-1923: Krisenjahre durch die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs (1914-1918)
  • 1924-1928: Goldene Zwanziger und Stabilisierung
  • 1929-1933: Weltwirtschaftskrise und Auflösung der Demokratie

Das Ende der Epoche der Neuen Sachlichkeit wurde durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten eingeläutet, welche die Literatur der Neuen Sachlichkeit verboten. Viele Schriften wurden verbrannt und zahlreiche Autor*innen verfolgt oder mussten ins Exil flüchten

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Bekannte Autoren und Werke der Neuen Sachlichkeit

Der Epoche der Neuen Sachlichkeit entstammen viele bekannte Autor*innen, welche die Literaturgeschichte geprägt haben. Zu den bekanntesten Vertretern gehört Erich Maria Remarque, dessen Roman „Im Westen nichts Neues“ (1928) zu den bedeutendsten Werken des 20. Jahrhunderts zählt. Aus der Sicht des Soldaten Paul Bäumer berichtet er von den Schrecken des Ersten Weltkriegs. 

Ein anderer anerkannter Autor ist Alfred Döblin. In seinem Roman „Berlin Alexanderplatz“ (1929) erzählt er die Geschichte eines Mannes, der sich nach seiner Haftentlassung in Berlin ein neues Leben aufbauen will. Döblin zeichnet ein realistisches gesellschaftliches Bild über die Auswirkungen des Stadtlebens auf das Individuum. 

Auswahl weiterer wichtiger Werke:  

  • Erich Kästner (1899-1974):
    „Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“ (1931)

  • Hans Fallada (1893-1947)
    „Kleiner Mann – Was nun?“ (1932)

  • Hermann Hesse (1877-1962)
    „Der Steppenwolf“ (1927)
    „Siddhartha“ (1922)

  • Bertolt Brecht (1898-1956)
    „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ (1932)
    „Dreigroschenoper“ (1928)

  • Franz Kafka (1883-1924)
    „Ein Hungerkünstler“ (1924)

  • Kurt Tucholsky (1890-1935)
    „Angestellte“ (1926)
    „Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte“ (1931)

  • Alfred Döblin (1878-1957)
    „Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord“ (1924)

  • Thomas Mann (1875-1955)
    „Mario und der Zauberer“ (1930)
    „Der Zauberberg“ (1924)

  • Carl Zuckmayer (1896-1977)
    „Der Hauptmann von Köpenick“ (1931)

Geschichtlicher Hintergrund

Mit der Weimarer Republik entstand 1918 die erste deutsche Demokratie. Das Leben und die Weltsicht in Deutschland in der Neuen Sachlichkeit wurden maßgeblich von den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs und den damit einhergehend schlechten wirtschaftlichen und sozialen Zuständen im Land geprägt. 

Viele Menschen hielten an der Monarchie und alten Werten und Traditionen fest. Hunger, Krankheiten und Armut waren allgegenwärtig. Die Lebensmittel waren nach dem Krieg knapp und die medizinische Versorgung noch nicht wieder hergestellt. Viele Familien hatten Angehörige im Krieg verloren und große finanzielle Sorgen, die durch die auferlegten Reparationszahlungen des Versailler Vertrags (1919) verstärkt wurden.

Kurz nach dem Ersten Weltkriegs erlebte Deutschland eine sehr hohe Inflation, die viele Menschen um ihre Ersparnisse brachte. Aufgrund dieser Erfahrungen waren viele Menschen entmutigt. 

Erst 1924 stabilisierte sich die Lage in Deutschland allmählich. Der Krise folgten die sogenannten „Goldenen Zwanziger“, eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und eines neuen Optimismus. 

Der Aufschwung und die Verbesserung der Lebensumstände der Bevölkerung änderten sich jedoch bereits 1929 im Zuge der Weltwirtschaftskrise wieder. Politisch wurde das Land zunehmend instabiler: Die Folgen waren politische Radikalisierung, wachsender Extremismus und Unmut gegenüber der Regierung. Mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde das Ende der Ära der Weimarer Republik besiegelt und damit auch das der Epoche der Neuen Sachlichkeit, die von der ideologisch geprägten Literatur der Nationalsozialisten abgelöst wurde. 

Neue Sachlichkeit: Themen & Motive

In der Neuen Sachlichkeit werden oft Themen und Motive wie Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise, Armut, politische und soziale Konflikte aufgegriffen, die anhand von Einzelschicksalen aus der Mittelschicht beschrieben werden: Arbeiter, Sekretärinnen, Angestellte, Ingenieure und Arbeitslose

Ihr Leben, ihre Arbeitswelt und ihre alltäglichen Sorgen in der modernen Gesellschaft stehen im Fokus vieler Romane, wie etwa in „Kleiner Mann - was nun?" (Hans Fallada). Der Roman zeichnet ein Spiegelbild der schwierigen Lebensumstände, wie sie in der Weimarer Republik viele Menschen betroffen haben. 

Aber auch die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges, die Inflation und der technische Fortschritt jener Zeit werden in den Texten thematisiert. „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin ist als ein Beispiel zu nennen. Der Roman stellt das moderne Leben in Berlin dar. Allgemein wurde das Motiv „Stadt“ aufgegriffen, um die Oberflächlichkeit, Anonymität und die Austauschbarkeit des Individuums der Großstadt als Ort der Einsamkeit und des Verlustes von Identität gegenüberzustellen.

Insgesamt war die Sprache der Autor*innen einfach gehalten, sollte leicht verständlich sein und die Alltagssprache der Menschen wiedergeben. Damit sollte die Literatur so vielen Menschen wie möglich zugänglich gemacht werden, um auf die gesellschaftlichen Missstände aufmerksam zu machen. 

Neue Sachlichkeit: Literatur

Die Neue Sachlichkeit umfasst alle literarischen Gattungen: Lyrik, Epik und Dramatik. Allen Gattungen ist gemeinsam, dass die Autor*innen eine neutrale und distanzierte Sprache in ihren Werken verwenden, um die Realität in all ihren Facetten abzubilden. 

Lyrik

Mit der Literatur sollte das einfache Bürgertum angesprochen werden. Daher ist bei den Werken der Neuen Sachlichkeit ihr Gebrauchswert von Bedeutung. Die sogenannte „Gebrauchslyrik“ verfolgte einen Nutzen, um die Leser*innen auf wirtschaftliche und soziale Missstände aufmerksam zu machen. Die Lyrik in der Neuen Sachlichkeit verzichtet zugunsten einer einfachen Sprache auf die Verwendung von Metaphern oder Allegorien oder anderer stilistischer Mittel. Der Stil ähnelt dem Charakter eines Zeitungsberichts oder einer Reportage

Gut zu wissen: Der Begriff „Gebrauchslyrik“ wurde von Bertolt Brecht eingeführt, der auch als einer ihrer wichtigsten Vertreter galt. Brecht bezeichnete damit den neuen Stil der Lyrik, der sich durch eine einfache Sprache von der „veralteten Kunstsprache“ und „gelehrten Metaphorikunterschied.

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Merke

Der Begriff „Gebrauchslyrik“ wurde von Bertolt Brecht eingeführt, der auch als einer ihrer wichtigsten Vertreter galt. Brecht bezeichnete damit den neuen Stil der Lyrik, der sich durch eine einfache Sprache von der „veralteten Kunstsprache“ und „gelehrten Metaphorik“ unterschied.

Epik

Auch in der Epik stand der gesellschaftliche Nutzen des Werks sowie die detaillierte und nüchterne Beschreibung des Lebens im Vordergrund.

Unter dem Begriff der Gebrauchsliteratur sind ebenfalls Berichte, Reportagen (Reportageliteratur) und schriftliche Dokumentationen zu verstehen, die sich alle an einer journalistischen Schreibweise orientieren. Die Perspektive des Erzählers ist neutral. Er funktioniert als Beobachter und Reporter, der die Geschehnisse wiedergibt, ohne sie zu bewerten.

Ebenfalls beliebt war der Zeitroman, eine Textform, die sich auf ausgewählte Zeiträume fokussiert und Einzelschicksale und die Gesellschaft um sie herum präzise darstellt. Ein Beispiel dafür ist „Im Westen nichts Neues“ (Erich Maria Remarque), der die Ereignisse des Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten aufgreift. 

Dramatik 

Das Drama bricht in der Neuen Sachlichkeit mit alten Mustern und antiken Vorstellungen des aristotelischen Konzepts. Bertolt Brecht prägte 1926 den Begriff des epischen Theaters, bei dem das Publikum das Geschehen aus einer Distanz mitverfolgt und auch nicht mit den Figuren mitfühlt. Um die Distanz zwischen Figuren und Publikum zu gewährleisten, wurden sogenannte „V-Effekte“ eingeführt. Dies sind spezielle Verfremdungseffekte, wie Unterbrechungen durch Lieder oder Kommentare oder musikalische Auftritte in den Pausen. Zweck dieser Verfremdungen war es, das Publikum zum Handeln aufzufordern und ihnen Zeit zu verschaffen, damit sie sich selbst Gedanken über das Theaterstück machen konnten

Auch das Volkstheater durchlief einen Wandel vom klassischen Volkstheater hin zum kritischen Volkstheater, in dem aktuelle politische und wirtschaftliche Themen gesellschaftskritisch von der einfachen Bevölkerungsschicht wie Arbeitern, Angestellten und Kleinbürgern aufgearbeitet wurden. 

Die Montage in der Neuen Sachlichkeit

In der Neuen Sachlichkeit entwickeln sich auch experimentelle Ansätze wie die Montage. Bei dem künstlerischen Mittel werden Fremdtexte wie Zeitungsausschnitte, Lieder, Dokumente oder Textstellen aus anderen Werken miteingebaut. Auf diese Weise sollten verschiedene Blickwinkel auf ein Thema oder eine Situation dargestellt und beleuchtet werden und die Kritik an Missständen und Ungerechtigkeiten stärker und noch realistischer wirken

Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin ist ebenfalls ein gutes Beispiel für diese Technik. Im Text finden sich Listen und Fahrpläne, um die Realität der Erzählung zu unterstreichen. 

Zusammenfassung

  • Die Neue Sachlichkeit reichte von 1918 (Gründung der Weimarer Republik) bis 1933 (Machtergreifung Hitlers) und war eine Reaktion auf die Ideale des Expressionismus (1905-1925), bei dem der Ausdruck der Gefühle und Emotionen im Vordergrund stand. 
  • In der Neuen Sachlichkeit wird die Alltagswirklichkeit sachlich, realistisch und distanziert ohne bildliche Stilmittel beschrieben. 
  • Themen und Motive wie Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise, Armut, politische und soziale Konflikte werden aufgegriffen und anhand von Einzelschicksalen aus der Mittelschicht beschrieben.  Aber auch die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges, die Inflation und der technische Fortschritt sowie Identitätsverlust und das Leben in der Großstadt werden thematisiert.
  • Wichtige Vertreter u.a. Erich Kästner, Erich Maria Remarque, Bertolt Brecht, Alfred Döblin und Thomas Mann.
  • Wichtige Werke u.a.: Erich Maria Remarque: „Im Westen nichts Neues“, (1928) und Alfred Döblin: „Berlin Alexanderplatz“ (1929).
  • Das Leben und die Weltsicht in Deutschland in der Neuen Sachlichkeit wurden von den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs und den damit einhergehend schlechten wirtschaftlichen und sozialen Zuständen im Land geprägt
  • 1924 stabilisierte sich die Lage in Deutschland allmählich. Der Krise folgten die sogenannten „Goldenen Zwanziger“, eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und eines neuen Optimismus
  • 1929 im Zuge der Weltwirtschaftskrise spannte sich die Situation insbesondere politisch an. Mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde das Ende der Epoche der Neuen Sachlichkeit besiegelt. 
  • Insgesamt war die Sprache der Autor*innen einfach gehalten, sollte leicht verständlich sein und die Alltagssprache der Menschen wiedergeben, um eine breite Bevölkerungsschicht anzusprechen. 
  • Die Neue Sachlichkeit umfasst alle literarischen Gattungen: Lyrik, Epik und Dramatik. Allen Gattungen ist gemeinsam, dass die Autor*innen eine neutrale und distanzierte Sprache in ihren Werken verwenden, um die Realität abzubilden. 
  • Der Gebrauchswert und der Nutzen für die Menschen stehen im Vordergrund. Unter den Begriff der Gebrauchsliteratur sind Berichte, Reportagen (Reportageliteratur) und schriftliche Dokumentationen zu verstehen, die sich an einer journalistischen Schreibweise orientieren. Die Perspektive des Erzählers ist neutral
  • Dramatik: Das Drama bricht in der Neuen Sachlichkeit mit alten Mustern und antiken Vorstellungen des aristotelischen Konzepts. Bertolt Brecht prägte 1926 den Begriff des epischen Theaters
  • Auch das Volkstheater durchlief einen Wandel vom klassischen Volkstheater zum kritischen Volkstheater
  • Die Montage entwickelte sich als künstlerisches Mittel. Indem Fremdtexte aus anderen Werken miteingebaut wurden, sollten verschiedene Blickwinkel auf ein Thema oder eine Situation geschaffen werden. 

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