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Deutsch - Deutungshypothese

Wenn Du wissen willst, was hinter der Deutungshypothese steckt, dann bist Du hier genau richtig. Steig direkt ins Thema ein.

Deutungshypothese

Bei einer Deutungshypothese wird der Hauptgedanke eines Textes in wenigen Sätzen zusammengefasst. Es handelt sich um eine Annahme darüber, welche Intention der/die Autor*in eines Werkes mit dem Text verfolgt. 

Die Deutungshypothese begegnet Dir bei Gedichtanalysen und Gedichtinterpretationen sowie bei der Textanalyse von anderen Textsorten wie etwa Kurzgeschichten. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil, wenn es darum geht, Texte zu verstehen, zu interpretieren und kritisch zu reflektieren

In dieser Übung zeigen wir Dir, wie eine gute Deutungshypothese gebildet wird. Mit Beispielen und Strategien für eine effektive Vorbereitung inklusive Formulierungshilfen wirst Du sie erfolgreich anwenden können. 

Wie wird eine gute Deutungshypothese gebildet?

Bei der Deutungshypothese wird in wenigen Sätzen eine Vermutung darüber gemacht, was die grundsätzliche Aussage eines Textes oder die Intention des/der Autor*in sein könnte. 

Die Deutungshypothese muss nicht korrekt sein, denn sie stellt einen Einstieg in die Analyse und eine Vermutung dar, die überprüft, widerlegt, erweitert oder verändert werden kann. 

Eine gelungene Deutungshypothese ist klar und präzise formuliert. Sie dient dazu, das Verständnis des Textes auf einer anderen Bedeutungsebene zu vertiefen und dem/der Leser*in einen roten Faden an die Hand zu geben.

Anwendung im Deutschunterricht

Die Deutungshypothese kann Dir helfen, eine bestimmte Deutung oder Bedeutungsebene des Textes zu erfassen und zu begründen. Wir zeigen Dir, wie Du eine Deutungshypothese aufbauen kannst:

Gedicht: „Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff

1 - Laue Luft kommt blau geflossen,

2 - Frühling, Frühling soll es sein!

3 - Waldwärts Hörnerklang geschossen,

4 - Mutger Augen lichter Schein;

5 - Und das Wirren bunt und bunter

6 - Wird ein magisch wilder Fluß,

7 - In die schöne Welt hinunter

8 - Lockt dich dieses Stromes Gruß.

9 - Und ich mag mich nicht bewahren!

10 - Weit von euch treibt mich der Wind,

11 - Auf dem Strome will ich fahren,

12 - Von dem Glanze selig blind!

13 - Tausend Stimmen lockend schlagen,

14 - Hoch Aurora flammend weht,

15 - Fahre zu! Ich mag nicht fragen,

16 - Wo die Fahrt zu Ende geht!

Deutungshypothese:

Beispiel 1:


In dem Gedicht geht es um den FrühlingsbeginnLaue Luft kommt blau geflossen“ (Zeile 1), der bildhaft beschrieben und durch persönliche Gefühle (lyrisches Ich) Ausdruck verliehen wird. 

  • Mögliche Deutungshypothese
     
    „Das Gedicht macht die Verlockungen des Frühlings deutlich, denen sich das lyrische Ich hingibt.“


Beispiel 2: 


Auf dem Strome will ich fahren“ (Zeile 11) und „Fahre zu!“ (Zeile 15) beschreibt die Fahrt des lyrischen Ich durch die Natur als ein Akt der Freude und des Glücks. 

  • Mögliche Deutungshypothese

„Die Fahrt dient als Metapher für die Reise des Menschen durch das Leben und die Suche nach Glück und Erfüllung.“

Kurzgeschichte „Die Verwandlung“ von Franz Kafka

Die Geschichte erzählt von Gregor Samsa, der sich eines Morgens in einen riesigen Käfer verwandelt hat. Seine Familie reagiert ablehnend. Sie beginnen ihn zu misshandeln und zu vernachlässigen. Gregor fühlt sich einsam und entfremdet sich von seiner Familie. 

Deutungshypothese:

Beispiel 1

  • Mögliche Deutungshypothese

Die Geschichte kann als Metapher für die Entfremdung und Isolation des Individuums in einer entfremdeten Welt gelesen werden. Kafka könnte damit auch auf die Angst vor Veränderung hinweisen.  

Beispiel 2

  • Mögliche Deutungshypothese

Gregor wird von seiner Familie und insbesondere seinem Vater herablassend behandelt. Diese Beziehungsdynamik spiegelt möglicherweise Kafkas eigene Beziehung zu seinem Vater wider, der ebenfalls dominant war. 

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Achtung

„Die Verwandlung“ zeigt, wie hilfreich es ist, den Entstehungshintergrund zu Texten und auch die Biografie des/der Autor*in zu kennen. Kafka stellt hier eine psychologische Verbindung und soziale Struktur von seiner eigenen Familie und Gregors Familie her. 

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Strategien für Klausuren

Die Deutungshypothese ist ein elementarer Bestandteil der Klausurarbeit, denn sie ist eine Grundlage für die Argumentation und Analyse. Der Deutungshypothese geht eine gute Vorbereitung voraus.

1. Analyse des Textes und Vorbereitung der Hypothese

Der Text wird genau gelesen, um die Hauptthemen, Motive und Charaktere zu identifizieren. Dabei sollten alle relevanten Informationen, Kontexte und Zusammenhänge berücksichtigt werden

Tipp: Es ist hilfreich, den Text Strophe für Strophe zu analysieren und in Abschnitte zusammenzufassen. 

2. Sammeln von Hintergrundinformationen

Untersuche nicht nur den Text selbst, sondern auch hinsichtlich möglicher Interpretationen und Bedeutungsebenen, die sich auf den/die Autor*in, die Zeitperiode und den historischen Kontext beziehen. 

Tipp: Es geht um Deinen ersten Leseeindruck und um die Grundlage für die nachfolgende Analyse. Frage Dich: Was möchte das Werk bewirken? Welche Fragen wirft es auf?

3. Bilde die Deutungshypothese

Die Deutungshypothese wird zwischen der Einleitung und dem Hauptteil platziert und basiert auf der Textanalyse und den Hintergrundinformationen. 

Tipp: Du brauchst die Deutungshypothese im Vorfeld nicht systematisch analysieren, da es sich um Deine Vermutung handelt. 

4. Sammle Beweise

Eine gute Deutungsanalyse solltest Du mit Beweisen aus dem Text oder anderen Quellen stützen können, um die Argumente logisch und nachvollziehbar zu gestalten. 

Tipp: Unterstütze Deine Aussagen auch mit Faktoren wie der Textatmosphäre, dem Kontext der Handlung und der Charaktere oder Zitaten aus dem Text. 

5. Überprüfe die Hypothese

Die Deutungshypothese sollte während der Analyse angepasst werden können, da sich oft weitere Erkenntnisse und Interpretationen ergeben können

Tipp: Es ist zunächst zweitrangig, ob eine Interpretation „richtig“ oder „falsch“ ist. Ob sich die Hypothese als „richtig“ oder „falsch“ herausstellt, kannst Du ohnehin erst nach der Analyse und Interpretation abschließend feststellen.

6. Diskussion und Reflexion

Am Ende der Arbeit wird noch einmal auf die Deutungshypothese eingegangen und aufgezeigt auf, ob sich diese bestätigt hat oder nicht

Tipp: Auch wenn Du von Deiner ursprünglichen Hypothese abgekommen bist, ist es wichtig, dies klar zu benennen. 

Deutungshypothese Formulierungshilfen

  • Das Gedicht/die Kurzgeschichte/Novelle … problematisiert das Thema …

  • Der/die Autor*in / der/die Erzähler*in / das lyrische Ich macht damit klar / verdeutlicht 

  • betont / hebt hervor / unterstreicht, dass ...

  • Der/die Autor*in stützt dies mit dem Argument ...

  • Mit dieser Formulierung wird ausgedrückt / konkretisiert / veranschaulicht, dass ...

Deutungshypothese, Gedichtanalyse und Gedichtinterpretation

Die Begriffe Deutungshypothese, Gedichtanalyse und Gedichtinterpretation tauchen oft gemeinsam auf und sind eng miteinander verwandt

Deutungshypothese

Es geht um die Vermutung, welche Absicht der/die Autor*in mit dem Text verfolgt. Sie ist der Ausgangspunkt für weiterführende Untersuchungen, um die Richtigkeit der aufgestellten Annahme zu überprüfen oder zu widerlegen. 

Gedichtanalyse

Die Gedichtanalyse bezieht sich auf die methodische und systematische Untersuchung eines Gedichts in Bezug auf dessen Inhalt, Struktur, Sprache, Metrik, Form und Themen, um die Bedeutung und Wirkung zu verstehen. 

Gedichtinterpretation

Bei der Gedichtinterpretation geht es darum, die Ergebnisse aus der Gedichtanalyse mit eigenen Gedanken und Gefühlen zu deuten. Die Deutungshypothese bezieht sich auf die Gedichtinterpretation, denn sie unterstützt bei der Entwicklung der individuellen Interpretation.

Zusammenfassung

  • Die Deutungshypothese fasst den Hauptgedanken eines Textes prägnant zusammen. 

  • Die Deutungshypothese muss nicht korrekt sein, denn sie stellt einen Einstieg in die Analyse und eine Vermutung dar, die im weiteren Anschluss überprüft, widerlegt, erweitert oder verändert werden kann. 

  • Eine gelungene Deutungshypothese ist klar und präzise formuliert und aufgebaut. 

  • Der Deutungshypothese geht eine gute Vorbereitung voraus.

  • Wichtige Strategien für Klausuren:
    • Analyse des Textes: Der Text wird genau gelesen.
    • Hintergrundinformationen: Untersuche den Text hinsichtlich möglicher Interpretationen und Bedeutungsebenen, die sich auf den historischen Kontext beziehen.
    • Bilde die Deutungshypothese
    • Sammle Beweise/Belege
    • Überprüfe die Deutungshypothese
    • Zeige auf, ob sich die Deutungshypothese bestätigt hat oder nicht. 

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