Deutsch - Romantik
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Literaturepoche Romantik: Merkmale, Autoren & Werke
Die literarische Epoche der Romantik entstand als Gegenbewegung zur rationalen Weltansicht der Aufklärung. Noch heute sind viele der damals entstandenen Ideen, Themen und Werke aktuell und gewähren spannende Einblicke in die menschliche Psyche.
Die Romantik umfasst eine spannende Ära des Umbruchs, die von politischen Unruhen, neuen Reformen, der Industrialisierung und technischen Neuerungen geprägt ist. Vor diesem Hintergrund formte sich ein Menschenbild, das den Menschen als Individuum mit seinen Gefühlen in den Mittelpunkt stellte.
In diesem Kapitel stellen wir die Literaturepoche Romantik vor. Welche geschichtlichen Hintergründe führten zu ihrer Entstehung? Welche Merkmale, Themen und Motive wurden in der Literatur zum Ausdruck gebracht? Neben den wichtigsten Eckdaten findest du auch die bekanntesten Vertreter*innen, welche die Epoche bis in die heutige Zeit geprägt haben.
Definition der Literaturepoche Romantik
Die Romantik war eine literarische Epoche, die zeitlich etwa von 1795 bis 1848 eingeordnet wird. Sie galt als Gegenbewegung zur Weimarer Klassik und zum Rationalismus der Epoche der Aufklärung.
Vor dem Hintergrund gravierender gesellschaftlicher und historischer Veränderungsprozesse wie der Industrialisierung und der Französischen Revolution wurden in der Romantik das Innere des Menschen, seine Gefühle und Sehnsüchte und seine Beziehung zur Natur zu wichtigen Themen.
Auch das Mythische und Märchenhafte des Mittelalters fand in der Romantik Einzug in die Literatur. Die Romantik kann in drei Phasen aufgeteilt werden:
- Frühromantik: 1795 bis 1804 (Jenaer Romantik)
- Hochromantik: 1805 bis 1815 (Heidelberger Romantik)
- Spätromantik: 1816 bis 1848 (Berliner Romantik)
Zu den zentralen Vertreter*innen gehören unter anderem E.T.A. Hoffmann, Joseph von Eichendorff, Bettina von Arnim und Ludwig Tieck.
Literarische Epochen sind zeitlich oft nicht exakt abgrenzbar und die Übergänge zu anderen Epochen sind meistens nicht fließend. Daher existieren oft abweichende Zeiträume für den Beginn und das Ende einer Epoche. Neue Stile und Strömungen können entstehen, während alte Formen noch bestehen. Epochenwechsel ziehen sich über längere Zeiträume und haben keine strikte Zäsur.
Grundlagen der Romantik: Historischer Hintergrund
Die Epoche der Romantik entwickelte sich vor dem Hintergrund tiefgreifender gesellschaftlicher, politischer Umbrüche in ganz Europa und zahlreichen technischen und wissenschaftlichen Neuerungen.
Französische Revolution und Koalitionskriege
Die Französische Revolution 1789 und die anschließenden Kriege unter Napoleon überzogen den europäischen Kontinent, was auch in Deutschland zu gravierenden Veränderungen führte: Durch die aufklärerischen Ideen der Revolution wollten sich die Menschen nicht mehr dem Adel unterwerfen, was mit einem neuen Selbstbewusstsein des Bürgertums einherging. Die Forderungen nach Mitspracherecht in der Politik und nach einer Demokratie wuchsen.
Auflösung des Heiligen Römischen Reichs
Die Auflösung des Heiligen Römischen Reichs 1806 führte zu der Verabschiedung zahlreicher Reformen. Die Preußischen Reformen wie unter anderem die Bauernbefreiung, die Gewerbefreiheit, die Städteordnung und die Bildungsreform wurden eingeführt.
Wiener Kongress
All diese Neuerungen wurden jedoch wieder verworfen, denn Napoleon wurde in Folge der Befreiungskriege (1813 bis 1815) in Waterloo besiegt. Im Wiener Kongress 1815 wurde beschlossen, dass in Europa wieder die alte Ordnung hergestellt wird. Dies bedeutete auch, dass alle demokratischen Rechte und Freiheiten wieder aufgehoben wurden.
Industrialisierung
Daneben ließ die Industrialisierung die Städte rasant wachsen, was zu einer Landflucht und zu einer neuen Arbeiterklasse führte. Die Arbeiter*innen lebten in industriellen Ballungszentren, die von Schmutz und Lärm geprägt waren. Infolgedessen wurden auch die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten immer größer und der Mensch entfernte sich immer stärker von der Natur.
Technischer Wandel
Technische Erfindungen wie die Webmaschine und die erste deutsche Eisenbahn erforderten neue Arbeitsweisen und eine Umorientierung, da Maschinen nun die Arbeit von Menschen ersetzten. Die Produktivität der Wirtschaft erhöhte sich zwar, aber es entstand auch eine neue Leistungsgesellschaft mit mehr Arbeit und weniger Freizeit.
Menschenbild und Weltansicht
Die Vertreter*innen der Romantik übten Kritik an der zunehmenden Technisierung und der damit einhergehenden Entfremdung von sich selbst. Die Umwelt und die lauten und schmutzigen Städte wurden als feindselig empfunden. Um diesen Umbrüchen zu entfliehen, wurden Traumwelten erschaffen. Dazu gehörte auch die Rückbesinnung zur Natur und die Idealisierung des Mittelalters.
Das Menschenbild spielte in der Romantik eine große Rolle. Der Mensch wurde als Individuum wahrgenommen, das sich mit seinen Gefühlen, der Sehnsucht nach Freiheit, dem Ausdruck von Emotionen und Fantasie von der gesellschaftlichen Ordnung abzugrenzen versuchte. Der Rückzug ins Innere war eine Reaktion auf die äußere Welt.
Merkmale der Romantik
Traumwelten
Um der Industrialisierung und Technisierung zu entkommen, schufen Romantiker in ihren Werken Fantasie- und Traumwelten. Die Autor*innen gewähren auch einen Einblick in die seelischen Abgründe ihrer Figuren. Das Geheimnisvolle wird in Metaphern umschrieben.
Abwendung von der Arbeitswelt
Die Industrialisierung und die damit verbundenen Veränderungen der Arbeitsbedingungen wurden von Romantikern als befremdlich empfunden. Sie befürworteten die Rückkehr zu einer natürlichen Lebensweise im Einklang mit der Natur. In der Literatur spiegelt sich die Kritik an der modernen Gesellschaft ebenfalls wider.
Naturverbundenheit
Der Wunsch nach einem Rückzug in die Natur spielt eine zentrale Rolle. Die Natur stellt eine Quelle der Inspiration und Ort der Erholung und Sehnsucht dar. Sie ist das Gegenstück zur lauten und schmutzigen Stadt. Die Natur dient als Spiegelbild der eigenen Gefühlswelt.
Subjektivität
In der Romantik stehen die eigene Gefühlswelt und der individuelle Weltschmerz im Vordergrund. Melancholie, Sehnsucht und Leidenschaft werden intensiv beschrieben und finden in Lyrik und Prosa im „lyrischen Ich“ ihren Ausdruck.
Idealisierung des Mittelalters
Die Romantiker waren von den Sagen und Mythen des Mittelalters fasziniert. Das Mittelalter wurde als ursprünglicher und unberührter Gegenpol idealisiert. Traditionelle Elemente fanden ihren Eingang in der ersten Volkspoesie der Gebrüder Grimm und in Volksliedern, Sagen und Märchen.
Sehnsucht nach Übernatürlichem und Mystik
Weitere Merkmale der Romantik sind eine dunkle, geheimnisvolle Atmosphäre und Themen wie Tod oder Schauderhaftes. In vielen Werken finden sich unheimliche und düstere Orte wie Friedhöfe, dunkle Wälder, alte Burgen und Höhlen, die alle etwas Übernatürliches und Magisches ausstrahlen. (Zum Beispiel in Joseph von Eichendorff „Das Marmorbild“ oder „Die Elixiere des Teufels“ von E.T.A. Hoffmann).
Romantische Ironie
Der Ausdruck romantische Ironie wurde von Friedrich Schlegel erstmals benutzt. Sie wurde zum wichtigen Gestaltungsmittel und zum Merkmal schöpferischer Freiheit in der Literatur der Romantik. Romantische Ironie bezeichnet eine Art Selbstreflexion und/oder Kritik des/der Autor*in über das eigene Werk, die in das Werk selbst „verpackt“ ist. Wie zum Beispiel in Ludwig Tiecks „Der gestiefelte Kater“, in dem sich zwei Figuren über den Wert der Komödie unterhalten.
Anders gesagt: Die Figuren beziehen sich auf das Werk, von dem sie selbst Teil sind.
Romantik: Symbole und Motive
Auch bestimmte Symbole und Motive werden dir in den Werken der Romantik regelmäßig begegnen:
Sehnsucht und Liebe
Das Motiv der Sehnsucht steht in einem engen Zusammenhang mit weiteren Motiven wie dem Wandermotiv oder des Fernwehs (zum Beispiel in „Aus dem Leben eines Taugenichts“, Joseph von Eichendorff). Zudem war die Darstellung der Liebe zwischen zwei Individuen, die alle gesellschaftlichen Konventionen überwinden, ein beliebtes Motiv in der Romantik („Lucinde“, Friedrich Schlegel).
Blaue Blume
Die blaue Blume ist eines der bekanntesten Symbole der Romantik. Sie steht für die Verbindung zwischen dem Menschen und der Natur. Die blaue Blume wurde zu einem beliebten Bild, das Sehnsucht, Liebe und Unendlichkeit symbolisierte. Erstmalig wurde sie von Novalis im Roman „Heinrich von Ofterdingen“ aufgegriffen.
Wandermotiv
Viele romantische Dichter*innen bezogen sich in den Werken auf ihre persönlichen Wandererfahrungen als Motiv für Sehnsucht und Ferne. Symbolisch stand das Motiv auch für die Reise ins Innere und der Suche nach sich selbst. („Der frohe Wandersmann“, Joseph von Eichendorff)
Schwellenmotiv
Als Schwellenmotiv wird der Übergang zwischen zwei Zuständen beziehungsweise der Grenze zwischen Wirklichkeit und Traum bezeichnet. Damit gemeint sind etwa die Dämmerung, das Zwielicht, der Mondschein oder Spiegel und Fenster, durch die man in eine andere Welt blicken kann. („Der Sandmann“, E.T.A. Hoffmann)
Das Nachtmotiv
Das Motiv der Nacht galt als ein faszinierendes und geheimnisumwobenes Naturerlebnis, bei dem die Grenzen zwischen Realität und Traum verwischen. Die Nacht stellt die innere Gefühlswelt wie Schmerz, unerfüllte Liebe oder Tod dar. („Ritt im Mondschein“, Achim von Arnim).
Das Spiegelmotiv
Das Spiegelmotiv symbolisierte die Suche nach der eigenen Identität und die Schnittstelle zwischen Realität und Irrealität. Damit wird ebenfalls das Interesse am Unterbewussten und an der Transzendenz, der Hinwendung zum Übernatürlichen deutlich. („Schneewittchen“, Brüder Grimm).
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Romantik: Literatur
In der Literatur der Romantik kam es häufig zu Vermischungen der Gattungen, denn die Autor*innen experimentierten gern mit den verschiedenen Elementen der Lyrik, Epik und Dramatik. Für diese Mischformen wurde auch der Begriff „Universalpoesie“ geprägt. Diese war nach der damaligen Auffassung niemals vollendet und entwickelte sich stetig weiter, weshalb viele Texte unvollständig als Fragmente erhalten sind.
Lyrik
Mit dieser Gattung ließ sich die innere Gefühlswelt am besten darstellen, weshalb sie am populärsten war. Sie wurde auch als Kunstpoesie oder Naturpoesie bezeichnet. Die Texte zeichneten sich durch eine volksnahe und einfache Sprache aus. Romantische Lyrik hatte meistens die Form eines Volksliedes und war mit Strophen im Kreuzreim aufgebaut.
Epik
Auch epische Formen wie der Roman und die Novelle eigneten sich gut, um verschiedene Merkmale anderer Gattungen zu vermischen. Neben der Novelle waren Kunst- und Volksmärchen beliebt und die Kurzgeschichte erlebte ihre Blütezeit. Zu den bedeutendsten Werken gehören etwa „Der goldene Topf“ oder „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann.
Dramatik
Da das Drama festen Regeln folgt und insgesamt weniger Raum für Fantasie oder die Vermischung von Gattungen zuließ, spielte es in der Epoche eine untergeordnete Rolle. Trotzdem entstanden einige Dramen wie „Der gestiefelte Kater“ (Ludwig Tieck).
Innerhalb der Romantik gab es die Unterströmung der sogenannten „Schwarzen Romantik“, welche die dunklen Seiten der menschlichen Psyche beleuchtete. Sie entstand Ende des 18. Jahrhunderts in England als „Gothic Novel“. Besonders E.T.A. Hoffmann ist im deutschen Sprachraum für seine unheimlichen Novellen bekannt.
Bedeutende Vertreter*innen der Romantik
- Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)
„Mondnacht“, „Aus dem Leben eines Taugenichts“ - Novalis (1772 - 1856)
„Hymnen der Nacht“, „Heinrich von Ofterdingen“ - Heinrich Heine (1797-1856)
„Aus alten Märchen winkt es“ - Ludwig Tieck (1773-1853)
„Der blonde Eckbert“, „Andacht“ - Clemens Brentano (1778-1842)
„Wiegenlied“, „Sprich aus der Ferne“ - E.T.A. Hoffmann (1776-1822)
„Das öde Haus“, „Die Elixiere des Teufels“, „Nachtstücke“ (darin enthalten: „Der Sandmann“) - Jacob und Wilhelm Grimm
„Kinder- und Hausmärchen“, „Deutsche Sagen“ - Friedrich Schlegel (1772-1829)
„Lucinde“, „Brief über den Roman“ - Bettina von Arnim (1785-1859)
„Die Gründerode“ - Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798)
„Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“
Warum ist die Romantik wichtig?
Die Epoche der Romantik, die Autor*innen und die Literatur prägen unsere moderne Welt noch immer. Viele Ideen und Themen wie Sehnsucht, Gefühle, Natur und Fantasie sind auch heute aktuell und inspirieren uns weiterhin. Zudem bildete die Epoche den Ursprung für viele moderne Lebenskonzepte. Dazu gehört die Bedeutung von individuellen Gefühlen, Träumen und Sehnsüchten ebenso wie der Wunsch nach persönlicher Freiheit und Entfaltung.
Zusammenfassung und wichtigste Eckdaten
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Wann war die Epoche der Romantik?