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Deutsch: Anglizismen

Wenn Du alles rund um Anglizismen wissen willst, dann bist Du hier genau richtig. Steig direkt ins Thema ein.

Anglizismen leicht erklärt: Heute schon auf der Couch gechillt?

„Denglisch“ macht die deutsche Sprache kaputt, und überhaupt versteht man die Jugendlichen mit ihrem „Bro“, „dissen“ und „lost“ sowieso nicht mehr – oder? Anglizismen sind sprachliche Ausdrücke, die aus der englischen in die deutsche Sprache gewandert sind. Jede Wette, dass Du mehr davon benutzt, als Dir im Moment überhaupt bewusst ist! 

Hier lernst Du die genaue Definition von „Anglizismus“ kennen, findest viele Beispiele für Anglizismen im Deutschen und kannst Dir Deine eigenen Meinung dazu bilden, ob sie sinnvoll sind oder nicht.

Definition: der Anglizismus (und einige erste Beispiele)

Du nutzt bestimmt viele Anglizismen im Alltag. Vielleicht kennst Du Dich mit Beauty und Make-up aus, gehst zum spannenden Match, achtest auf Deinen Style oder freust Dich auf das nächste Highlight Deines Alltags? Stell Dir vor, wie schwierig das ohne Anglizismen zu beschreiben wäre!

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Merke

Ein Anglizismus ist ein Ausdruck aus der englischen Sprache. Meist handelt es sich um englische Wörter, die ins Deutsche übernommen wurden. Anglizismen können sich aber auch in der Grammatik oder Rechtschreibung zeigen. Ausdrücke, die speziell aus dem Britischen kommen, nennt man auch „Britizismen“ – das amerikanische Gegenstück „Amerikanismen“.

Wo Du englische Wörter im Deutschen entdecken kannst

Auch wenn Dir Anglizismen im Deutschunterricht zum ersten Mal bewusst geworden sind, gibt es viele Beispiele für Anglizismen – in unserer Alltagssprache, aber auch in bestimmten Fachbereichen:

  • Alltag: Smartphone, Job, Happy End, Work-Life-Balance, surfen, Update

  • Jugendsprache: chillen, dissen, lost, cringe

  • Social Media: twittern, Feed, posten

  • Wirtschaft: Homeoffice, Marketing, Start-up

  • Film und Medien: Action, Talkshow, Teaser

  • Technik: App, Laptop, Download

  • Wissenschaft: Paper, Bachelor, Thesis

Viele englische Begriffe sind im deutschen Sprachgebrauch komplett angekommen – andere finden sich vor allem dort, wo ohnehin viel Englisch gesprochen wird. Aus der Fachsprache sind Anglizismen in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken, und auch Globalisierung und Sprache hängen natürlich zusammen. Ebenfalls findest Du Anglizismen in der Musik (Song, Score, Hit), in der Werbung (Slogan, Label, Aftershave) und manchmal sogar in der Politik (Fake News). 

Kurz: Englische Ausdrücke sind im deutschen Alltag angekommen – auch wenn manchen Menschen das nicht gefällt, besonders wenn es dabei um die Jugendsprache geht.

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Jugendsprache und Anglizismen: Herz und Seele?

Findest Du auch manche Sachen einfach cringe oder fühlst Dich total lost? Würdest Du am liebsten jemanden canceln, weil die Person Dich ständig triggert? Das Jugendwort des Jahres 2023 war „goofy“, gefolgt von weiteren Anglizismen wie „slay“, „side eye“ und „yolo (you only live once)“. Auch in den Jahren davor fanden sich englische Begriffe auf Platz 1: „smash“ (2022), „cringe“ (2021) und „lost“ (2020). 

Manche Menschen sprechen dann gern vom „Sprachverfall durch Anglizismen“ und werfen Jugendlichen vor, die deutsche Sprache durch das „Denglisch“ zu verschandeln – man könne sie ja gar nicht mehr verstehen. 

Genau das ist übrigens der Sinn der Jugendsprache: Sie hilft jungen Menschen dabei, sich von anderen (meist Älteren) abzugrenzen und eine eigene Sprache für die Gruppe zu schaffen. Anglizismen helfen dabei, da gerade ältere Menschen sie nicht immer korrekt verstehen. Kein Wunder also, dass die Bedeutung von Anglizismen gerade unter jungen Menschen groß ist. 

Verschiedene Arten von Anglizismen

Die deutsche Sprache ist im Wandel – immer schon. Im Kontakt mit anderen Sprachen schleichen sich Wörter von einer Sprache in die andere. Aber wie? Das kann unterschiedlich ablaufen und deshalb gibt es auch unterschiedliche Arten von Anglizismen. Wir schauen uns die wichtigsten hier an.


Lehnwort: Wir schnappen uns einfach das ganze Wort

Es gibt viele Lehnwörter im Deutschen, bei Weitem nicht nur aus dem Englischen. Dabei wird ein komplettes Wort einfach übernommen – wie es zum Beispiel bei Jeans, Laptop oder Hashtag passiert ist. 


Bedürfnisentlehnung: Wir brauchen ein Wort, und zwar schnell!

Die Bedürfnisentlehnung ist ein Sonderfall der Lehnwörter-Gruppe. Hier gibt es noch keine deutschen Alternativen zu den Anglizismen, sodass wir auf die englischen Begriffe zurückgreifen. Das passiert besonders oft im Bereich Technik, zum Beispiel: Internet, Browser, Scanner oder Chat. 


Lehnbedeutung: Das Wort haben wir schon, jetzt geht’s um die Bedeutung

Das Wort „feuern“ (im Sinn von „eine Waffe abfeuern“) kannten wir im Deutschen schon. Aber erst als das englische „to fire“ uns auch als „jemanden entlassen“ bekannt wurde, bekam „(jemanden) feuernauch im Deutschen diese Bedeutung.


Lehnübersetzung: Wort für Wort, aber auf Deutsch

Hättest Du „Gehirnwäsche“ oder „Körpersprache“ als Anglizismen erkannt? Tatsächlich sind sie Wort-für-Wort-Übersetzungen der englischen Begriffe „brainwashing“ und „body language“ und heißen deshalb Lehnübersetzungen. Auch die „Seifenoper“ („soap opera“) gehört in diese Gruppe.


Lehnübertragung: Was passt im Deutschen?

Eine Lehnübertragung ist einer Lehnübersetzung ähnlich, doch das Wort wird angepasst, damit der Anglizismus auch im Deutschen noch gut klingt. So heißt der englische „skyscraper“ (eigentlich „Himmelskratzer“) auf Deutsch etwas verändert „Wolkenkratzer“. Und aus „turn off“ haben wir „abtörnen“ gemacht.


Lehnschöpfung: Wir machen das neu

Eine Lehnschöpfung ist vom ursprünglichen englischen Wort noch weiter entfernt als die Lehnübertragung. Hier bilden wir ein völlig neues Wort, um das englische Wort ins Deutsche zu übertragen. Ob es sich dabei wirklich noch um einen Anglizismus handelt oder wir früher oder später dieses Wort sowieso entdeckt hätten? Darüber lässt sich streiten. Beispiele sind „Luftkissenboat“ („hovercraft“) und „Klimaanlage“ („air conditioning“). 


Scheinanglizismen: falsche Freunde

Zu den Besonderheiten von Anglizismen gehören die Scheinanglizismen. Sie sehen zwar englisch aus und haben oft auch eine englische Bedeutung – aber nicht dieselbe wie im Deutschen. Unser „Handy“ zum Beispiel würden Muttersprachler:innen der englischen Sprache nicht als Mobiltelefon verstehen. Das Wort „handy“ gibt es zwar im Englischen, es bedeutet aber „praktisch“ oder „bequem“. Auch den „Oldtimer“ gibt es nur im Deutschen. Wir sprechen dann von „falschen Freunden“, denn im Englischunterricht führen Scheinanglizismen zu Verwechslungen. 

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Merke
Art des Anglizismus
Beschreibung
Beispiel
Lehnwort
Ein Wort wird vollständig übernommen.
Laptop
Bedürfnisentlehnung
Es gibt noch kein deutsches Wort für diesen Anglizismus.
Browser
Lehnbedeutung
Die Bedeutung des deutschen Wortes wird um die englische Bedeutung erweitert.
feuern
Lehnübersetzung
Das englische Wort wird Wor für Wort übersetzt.
Gehirnwäsche
Lehnübertragung
Die Übersetzung des englichen Wortes wird teilweise angepasst.
Wolkenkratzer
Lehnschöpfung
Ein neues deutsches Wort wird geschaffen, um das englische zu übertragen.
Klimaanlage
Scheinanglizismus
Das deutsche Wort klingt englisch, bedeutet aber im Englischen etwas anderes oder existiert gar nicht.
Handy

Anglizismen können verschiedene Formen haben

Anfangs haben wir schon verraten, dass Anglizismen in verschiedenen Wortarten auftreten können – als Substantive (Chat, Buddy), Verben (haten, dissen) oder Adjektive (nice, cute). Die allermeisten Anglizismen findest Du auf dieser Ebene, wo es um die eigentlichen Wörter geht. Man nennt diese Ebene „Lexik“. 

Dass auch Wortbedeutungen entlehnt werden können, hast Du bereits oben bei der Bedeutungsentlehnung erfahren. Die Bedeutung von Wörtern nennt man mit dem Fachbegriff „Semantik“. Deshalb gehört zum Beispiel das Wort „feuern“ („to fire“) zu den semantischen Anglizismen. 

Es gibt aber auch eine Interaktion von Anglizismen und Grammatik. „Er hat mich voll gehated“, schreiben wir vielleicht, obwohl im Deutschen die Form des Perfekts häufig mit der Endung -t gebildet wird. Aber wie schreibt man das? gehat-t? gehatet? Außerdem müssen wir Anglizismen in Adjektivform steigern, zum Beispiel „cooler“, „am coolsten“. Deshalb schleichen sich Anglizismen manchmal auch in die Grammatik. Diese Ebene heißt „Syntax“.

Wenn aus dem Englischen typische Rechtschreibregeln übernommen werden, spricht man von orthografischen Anglizismen – der Fachbegriff für Rechtschreibung lautet „Orthografie“. Ein Beispiel ist das Wort „Holocaust“, das wir mit dem für die englische Sprache typischen „c“ schreiben. Auch fällt im Englischen oft der Bindestrich weg, den wir im Deutschen brauchen. So kommt es dann zu (fehlerhaften) orthografischen Anglizismen wie „DIN A4 Blatt“ (korrekt: DIN-A4-Blatt). 

Zuletzt gibt es noch phonetische Anglizismen. Die Phonetik ist die Lehre von den Lauten, hier geht es also um die Aussprache. Die Abkürzung IT sprechen wir zum Beispiel nicht deutsch aus, sondern wir sagen „ei-ti“ – wie im Englischen. 

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Merke

  

Fachbegriff
deutsche Vorbereitung
Beispiel
lexikalische Anglizismen
Wortebene
Laptop
semantische Anglizismen
Wortbedeutung
feuern
syntaktische Anglizismen
grammatische Ebene
gehated
orthografische Anglizismen
Rechtschreibung
Holocaust
phonetische Anglizismen
Aussprache
IT

So wirken Anglizismen auf die deutsche Sprache

Die Akzeptanz von Anglizismen in der Gesellschaft ist unterschiedlich. Nicht alle Menschen sind begeistert, und eine häufige Kritik lautet, Anglizismen würden deutsche Wörter aus der Sprache verdrängen. Das kommt tatsächlich vor – und gar nicht so selten. Man unterscheidet hier drei Arten von Anglizismen. 


1. Verdrängende Anglizismen

Verdrängende Anglizismen können, wie der Name schon sagt, deutsche Wörter tatsächlich verdrängen. Es gibt also bereits ein funktionierendes deutsches Wort, dennoch kommt ein englisches hinzu, das beliebter wird als das ursprüngliche deutsche. Beispiele sind „Deadline“ („Abgabefrist“) oder „Alien“ („Außerirdischer“). Etwa 80 % aller Anglizismen sind verdrängende.


2. Differenzierende Anglizismen

Zu den differenzierenden Anglizismen gibt es ebenfalls deutsche Wörter, hier bleiben die deutschen Wörter aber bestehen und werden weiterhin genutzt. So ist es zum Beispiel mit der Bordkarte („Boarding Card“) oder den sozialen Medien („Social Media“). Knapp 20 % der Anglizismen gehören in diese Gruppe. 


3. Ergänzende Anglizismen

Nur sehr wenige Prozent der Anglizismen gehören zu den ergänzenden. Sie dienen der Wortschatzerweiterung im Deutschen. Ihre Verwendung wird meist nicht so kritisch betrachtet, da es ohnehin keine passenden deutschen Wörter gibt und die Anglizismen schon gut in der Sprache verankert sind. Oder fällt Dir spontan ein deutsches Wort für „Gang“ oder „Babysitter“ ein? 

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Merke
Formen von Anglizismen
Was tun sie?
Beispiel
verdrängende Anglizismen
verdrängen existierende deutsche Wörter
Deadline
differenzierende Anglizismen
existieren zeitgleich mit deutschen Wörtern mit gleicher Bedeutung
Social Media
ergänzende Anglizismen
ergänzen, wo es noch keine deutschen Begriffe gibt
Babysitter

Sprachverfall oder Sprachbereicherung – sind Anglizismen gut?

Kritiker:innen von Anglizismen nennen die deutsch-englische Sprachvermischung abwertend „Denglisch“ oder „Neudeutsch“ und sprechen von einem Sprachverfall. Andere meinen, die deutsche Sprache und Anglizismen gingen Hand in Hand und ließen sich nicht trennen. Hier findest Du einige Pro- und Kontra-Argumente im Überblick, damit Du Dir Deine eigene Meinung bilden kannst:

Pro

  • Anglizismen bereichern die deutsche Sprache und machen sie lebendiger.
  • Der Einfluss von Anglizismen auf die deutsche Kultur und Sprache ist nicht ungewöhnlich - das Deutsche ist auch durch Wörter aus dem Lateinischen, Französischen und Griechischen stark geprägt worden.
  • Kulturelle Aspekte von Anglizismen können unseren Blick für andere Kulturen öffnen und globales Verständnis erleichtern.
  • Viele Anglizismen sind so in die Sprache eingebunden, dass wir sie gar nicht mehr als Anglizismen wahrnehmen, zum Beispiel "Jeans" oder "Hobby".
  • Nur etwa 2-3,5 % des deutschen Wortschatzen sind Anglizismen - eine Gefahr für die deutsche Sprache besteht nicht.

Contra

  • Nicht alle Menschen verstehen Anglizismen. Besonders ältere Menschen oder Menschen, die als erste Fremdsprache nicht Englisch gelernt haben, tun sich schwer damit.
  • Anglizismen werden benutzt, um Dinge künstlich aufzuwerten, insbesondere bei Berufsbezeichnungen: "Faciity Manager" = Hausmeister
  • "Falsche Freunde" können im Sprachunterricht verwirren.
  • Es kann schwierig sein, Anglizismen im Deutschen richtig zu schreiben ("Handout" oder "Hand-out"?)

Zusammenfassung und Tipps für den Umgang mit Anglizismen

  • Anglizismen sind sprachliche Ausdrücke aus dem Englischen, die auch in der deutschen Sprache verwendet werden.
     
  • Sie kommen im Alltag, aber auch in vielen Fachbereichen vor. Besonders häufig findest Du Anglizismen in Medien und Werbung, in der Technik, in Wissenschaft und Wirtschaft. 

  • Es gibt unterschiedliche Formen von Anglizismen, zum Beispiel Lehnwörter, Lehnübersetzungen oder Scheinanglizismen. 

  • Anglizismen können sich auf unterschiedlichen sprachlichen Ebenen (lexikalische, semantische, syntaktische, orthografische, phonetische) und in unterschiedlichen Anwendungsformen (verdrängende, differenzierende und ergänzende) zeigen.

  • Manche Menschen sind für, andere gegen Anglizismen. Es gibt Argumente für beide Seiten – bilde Dir Deine eigene Meinung. 

  • Ein wichtiger Tipp für den Umgang mit Anglizismen lautet: Benutze einen Anglizismus nur dann, wenn Du sicher weißt, was er bedeutet. Wenn Du nicht sicher bist, ob dein Gegenüber dich verstehen wird, nutze ein geeignetes deutsches Wort oder eine Erklärung stattdessen. 


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