Deutsch: Plusquamperfekt
Vielleicht fragst du dich noch, wie man „Plusquamperfekt“ überhaupt ausspricht, geschweige denn, wie man es bildet oder verwendet? Nach diesem Artikel wirst du es wissen, denn wir zeigen dir hier viele Übungen und Beispiele zum Plusquamperfekt und machen dich fit für die nächste Klassenarbeit. Schau Dir das Video an oder steig direkt in den Artikel ein.
Plusquamperfekt einfach erklärt: Bildung und Anwendung
Plusquamperfekt: die mehr als perfekte Zeitform
„Plusquamperfekt“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „mehr als perfekt“ – nett, oder? Wenn du jetzt noch weißt, dass „perfekt“ sich auch mit „vollendet“ übersetzen lässt, hast du das Plusquamperfekt schon halb verstanden: Diese Zeitform ist eine von drei Vergangenheitsformen, und zwar die „mehr als vollendete“ Vergangenheit.
Stell dir vor, du sollst einen Aufsatz darüber schreiben, was in deinen Ferien passiert ist. Du schreibst:
„Ich war bei meinen Großeltern auf einem Pferdehof. Am dritten Tag entkam eins der Pferde. Wir mussten es mehrere Stunden lang suchen …“
Die markierten Verben stehen im Präteritum. Diese Zeitform – ebenfalls eine Vergangenheitsform – nutzt du normalerweise, um in der Schriftsprache von der Vergangenheit zu erzählen. In der gesprochenen Sprache verwendest du eher (aber nicht immer) das Perfekt:
„Ich bin bei meinen Großeltern gewesen. Am dritten Tag ist eins der Pferde entkommen …“
Vorher? Plusquamperfekt!
Was aber, wenn du von einer Sache erzählen möchtest, die noch vor diesen Ereignissen passiert ist? Genau dafür brauchst du das Plusquamperfekt:
„In der Woche davor hatte es viel geregnet. Deshalb war die Tür zum Stall morsch geworden. Am dritten Tag entkam so eins der Pferde …“
Du erzählst von der Vergangenheit meist im Präteritum (in der Schriftsprache) oder im Perfekt (in der gesprochenen Sprache). Wenn du über etwas erzählst, das noch vor diesen vergangenen Ereignissen passiert ist, verwendest du das Plusquamperfekt.
So bildest du das Plusquamperfekt Schritt für Schritt
Wie du schon gesehen hast, besteht das Plusquamperfekt aus zwei Teilen:
In der Woche davor hatte es viel geregnet. Deshalb war die Tür zum Stall morsch geworden.
Die zwei Teile sind
- eine Form (im Präteritum) von haben oder sein und
- das Partizip II des Verbs, das du benutzen möchtest.
In unserem Beispiel lauten die Formen von haben bzw. sein „hatte“ (von haben) und „war“ (von sein).
So bildest du das Präteritum von haben und sein:
Konjugation von haben | Konjugation von sein | ||
ich | hatte | ich | war |
du | hattest | du | warst |
er/sie/es | hatte | er/sie/es | war |
wir | hatten | wir | waren |
ihr | hattet | ihr | wart |
sie | hatten | sie | waren |
So bildest du das Partizip II:
Das Partizip II kannst du wahrscheinlich ganz intuitiv bilden, indem du einfach auf diese Frage antwortest: Was hast du gestern gemacht?
Beispiel:
Ich habe … geschlafen/gelesen/geträumt/gelernt/ferngesehen.
Das Partizip II wird unterschiedlich gebildet – je nachdem, ob du ein schwaches oder starkes Verb vor dir hast.
Schwache Verben verändern ihren Stammvokal aus dem Präsens (oder der Grundform) im Präteritum und im Partizip II nicht.
Beispiele:
arbeiten – arbeitete – gearbeitet
kaufen – kaufte – gekauft
machen – machte – gemacht
Starke Verben haben entweder im Präteritum oder sogar im Präteritum und im Partizip II andere Vokale als im Präsens oder der Grundform:
Beispiele:
halten – hielt – gehalten
schwimmen – schwamm – geschwommen
finden – fand – gefunden
Bei schwachen Verben ist das Partizip II recht einfach zu bilden: Du setzt einfach ein ge- davor und hängst ein -t oder ein -et an den Stamm:
arbeiten 🡪 ge- + arbeit + -et = gearbeitet
kaufen 🡪 ge- + kauf + -t = gekauft
Bei starken Verben ist es etwas schwieriger. Hier setzt du meist ebenfalls ein ge- davor, fügst an den Stamm aber ein -en und musst außerdem bedenken, dass der Stammvokal sich verändern kann:
schwimmen 🡪 ge- + schwomm + -en = geschwommen
halten 🡪 ge- + halt + -en = gehalten
Es gibt aber auch starke Verben wie „denken“, die eine Mischform in der Bildung darstellen. Sie bekommen das ge-, den geänderten Stammvokal der starken Verben und die Endung -t von den schwachen Verben:
denken 🡪 ge- + dach + -t = gedacht
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Einige Besonderheiten zum Partizip II
Untrennbare starke Verben wie „verstehen“ oder „vergessen“ benötigen die Vorsilbe ge- überhaupt nicht und verändern ihren Stammvokal nur manchmal:
verstehen 🡪 verstand + -en = (ich hatte) verstanden
vergessen 🡪 vergess + -en = (ich hatte) vergessen
Die sogenannten Modalverben müssen, können, dürfen, sollen, wollen und mögen, solltest du dir gleich mit Partizip II merken:
müssen 🡪 (ich hatte) gemusst
können 🡪 (ich hatte) gekonnt
dürfen 🡪 (ich hatte) gedurft
sollen 🡪 (ich hatte) gesollt
wollen 🡪 (ich hatte) gewollt
mögen 🡪 gemocht
Und noch eine letzte Besonderheit: Auch Verben, die auf -ieren enden, bilden das Partizip II ohne die Vorsilbe ge-:
studieren 🡪 studier + -t = studiert
faszinieren 🡪 faszinier + t = fasziniert
Die einfachste Lösung lautet hier: Schau im Zweifel im Duden nach. Dort kannst du zu jedem Verb das Partizip II einfach nachschlagen.
Auch hier gibt es eine Regel für die Bildung des Plusquamperfekts, die in den meisten Fällen gilt:
Verben der Bewegung (z. B. laufen, schwimmen, fliegen, rasen) und der Zustandsveränderung (z. B. aufwachen, wachsen, sterben) bilden das Plusquamperfekt mit sein, die meisten anderen Verben beschreiben Handlungen und bilden das Plusquamperfekt mit haben.
Ausnahme: werden, sein und bleiben bilden das Plusquamperfekt ebenfalls mit sein.
- Ich war geflogen.
- Er war gelaufen.
- Wir waren aufgewacht.
- Ihr wart gewesen.
- Sie waren geblieben.
Aber: - Ich hatte gesehen.
- Du hattest gegessen.
- Wir hatten verstanden.
Das Hilfsverb „werden“ brauchst du vor allem für Sätze im Passiv.
Beispiel: „Das Haus wurde verkauft.“ (Präteritum Passiv) 🡪 „Das Haus war verkauft worden.“ (Plusquamperfekt Passiv)
Verwendung des Plusquamperfekts: Was machen wir jetzt damit?
Du weißt bereits, dass das Plusquamperfekt zu den drei Zeitformen gehört, die wir für die Vergangenheit nutzen können: Präteritum, Perfekt und eben Plusquamperfekt. Wir nutzen es für die Vorvergangenheit, also um etwas zu beschreiben, das zeitlich noch vor unserer Erzählung (die auch schon in der Vergangenheit liegt) passiert ist.
Zum Beispiel so:
„Als am Montag die Schule wieder losging, war ich schon drei Stunden zuvor aufgewacht. Ich hatte meine Sachen zusammengekramt, war zum Bus gesprintet und hatte dort Matthäus getroffen. Wir hatten es gerade so ins Klassenzimmer geschafft, als es zum Unterrichtsbeginn klingelte.“
Die eigentliche Erzählung findet im Präteritum statt: Die Schule ging los und es klingelte. Alles andere hat bereits davor stattgefunden und muss daher im Plusquamperfekt, der Vorvergangenheit, erzählt werden.
Wenn du über die Vergangenheit schreibst, verwendest du dabei meist das Präteritum. In der gesprochenen Sprache kommt aber oft auch das Perfekt zum Einsatz. In der gesprochenen Sprache kommt das Plusquamperfekt eher selten vor (auch wenn es korrekt wäre).
Stattdessen sagen wir zum Beispiel:
„Ich komm so in die Schule, gerade als es klingelt, und hab vorher schon meine Sachen zusammengekramt und Matthäus im Bus getroffen.“
Du siehst: Hier fliegen die Zeitformen wild durcheinander. Beim Sprechen ist das auch in Ordnung. In der Schriftsprache solltest du das Plusquamperfekt aber anwenden, wenn du etwas Vorvergangenes erzählen möchtest.
Manche Signalwörter helfen dir zu erkennen, wann das Plusquamperfekt angebracht ist. Am häufigsten sind das die Wörter „nachdem“, „bevor“ und „als“. Sie zeigen dir auch, in welcher Reihenfolge Dinge passieren:
Nachdem ich aufgewacht war, sprintete ich zum Bus.
Ich hatte schon drei Donuts gegessen, bevor es Mittagessen gab.
Als ich meine Hausaufgaben endlich erledigt hatte, war es schon spät abends.
Übrigens: Das Plusquamperfekt begegnet dir auch in anderen Sprachen. Du kennst es vielleicht als Past Perfect aus dem Englischunterricht oder als Plus-que-parfait im Französischen.
Auf einen Blick: das Plusquamperfekt
- Das Plusquamperfekt ist eine von drei Zeitformen für die Vergangenheit im Deutschen. Es gibt die Vorvergangenheit (auch „vollendete Vergangenheit“) an.
- Wir benutzen das Plusquamperfekt, wenn wir in der Vergangenheit erzählen und von einem Ereignis sprechen möchten, das noch vor der Erzählung stattgefunden hat.
- Das Plusquamperfekt besteht aus zwei Teilen: einer Präteritumsform von haben oder sein und dem Partizip II.
- Die Signalwörter „als“, „bevor“ und „nachdem“ machen dich auf das Plusquamperfekt aufmerksam.
- Beispiel: „Als es endlich an der Tür klingelte, hatte ich gerade meinen Mittagsschlaf beendet.“
Ein letzter Tipp zum Üben: Viele Formen des Plusquamperfekts findest du in Büchern, die im Präteritum geschrieben sind. Denn die erzählende Person muss ja jedes Mal auf das Plusquamperfekt zurückgreifen, um über etwas zu berichten, das noch weiter zurückliegt. Schau doch einfach mal in dein Bücherregal!
Wenn du jemanden fragst: „Wo warst du denn am Mittwoch?“, bekommst du als Antwort oft zu hören: „Na, ich war zu Hause gewesen.“ Ab heute kannst du mit deinem Wissen glänzen und sagen: Das ist keine korrekte deutsche Grammatik.
Denn: Das Plusquamperfekt ist in diesem Satz nur dann sinnvoll, wenn die erzählende Person auch etwas erwähnt, was noch danach in der Vergangenheit stattgefunden hat – sonst brauchen wir ja gerade keine Vorvergangenheit.
Das heißt: „Ich war gerade noch zu Hause gewesen, doch der Einbrecher kam kurz danach“ – das würde funktionieren. Doch einfach nur „Ich war zu Hause gewesen“ ist falsch.
Anna _______ am Dienstag den ganzen Weg zur Schule gelaufen.
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