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Deutsch - Gedichtinterpretation Beispiel

Du möchtest genau wissen, wie eine Gedichtinterpretation aussieht? Dann bist du bei uns genau richtig. Lies dich direkt ins Thema ein!

Gedichtinterpretation

In einer Gedichtinterpretation wird der Absicht des Dichters bzw. der Dichterin auf den Grund gegangen und herausgearbeitet, welche Botschaft das Werk vermitteln soll.

Bevor du dich allerdings mit der Deutung beschäftigen kannst, bedarf es einer genauen Analyse von Inhalt, Form und Sprache des Gedichts und deren Besonderheiten. Dazu gehören das Reimschema – ob beispielsweise ein Paarreim und/oder Kreuzreim vorliegt –, Versmaß, Stilmittel und weitere sprachliche Mittel. Zunächst darfst du das Gedicht also mehrmals gründlich lesen, am besten jedes Mal unter einem bestimmten Aspekt.

Im nächsten Schritt geht es darum, die Wirkung der formalen Mittel zu erkennen und zu verstehen und die Ergebnisse zu deuten. Im Schreibprozess stellst du zu Beginn eine Deutungshypothese auf, die du im Verlauf deiner Interpretation beantwortest.

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Gut zu wissen

Gedichtanalyse und Gedichtinterpretation sind keine Synonyme und unterscheiden sich in ihrem Blick auf das Gedicht. Während in einer Analyse der Inhalt geklärt und die äußere Form des Gedichts untersucht wird, blickt man in einer Interpretation etwas tiefer und deutet die Wirkung, die die Ergebnisse auf die Leser*innen haben. In der Regel geht eine Gedichtanalyse einer Gedichtinterpretation voraus.


Gedichtinterpretation: Ein Beispiel

Schauen wir uns an, wie eine Gedichtinterpretation in der Praxis aussehen kann. Als Beispiel nehmen wir Joseph von Eichendorffs Gedicht „Mondnacht“. Die Aufgabenstellung könnte folgendermaßen aussehen: 

Interpretiere das Gedicht „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff. Berücksichtige dabei Inhalt, Form und Sprache des Gedichts und ordne es einer literarischen Epoche zu. 

Anhand der Aufgabenstellung erkennst du, dass du das Gedicht zunächst analysieren darfst. Manche Lehrer*innen geben die Epoche bereits vor. Wenn das nicht der Fall ist, kannst du aber davon ausgehen, dass es keiner Epoche angehört, die ihr noch nicht im Unterricht behandelt habt. Halte dann beim Lesen nach entsprechenden Merkmalen Ausschau.

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Gut zu wissen

Bedenke, dass du keine separate Analyse schreiben musst. Gedichtanalyse und Gedichtinterpretation werden zu einem gemeinsamen Text kombiniert, sodass du eine gemeinsame Einleitung und einen gemeinsamen Schluss schreibst. Entscheide dich lediglich, ob du im Hauptteil jeweils ein eigenes Kapitel für beide Abschnitte verwendest oder Analyse und Interpretation in einem zusammenfasst. Besprich das im Zweifel mit deiner Lehrkraft.

Aufbau einer Gedichtinterpretation

Je nachdem, für welche Variante du dich entscheidest, könnte die Gliederung deiner Interpretation so aussehen: 

  1. Einleitung
  2. Hauptteil
    1. Analyse
      1. Inhalt
      2. Form
      3. Sprache
    2. Interpretation
      1. Inhalt
      2. Form
      3. Sprache
  3. Schluss 


Hierbei widmest du im Hauptteil Analyse und Interpretation jeweils ein eigenes Kapitel. Möchtest du sie lieber in einem kombinieren, baue deinen Text folgendermaßen auf: 

  1. Einleitung
  2. Hauptteil
    1. Inhalt (Analyse + Interpretation)
    2. Form (Analyse + Interpretation)
    3. Sprache (Analyse + Interpretation)
  3. Schluss 


Einleitung

In die Einleitung gehören allgemeine Fakten des Gedichts wie der Name des Autors bzw. der Autorin, der Titel, die Gedichtart, das Erscheinungsjahr und die literarische Epoche. Außerdem gehst du kurz auf den Inhalt bzw. das Thema ein und nennst deine Deutungshypothese. Schauen wir uns das an unserem Beispiel an:

Das Gedicht „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff wurde 1837 veröffentlicht und ist der Epoche der Romantik zuzuordnen. Das Gedicht zählt zur Naturlyrik, da es Naturereignisse aufgreift. Das lyrische Ich schildert seine Faszination von einer klaren Mondnacht. Der Autor lässt in dem Gedicht das Irdische und das Himmlische verschmelzen, um eine Vision des Paradieses entstehen zu lassen. 


Hauptteil

Egal, für welche Gliederung du dich entscheidest: Im Interpretationsteil deutest du die Ergebnisse deiner Gedichtanalyse, und zwar in Bezug auf Inhalt, Form und Sprache. Belege deine Argumente mit Beispielen aus dem Text. Dadurch lockerst du deinen Text auf und deine Leser*innen können deiner Argumentation leichter folgen. 

Teile das Gedicht zunächst in Sinnabschnitte ein, die du dann kurz inhaltlich zusammenfasst. Berücksichtigte dabei tatsächliche Ereignisse, aber auch Veränderungen innerhalb des Gedichts. Das kann in Bezug auf Sprecher, Situation oder Schauplatz sein. Im Beispiel „Mondnacht“ könnte das so aussehen:

Das Gedicht „Mondnacht“ besteht aus drei Strophen.

In der ersten Strophe beschreibt das lyrische Ich einen Zustand, der einem Kuss zwischen Himmel und Erde gleichkommt: „Es war, als hätt der Himmel / die Erde still geküsst“ (Vers 1 und 2). Wie bei einem frischverliebten Paar befindet sich die Erde anschließend in einem Verliebtheitszustand und träumt vom Himmel. 

In der zweiten Strophe wechselt das lyrische Ich von der Beschreibung eines Zustands zur Beschreibung der Umgebung, der Natur: „es rauschten leis die Wälder / so sternklar war die Nacht“ (Vers 7 und 8). 

In der dritten Strophe wird das lyrische Ich aktiv: „Und meine Seele spannte / weit ihre Flügel aus“ (Vers 9 und 10). Nach der Beschreibung der eigenen Gefühlswelt und der tatsächlichen Umgebung folgt nun die eigentliche Handlung: Das lyrische Ich empfindet tiefe Harmonie, mit sich und seiner Umwelt, und gelangt dadurch quasi ins Paradies auf Erden. 

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Als Nächstes widmest du dich der Form des Gedichts. Dazu gehören Reimschema, Versmaß und Kadenz. Die Interpretation deiner Analyse könnte folgendermaßen lauten:

Das Gedicht besteht aus drei Strophen, die sich allesamt aus vier Versen und einem Kreuzreim zusammensetzen. Als Metrum wählte Eichendorff hier den dreihebigen Jambus, das heißt, männliche und weibliche Kadenzen wechseln sich ab.

Dieses regelmäßige Versmaß ist typisch für die Romantik und gemeinsam mit dem Kreuzreim erinnert die Struktur des Gedichts an ein Volkslied – ebenfalls typisch für die literarische Epoche. 

Darüber hinaus befinden sich Form und Inhalt miteinander im Einklang. Die gleichmäßigen Bewegungen, die das lyrische Ich beschreibt („die Ähren wogten sacht / es rauschten leis die Wälder“, Vers 6 und 7), finden sich in dem gleichmäßigen Rhythmus des Gedichts wieder und unterstreichen die harmonische Stimmung, die das lyrische Ich verströmt.

Anschließend deutest du die Sprache des Gedichts. Das sind Stilmittel, die du in deiner Analyse gefunden hast, sowie weitere sprachliche Besonderheiten wie Satzbau oder Zeitsprünge. Schauen wir und das an einem Beispiel an:

Eichendorff beschreibt in seinem Gedicht die Einzigartigkeit dieser einen Nacht. Um dies zu verdeutlichen, setzt er einen Neologismus ein, und zwar mit dem Begriff „Blütenschimmer“ (Vers 3). Diese Nacht war also so besonders, dass sämtliche existierenden Wörter nicht ausreichen, um sie zu beschreiben, sodass er ein neues schöpfen muss. 

Typisch für die literarische Epoche der Romantik sind Naturbegriffe, weshalb das Gedicht auch zur Naturlyrik gehört. Dies zeigt sich hier an den Begriffen „Felder“ (Vers 4), „Ähren“ (Vers 5) und „Wälder“ (Vers 6).

Zu guter Letzt zeigt der Wechsel des Modus eine Besonderheit. Sowohl in der ersten als auch in der letzten Strophe spricht das lyrische Ich im Konjunktiv. Dadurch wird verdeutlicht, dass es diesen „Kuss“ nicht wirklich gibt, sondern sich die Nacht nur so anfühlt. Und auch in der letzten Zeile wird damit klar, dass das lyrische Ich nicht wirklich „nach Haus“ (Vers 12) fliegt. Vielmehr erweckt es nur den Anschein oder den Wunsch des lyrischen Ichs.


Schluss

Im Schlussteil fasst du die wesentlichen Punkte kurz zusammen und greifst die eingangs gestellte Deutungshypothese wieder auf.

Dies könnte im Beispiel des Gedichts „Mondnacht“ wie folgt aussehen: 

Eichendorff lässt in Gedicht „Mondnacht“ eine traumhafte Stimmung entstehen. Das lyrische Ich ist von der sternenklaren Nacht sichtlich entzückt. Deren Harmonie findet sich sowohl im Inhalt als auch in der regelmäßigen Struktur des Gedichts. Die Motive der Natur wie die Nacht, die Luft und die Wälder sind typisch für die Lyrik der Romantik. Mit dem am Anfang beschriebenen Kuss zwischen Himmel und Erde verschmelzen das Irdische und das Himmlische.

Und wenn die Seele des lyrischen Ichs am Schluss ihre Flügel ausbreitet, „als flöge sie nach Haus“ (Vers 12), dann ist damit kein tatsächliches Haus gemeint, sondern eine Art Paradies, der innere Frieden des lyrischen Ichs, das mit sich und der Welt im Reinen ist.

Gedichtinterpretation schreiben – das Wichtigste in Kürze

  • In einer Gedichtinterpretation werden die Absicht des Autors bzw. der Autorin und die Botschaft des Werks herausgearbeitet.

  • Um ein Gedicht zu interpretieren, ist es nötig, dieses vorab mehrmals gründlich zu lesen.

  • Nach einer genauen Analyse von Inhalt, Form und Sprache wird deren Wirkung gedeutet. 

  • Eine Gedichtinterpretation kann mit einer Gedichtanalyse kombiniert werden und besteht aus Einleitung, Hauptteil und Schluss.

  • In der Einleitung wird eine Deutungshypothese aufgestellt, die im Hauptteil belegt und im Schluss wieder aufgegriffen wird.

  • Zitate helfen dabei, den Text aufzulockern und stärken die Argumentation.
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