Deutsch - Tragödie
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Tragödie: Definition, Merkmale & Aufbau
Die Tragödie gehört zu den Hauptformen des Dramas. In der Gattungsart versucht ein/e Held*in, ihrem tragischen Schicksal zu entfliehen. Dabei ist es gleichgültig, wie er/sie sich entscheidet, denn das traurige Ende ist vorbestimmt. Tragödien werden daher auch als Trauerspiele bezeichnet.
Doch eine Tragödie ist nicht nur eine traurige Geschichte. Sie zeichnet sich durch spezifische Merkmale aus, deren Entstehung bis in die griechische Antike reichen. Die universellen Themen und Konflikte, die in einer Tragödie behandelt werden, gewähren tiefe Einblicke in die menschliche Psyche und Erfahrungen.
In diesem Text gehen wir auf die besonderen Merkmale der Tragödie ein und erklären ihren Aufbau, durch den Stimmung und Spannung der Handlung gesteigert werden können. Die Erklärungen werden mit vielen Beispielen bekannter Tragödien erweitert.
Merkmale einer Tragödie
Insbesondere diese Merkmale sind für eine Tragödie wichtig:
Tragik
Die Tragödie hat einen ernsten Inhalt und ist von einem düsteren Ton geprägt, was die Unlösbarkeit des Konflikts unterstreicht. Ein wesentliches Element ist die Tragik: Die Hauptfigur befindet sich in einer unvermeidbaren Situation, an der sie scheitern muss.
Figuren
In Tragödien sind die Protagonisten oft von hohem sozialen Rang (Adlige oder wohlhabende Kaufleute), die durch eine tragische Verfehlung oder Unkenntnis einen tiefen Fall erleben. Die Figur hat durch ihren Charakter oder durch eine Fehlentscheidung eine gewisse Schuld an ihrem Untergang.
Die Ständeklausel wird im bürgerlichen Trauerspiel im 18. Jahrhundert aufgehoben. Ein bekanntes Beispiel aus der Literatur ist „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing. Mit Emilia Galotti wird die bürgerliche Schicht repräsentiert und der Konflikt zwischen Bürgertum und Adel aufgegriffen.
Themen
Die Tragödie zeichnet sich durch die Darstellung von unlösbaren Konflikten aus. Die Spannungsfelder spielen um persönliche Freiheit, Schicksal, Mensch und Götter sowie Familienkonstellationen. Die Themen sind tiefgreifend und ernst. Sie drehen sich um Schuld, Schicksal, Macht, Liebe und Tod.
Die Konflikte können durch äußere Umstände (politische Intrigen, gesellschaftliche Zwänge oder Kriege) oder durch innere Konflikte (Figuren mit einem moralischen Dilemma „Liebe vs. Familie“ oder mit persönlichen Schwächen) beeinflusst sein.
Aufbau
Aristoteles entwickelte ein tiefgreifendes Verständnis der klassischen Tragödie (aristotelisches Drama), das in seiner Dramentheorie festgehalten ist. Nach Aristoteles gehören die drei Einheiten von Handlung, Zeit und Ort sowie eine geschlossene Erzählung zum wesentlichen Aufbau einer Tragödie.
- Handlung: Die Handlung ist in sich geschlossen und ganzeinheitlich. Die Tragödie fokussiert sich auf eine Handlung ohne Nebenhandlungen oder Abschweifungen.
- Zeit: Die Ereignisse spielen sich innerhalb einer kurzen Zeit (oft 24 Stunden) ab. Zeitsprünge in die Vergangenheit oder Zukunft kommen nicht vor.
- Ort: Die Handlung findet ohne Ortswechsel statt.
Katharsis
Laut Aristoteles erzielt die Tragödie durch Jammer („eleos“) und Schaudern („phobos“) eine moralische Wirkung beim Zuschauer. Starke Emotionen wie Mitleid, Schrecken und Furcht sollen hervorgerufen werden und dadurch eine innere Reinigung (Katharsis) bewirken: Indem das Publikum die tragischen Erlebnisse miterlebt, sollen sie über ihre eigenen moralischen und ethischen Vorstellungen nachdenken und eine Läuterung von diesen Gefühlen erfahren.
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Aufbau der klassischen Tragödie
Ebenso wie andere Dramenformen ist auch die Tragödie für die Aufführung auf einer Bühne geschrieben. Das 5-Akt-Schema des deutschen Schriftstellers Gustav Freytag ist eine bekannte Methode, um die Handlung zu strukturieren. Jeder Akt (der wiederum in Szenen unterteilt ist) hat eine eigene Bedeutung für das gesamte Stück.
Wir erläutern die Merkmale der einzelnen Akte am Beispiel der Tragödie „Macbeth“ von William Shakespeare.
1. Akt: Exposition
In der Exposition werden die Figuren und die dramatische Situation vorgestellt. Das Publikum erhält Informationen über die Charaktere, ihre Beziehungen zueinander und wird in den Kontext und Grundkonflikt der Geschichte eingeführt.
Macbeth wird als tapferer Krieger vorgestellt. Die Hexen, die seinen Aufstieg prophezeien, werden in die Erzählung eingebracht. Zudem wird Lady Macbeths Einfluss auf ihren Mann verdeutlicht. Der innere Konflikt von Macbeth kommt zum Vorschein. Macbeth ist zwischen seiner Ambition, den Platz als neuen König einzunehmen und seiner Loyalität hin- und hergerissen.
2. Akt: Erregendes Moment
Im 2. Akt verschärft sich der zentrale Konflikt. Die Spannung steigt, denn die Hauptfigur gerät in immer schwierigere Situationen. Entscheidungen und Handlungen der Figuren lösen weitere Konflikte aus.
Macbeth wird von der Idee besessen, der neue König zu werden. Er trifft die Entscheidung, König Duncan zu ermorden.
3. Akt: Höhepunkt und Peripetie
Häufig kommt es im 3. Akt zum dramatischen Höhepunkt und einer entscheidenden Wendung in der Handlung. Es handelt sich um den entscheidenden Moment der Tragödie, in dem die Hauptfigur eine wichtige Entscheidung trifft oder einen großen Fehler begeht.
Macbeth ermordet König Duncan und verändert damit den Lauf der Ereignisse unwiderruflich. Der Wendepunkt erfolgt, denn Macbeth erhält die Chance, sein Handeln zu überdenken. Er ordnet jedoch die Ermordung seines Freundes Banquo an. Macbeths Macht kommt zu einem Höhepunkt, aber gleichzeitig beginnt sein Fall.
4. Akt: Retardierendes Moment
Die Katastrophe wird verzögert, um Spannung zu erzeugen. Die Folgen der Entscheidungen oder Fehler der Hauptfigur werden aufgezeigt. Die Handlung bewegt sich auf die Katastrophe zu.
Macbeth wird zunehmend paranoid und tyrannisch. Seine Herrschaft beginnt durch sein Verhalten zu bröckeln. Durch eine weitere Prophezeiung, dass Macbeth seinen Untergang entgehen könnte, wird die unausweichliche Katastrophe hinausgezögert.
5. Akt: Katastrophe
Der tragische Untergang des Helden/der Heldin wird im 5. Akt thematisiert. Die Konflikte finden ihre Auflösung – es kommt zur Katastrophe und zum tragischen Ende. Die Hauptfigur stirbt oder erleidet einen anderen schweren Verlust.
Macbeth stirbt im Zweikampf und Lady Macbeth verfällt den Wahnsinn und dem Tod. Die Prophezeiung der Hexen erfüllt sich, denn die Ordnung im Königreich wird wieder hergestellt. Duncans Sohn wird zum rechtmäßigen König gekrönt.
Es gibt keine strikte Abgrenzung zwischen den einzelnen Akten. Häufig greifen verschiedene Konflikte, die sich parallel entwickeln, erst im Verlauf der Geschichte ineinander über. Das erregende Moment und der Aufbau des dramatischen Konflikts können sich wie im Beispiel von „Macbeth“ auch über mehrere Szenen erstrecken.
Beispiele bekannter Tragödien
„Hamlet“ (William Shakespeare, um 1600)
Thema: Hamlet verkörpert den tragischen Helden, der als Prinz den Mord an seinem Vater rächen will. Dabei stürzt er sich und alle Beteiligten ins Unglück.
Konflikte: Innerer Konflikt, Rache, Wahnsinn, Frage nach dem Sinn des Lebens
„Goethes Faust“ (Johann Wolfgang von Goethe, 1808/1832)
Thema: Der Gelehrte Heinrich Faust ist unzufrieden und strebt nach tieferer Erkenntnis. Dabei schließt er einen Pakt mit dem Teufel Mephistopheles und verwettet seine Seele.
Konflikte: Streben nach Wissen, moralische Grenzen, Konflikt zwischen Gut und Böse
„Maria Stuart“ (Friedrich Schiller, 1800)
Thema: Die Geschichte basiert auf den historischen Ereignissen im 16. Jahrhundert und thematisiert den Machtkampf zwischen Maria Stuart und Elisabeth I.
Konflikte: Intrigen am Hof, Macht, Moral, Religion, persönliche Freiheit
„Mutter Courage und ihre Kinder" (Bertolt Brecht, 1941)
Thema: Die Handlung spielt während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) und beschreibt die Geschichte der Mutter Courage, die versucht, mit dem Krieg ihr Geschäft zu machen und dabei ihre Kinder verliert.
Konflikte: Rolle als Mutter und Geschäftsfrau, Moral, Überleben, Anpassung und Widerstand
„Tod eines Handlungsreisenden“ (Originaltitel: „Death of a Salesman“, Arthur Miller, 1949)
Thema: Im Stück wird der amerikanische Traum aufgegriffen und der Druck des Erfolgs, der dem Handlungsreisenden Willy Loman zum Verhängnis wird.
Konflikte: Illusion des Erfolgs, Suche nach Identität, gescheiterte Hoffnungen, Angst vor dem Scheitern
Unterschied Tragödie und Komödie
Die Komödie ist eine weitere Dramenform, die sich aber von der Tragödie eindeutig abgrenzt.
Tragödie
- ernste und düstere Themen
- tragische/r Held*in, der/die an seinem/ihrem Schicksal scheitert
- Publikum soll Gefühle wie Mitleid und Furcht mitempfinden
- endet in einer Katastrophe und/oder einer moralischen Lektion
Komödie
- leichte und humorvolle Themen
- gewöhnliche Menschen, die in komische Situationen geraten
- fröhlicher und unterhaltsamer Ton
- Publikum soll zum Lachen gebracht werden
- glückliches Ende mit einer Versöhnung und positiver Wendung
Sonderform Tragikomödie
Bei der Tragikomödie handelt es sich um eine Mischform, die Elemente aus Tragödie und Komödie zusammenführt. In einer Tragikomödie werden ernste und humorvolle Themen behandelt, die sich abwechseln oder voneinander unterbrochen werden. Das Publikum soll sowohl zum Nachdenken als auch zum Lachen gebracht werden. Der Ausgang kann glücklich oder tragisch sein.
Bekannte Tragikomödien sind unter anderem „Woyzeck“ (Georg Büchner) oder „Die Physiker“ (Friedrich Dürrenmatt).
Zusammenfassung
Definition
- Die Tragödie gehört zu den Hauptformen des Dramas. Die Gattungsart zeichnet sich durch ernste Themen und ein tragisches Ende aus. Ein/e Held*in ist in einen unlösbaren Konflikt verwickelt und scheitert an seinem/ihrem Schicksal.
Merkmale
- Tragik: Die Hauptfigur befindet sich in einer unvermeidbaren Situation, an der sie scheitern muss.
- Figuren: Die Protagonisten sind oft von hohem sozialen Rang.
- Themen: Die Spannungsfelder spielen um persönliche Freiheit, Schicksal, Mensch und Götter sowie Familienkonstellationen.
- Aufbau: Nach Aristoteles gehören die drei Einheiten von Handlung, Zeit und Ort sowie eine geschlossene Erzählung zum wesentlichen Aufbau.
- Katharsis: Beim Publikum soll eine innere Reinigung (Katharsis) durch das Miterleben der tragischen Erlebnisse bewirkt werden.
Aufbau
- Exposition: Die Figuren und die dramatische Situation werden vorgestellt.
- Erregendes Moment: Der zentrale Konflikt verschärft sich.
- Höhepunkt und Peripetie: Es kommt zum dramatischen Höhepunkt und einer entscheidenden Wendung.
- Retardierendes Moment: Die Katastrophe wird verzögert, um Spannung zu erzeugen.
- Katastrophe: Die Konflikte finden ihre Auflösung und es kommt zur Katastrophe und zum tragischen Ende.
Beispiele
- „Hamlet“ (William Shakespeare, um 1600)
- „Goethes Faust“ (Johann Wolfgang von Goethe, 1808/1832)
- „Maria Stuart“ (Friedrich Schiller, 1800)
- „Mutter Courage und ihre Kinder" (Bertolt Brecht, 1941)
- „Tod eines Handlungsreisenden“ (Originaltitel: „Death of a Salesman“, Arthur Miller, 1949)
Unterschied Tragödie und Komödie
- Beide Formen gehören zu den Gattungen des Dramas. Obwohl sie ähnliche Strukturen aufweisen, unterscheiden sie sich grundlegend in Inhalt (tragisch/humorvoll), Ton (ernst/unterhaltsam) und der Wirkungsabsicht (Mitleid erregen/zum Lachen bringen).
Sonderform Tragikomödie
- Bei der Tragikomödie handelt es sich um eine Mischform, die Elemente aus Tragödie und Komödie zusammenführt.
Was ist eine Tragödie?