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Deutsch – wider Erwarten oder wieder Erwarten

Wenn du wissen willst, was denn nun die richtige Schreibweise ist, dann bist du hier genau richtig. Steig direkt ins Thema ein.

„Wider Erwarten”: Bedeutung, Beispiele und Fehler

Dass die deutsche Sprache eine schöne Sprache ist, das hast du sicher schon gehört. Dass Deutsch aber auch kompliziert ist und die Grammatik viele Ausnahmen kennt, das wirst du ebenfalls wissen. Die größten Probleme gibt es immer dann, wenn Formulierungen den Anschein haben, dass sie leicht gemeistert werden können – und wider Erwarten eine echte Hürde darstellen. Und genau darum geht es: „wider Erwarten”. Also „entgegen einer Erwartung”. Präge dir die Schreibweise genau ein. Sie ist die einzig richtige. Nicht „wiedererwarten”, nicht „wieder erwarten” und keinesfalls „Widererwarten”. Warum die Redewendung so speziell geschrieben wird und wie du sie am besten einsetzt, erfährst du in dieser Lektion.

Die Schreibeweise von „wider Erwarten”

Jetzt mal „Butter bei die Fische” – wie man das im Norden Deutschlands so sagt. Es ist doch wirklich überraschend, dass die Schreibweise „wider Erwarten” so ungewöhnlich ist. Zum einen, weil es zwei Worte sind – die dann auch nicht einheitlich groß oder kleingeschrieben werden – und zu anderen, weil das „wider” ohne ein „e” geschrieben wird

  • Richtig: Susanne war wider Erwarten pünktlich.
  • Richtig: Wider Erwarten war Susanne pünktlich.

  • Falsch: Susanne war wieder Erwarten pünktlich.
  • Falsch: Susanne war wiedererwarten pünktlich.
  • Falsch: Susanne war widererwarten pünktlich.


Streiche die falschen drei Versionen bitte aus deinem Gedächtnis. Die einzige Ausnahme, die von „wider Erwarten” existiert, ist, wenn ein Satz mit dieser Formulierung eingeleitet wird. Und auch nur, weil das einleitende Wort am Satzanfang verpflichtend großgeschrieben werden muss.


Schau dir diese weiteren Beispiele genau an und merke dir die Schreibweise:

  • Das Essen war wider Erwarten wirklich lecker.
  • Wider Erwarten haben wir den Film gemocht.
  • Ich habe den Test – wider Erwarten – ohne große Probleme bestanden.


Gerne verwendet wird auch die Formulierungen „sollten wir wider Erwarten…” oder  „sollte es wider Erwarten…” z.B. Probleme geben. Die Bedeutung ist klar. Hier rechnet man also eher nicht mit einem Problem, aber dennoch sollten die betreffenden Personen vorbereitet sein.

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Warum „wider” und nicht „wieder”?

Wie wird nun die spezielle Schreibweise begründet? Die Antwort ist gar nicht so schwer: „wider” ist eine sogenannte Präposition (also ein Verhältniswort). Daher wird es kleingeschrieben. Dass das Wort ohne „e” auskommt, hängt mit seiner Abstammung zusammen. Hierbei geht es nämlich nicht um ein „erneut” oder „nochmal” – dann wäre das „wieder” nämlich ein Adverb. Das „wider” stammt vom Altdeutschen „widar” ab – und das steht für „gegen”. So erklärt sich auch die Gesamtbedeutung der Formulierung besser: „wider Erwarten” heißt „im Gegensatz zu den Erwartungen”.

Beispiele, damit du dir den Einsatz von „wider” und „wieder” besser merken kannst:

  • Wieder hast du kein Interesse am Sport gehabt.
    Richtig: Erneut hast du kein Interesse am Sport gehabt.
    Falsch: Gegen hast du kein Interesse am Sport gehabt.

  • Lass uns tanzen gehen, wir wollen wieder Spaß haben.
    Richtig: Lass uns tanzen gehen, wir wollen nochmal Spaß haben.
    Falsch: Lass uns tanzen gehen, wir wollen gegen Spaß haben.

Du kannst also durch eine simple Ersatzprobe herausfinden, ob die Schreibweise ein „wieder” oder ein „wider” ist.


  • Wider besseres Wissen sollte niemand handeln.
    Richtig: Gegen besseres Wissen sollte niemand handeln.
    Falsch: Erneut besseres Wissen sollte niemand handeln. 

  • Er handelte wider geltendes Recht.
    Richtig: Er handelte gegen geltendes Recht.
    Falsch: Er handelte erneutes geltendes Recht.

Hier gilt also der umgekehrte Fall: Wenn man das „wider” durch ein „gegen” ersetzen kann, dann entfällt das „e” – das Wort ist dann die Präposition.

Übrigens: Das Wort „wider” kommt in der deutschen Sprache recht häufig vor. Es kann Teil von Substantiven sein, von Verben oder von Adjektiven: 

    • Substantive / Beispiele:
      Widerspruch, Widerwille, Widerstand, Widerworte, Widersacher

    • Verben / Beispiele:
      widersetzen, widersprechen, widerstehen, widerrufen, widerspiegeln

    • Adjektive / Beispiele:
      widerlich, widerstrebend, widerspenstig
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Merke

Für die Vollständigkeit der Lektion: Das „Erwarten” wird aus gutem Grund großgeschrieben. Aus dem ursprünglichen Verb ist ein Substantiv geworden, also ein. Hauptwort. Der Fachbegriff lautet: Es wurde „substantiviert”.

Erläuterung: Warum „wiedererwartend” und nicht „widererwartend”

Jetzt sind wir wieder an einem Punkt, an dem es dir die deutsche Sprache schwermacht – und dir eine Falle stellt. Die Logik würde diktieren, dass das Wort „widererwartend” ein Ersatzwort – also ein Synonym – für die Formulierung „wider Erwarten” ist. Leider ist diese Annahme falsch! Daher: Vergiss diese Schreibweise schnell wieder! Laut Duden existiert das Wort gar nicht.

Einzig richtig ist: „wiedererwartend” – auch wenn dieses Partizip in der deutschen Sprache nur selten genutzt wird. Es zeigt an, dass du schon wieder auf jemanden oder etwas wartest/warten musst. Besonders elegant ist das Wort dann leider nicht.

Zusammenfassung

Wider Erwarten war das jetzt keine sonderlich schwere Lektion, oder?! Die Frage, wie schreibt sich „wider Erwarten” ist nun vollends geklärt. Antwort: Sie ändert sich nur, wenn die Formulierung einen Satz einleitet. Dann wird auch das „wider” großgeschrieben. Ansonsten ist immer „wider Erwarten” richtig. Die Redewendung steht für „entgegen der Erwartung”. Daher hat die Präposition „wider” (altdeutsch: gegen) auch nichts mit dem Adjektiv „wieder” (Bedeutung: erneut) zu tun. Grundsätzlich werden die beiden Worte getrennt geschrieben – und das Verb „erwarten” substantiviert, damit also großgeschrieben. 

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