Schülerhilfe logo
Kostenlose Beratung heute: 7 – 21 Uhr

Deutsch – Oxymoron

Wenn Du wissen willst, was ein Oxymoron ist, dann bist Du hier genau richtig. Steig direkt in den Text ein.

Was ist ein Oxymoron? Bedeutung, Definition und Beispiele

Das Leben besteht aus vielen Widersprüchlichkeiten. Menschen handeln oft anders, als sie es zuvor gesagt haben. Ereignisse stehen im Widerspruch zu einem prognostizierten Ausgang. Vieles macht einfach keinen Sinn. Genau das bildet sich auch in der deutschen Sprache ab. Darin befinden sich nämlich viele Ausdrücke oder Redewendungen, die eigentlich nicht zusammenpassen oder sogar unsinnig erscheinen. Auf den ersten Blick zumindest. Und dennoch werden die Begriffe häufig verwendet. 

 Beispiele: 

  • offenes Geheimnis
  • Eile mit Weile
  • stummer Schrei
  • Hassliebe
  • bittersüß
  • teuflisch gut
  • beredtes Schweigen
  • alter Knabe

Diese Ausdrücke kennst du sicher alle. Und wirst sie vermutlich auch nie hinterfragt haben, obwohl sie einen deutlichen Gegensatz innerhalb eines Begriffs abbilden. Die Bezeichnung für ein solches rhetorisches Stilmittel lautet „Oxymoron”.

Was ist ein Oxymoron?

Ein Oxymoron ist also eine rhetorische Figur, bei der zwei scheinbar widersprüchliche oder gegensätzliche Begriffe miteinander verbunden sind. Der Begriff ist übrigens sehr schön und treffend gewählt. Er setzt sich aus den griechischen Wörtern „oxys” (scharfsinnig, spitz) und „moros” (stumpf, dumm) zusammen. Im übertragenen Sinne ist damit gemeint, dass trotz des erkennbaren Widerspruchs eine Wortkombination einen neuen, oft überraschenden Sinn ergibt.

Beispiel für die Funktion eines Oxymoron:

  • bittersüß

Bedeutung: 

Der Ausdruck beschreibt eine Erfahrung, die gleichzeitig angenehme und unangenehme Aspekte beinhaltet. Du verwendest das Wort zum Beispiel in Bezug auf Erinnerungen, die Schmerz (bitter) und Freude (süß) enthalten.

Damit du es jetzt schon mal gelesen hast: Es gibt auch eine Sonderform des Oxymorons, das sogenannte „Contradictio in adiecto” (lateinisch für „Widerspruch in der Beifügung”). Kurz gesagt: Es handelt sich um einen Widerspruch zwischen einem Substantiv und seinem Adjektiv. Was dir tatsächlich wie ein logischer Fehler erscheinen muss, ist in der Werbung oder in der Literatur eine gern genutzte Provokation oder auch Anregung zum Nachdenken:

Beispiele für Contradictio in adiecto:

  • trockener Regen
  • lebende Leiche
  • schwarzer Schimmel

Merke dir, dass der Hauptunterschied zwischen Oxymoron und Contradictio in adiecto darin liegt, dass Oxymora (so lautet nämlich der Plural von Oxymoron) zumeist eine tiefere, nicht wörtlich zu nehmende Bedeutung haben. Während die kleine Schwester, die Contradictio in adiecto, einen echten logischen Widerspruch darstellt.

Wirkung des Stilmittels Oxymoron

Du hast sicher schon viele der zuvor genannten Oxymora erkannt. Und sicher erkennst du auch, dass die Worte oft einen Konflikt auslösen. Genau darum geht es auch: Diese Begriffe zwingen förmlich dazu, sich tiefer mit dem Gesagten auseinanderzusetzen. Du als Leser oder Zuhörer musst aktiv eine Interpretation beginnen, um den scheinbaren Widerspruch aufzulösen. Ganz klar: Dadurch wird eine Aussage deutlich einprägsamer und oft auch bedeutungsvoller.

Die Verwendung des Oxymorons als Stilmittel hat verschiedene Wirkungen – schau sie dir genau an:

  • Aufmerksamkeit erregen

Beispiel: „ohrenbetäubende Stille”

Bedeutung: Die Zusammenstellung von „ohrenbetäubend” (was normalerweise für Lärm steht) und „Stille” erzeugt ein deutliches Bild von Beunruhigung.

  • Komplexität ausdrücken

Beispiel: „bittersüße Erinnerungen"

Bedeutung: Hier geht es um die Vielschichtigkeit von Gefühlen. Wie zuvor schon geschildert, wird das Wort in der Beschreibung von Erinnerungen verwendet, die gleichzeitig angenehm und schmerzhaft sind.

  • Tiefere Wahrheit offenbaren

Beispiel: „grausame Güte”

Bedeutung: Dieses Oxymoron klärt darüber auf, dass Handlungen, die oberflächlich betrachtet gütig erscheinen, manchmal sehr grausam sein können.

  • Übersteigerte Wirkung

Beispiel: „teuflisch gut”

Bedeutung: Hier wird auf den Effekt gesetzt, dass etwas Abstrakt-schlechtes (der Teufel) in Verbindung mit etwas Positivem (gut), den lobenden Charakter des Ausdrucks noch erhöht.

  • Poetische Intensivierung

Beispiel: „feindliche Freunde”

Bedeutung: In der Poesie dient das Oxymoron dazu, Gefühle oder Situationen zu intensivieren. Hier wird eine Beziehung geschildert, die gleichzeitig von Nähe und Konflikt geprägt ist.

icon
Du möchtest Deine Noten verbessern?
img-e7182c74-2409-403a-808a-d9b58ad24a2a.jpg

Die Schülerhilfe hilft Dir in jedem Fall – zum Beispiel mit kostenlosen Probestunden

  • Vor Ort oder Online.
  • In vielen Fächern, allen Klassen und Schularten.
  • Du kannst alle Fragen stellen, die Dir wichtig sind.

Beispiele von Oxymora

Wie schon eingangs erwähnt, triffst du überall im Leben auf Widersprüchlichkeiten – das gilt natürlich auch für die Sprache. Hier stehen nun Beispiele für Oxymora aus den Bereichen, die du sicher am häufigsten in deinem Alltag finden wirst. Die Aufteilung erfolgt nach Worten. Wortgruppen und anschließend ganzen Sätzen:

1. Wörter

  • Alltag: Wahrheitslüge
  • Werbung: Luxus-Discounter
  • Literatur: Hassliebe

2. Wortgruppen

  • Alltag: beredtes Schweigen
  • Werbung: unendlich begrenzt
  • Literatur: eisiges Feuer

3. Ganze Sätze

  • Alltag: „Ich bin Optimist, aber ohne Hoffnung.” (Sinnspruch)
  • Werbung: „So groß kann klein sein.” (Werbeclaim für ein kleines Auto)
  • Literatur: „Dunkel war’s, der Mond schien helle.” (Scherzgedicht)

Hier bekommst du noch weitere Beispiele aus den jeweiligen Bereichen:

1. Alltag

  • offenes Geheimnis
  • Eile mit Weile
  • Das einzig Beständige ist der Wandel

2. Werbung

  • „Die runde Nussecke.” (Slogan für eine mit Schoko und Nuss ummantelte Kugel)
  • „Weniger ist mehr.” (Minimalismus-Trend in Produktwerbung)
  • „So leicht kann hart sein.” (Werbung für einen Hartkäse)

3. Literatur

  • „Schwarze Milch der Frühe” - aus dem Gedicht „Todesfuge” von Paul Celan. Die Kombination von „schwarz” und „Milch” ergibt einen Widerspruch, da der Autor Dunkelheit und Grausamkeit mit einer Morgen-Situation verbindet, als dem Beginn eines neuen Tages.
  • „Traurigfroh” - Friedrich Hölderlin verwendete dieses Oxymoron im Gedicht „Heidelberg”. Es beschreibt einen Gemütszustand, der zu gleichen Teilen von Trauer und Freude geprägt ist.
  • „Der ehrliche Dieb” - so lautet der Titel der Erzählung von Fjodor Dostojewski. Ein deutliches Oxymoron, da „ehrlich” und „Dieb” eigentlich Gegensätze sind: Hier wird ein Mensch vorgestellt, der trotz guter Eigenschaften einen Diebstahl begeht.

Oxymoron vs Pleonasmus

Wenn du dich mit rhetorischen Stilmitteln befasst, hast du sicher den Begriff „Pleonasmus” schon gelesen – dem Gegenteil des Oxymorons. Hierbei handelt es sich nämlich um die Verwendung von zwei bedeutungsgleichen Wörtern. Diese Wiederholung dient zur Verstärkung oder Verdeutlichung einer Aussage. 

Beispiele für Pleonasmen:

  • weißer Schimmel
  • runde Kugel
  • nasser Regen
  • alter Greis

Abgrenzung des Oxymorons zu anderen rhetorischen Stilmitteln

Jetzt wird es vielleicht etwas schwieriger. In der deutschen Sprache werden rhetorische Stilmittel häufiger mal verwechselt. Daher ist es wichtig, die einzelnen Mittel genau zu definieren und ihre Abgrenzung dem „Oxymoron” gegenüber benennen zu können.

Unterschied Oxymoron und Paradoxon

Das Oxymoron ist immer die Verbindung zweier sich widersprechender Begriffe in einem Ausdruck. Bei einem Paradoxon hingehen handelt es sich um eine Aussage, die nur im ersten Moment als widersprüchlich erscheint. 

Beispiel:

  • Das einzig Beständige ist die Veränderung
  • Ich weiß, dass ich nichts weiß.

Um das noch genauer zu erläutern: Das Oxymoron ist ja eine Wortverbindung, das Paradoxon hingegen eine ganze Aussage. Somit kann jedes Oxymoron als Paradoxon bezeichnet werden – umgekehrt ist das aber zumeist nicht der Fall.

Unterschied Oxymoron und Kontradiktion

Als Kontradiktion wird der Widerspruch zwischen zwei Aussagen bezeichnet. Grundsätzlich gilt hier: Eine Aussage muss wahr sein und eine falsch; somit schließt sich der Inhalt einer Kontradiktion gegenseitig aus.

Beispiel:

  • „Niemand geht in dieses Restaurant, weil es immer zu voll ist”
  • „Ich bin ein Lügner.”

Unterschied Oxymoron und Antithese

Wie du ja jetzt weißt, verbindet das Oxymoron nur zwei Begriffe. Eine Antithese (der Fachbegriff für das Gegenteil) aber stellt Worte, Sätze oder Textpassagen gegenüber. 

Beispiele:

  • Himmel und Hölle
  • Der Einsatz war groß, klein war der Gewinn.
  • Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.

Zusammenfassung Oxymoron

Jetzt weißt du alles über das rhetorische Stilmittel „Oxymoron”.

  • Es verbindet widersprüchliche Begriffe miteinander („bittersüß” oder „offenes Geheimnis”) erregt so Aufmerksamkeit, drückt Komplexität aus oder offenbart auch tiefere Wahrheiten.
  • Oxymora findest du an vielen Stellen in deinem  Alltag; in der Werbung und Literatur – aber auch im gesprochenen Wort.
  • Merk dir auch: Es gibt die Sonderform „Contradictio in adiecto". Sie beschreibt einen Widerspruch zwischen Substantiv und Adjektiv.
  • Wichtig ist ebenfalls, dass du die Unterschiede zwischen Oxymora (so lautet der Plural) und den verwandten Stilmitteln Paradoxon, Kontradiktion und Antithese kennst.
  • Und zum Schluss: Vergiss auch nicht, dass ein Pleonasmus kein Oxymoron sein kann. Er wiederholt nämlich bedeutungsgleiche Wörter. Die rhetorische Intention ist aber dennoch ähnlich: Die beiden Mittel machen Aussagen einprägsamer und bedeutungsvoller.
Teste Dich selbst

Was kann ein Oxymoron in jedem Falle auch sein?

Verwandte Themen
Teste unser LernCenter einen Monat lang komplett gratis