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Deutsch – Chiasmus

Du möchtest alles über das Stilmittel Chiasmus erfahren? Dann bist du hier genau richtig! Du kannst dich direkt ins Thema einlesen.

Chiasmus einfach erklärt

Der Chiasmus ist ein Stilmittel, bei dem die spiegelbildliche Reihenfolge der Satzglieder eine bestimmte Wirkung erzeugen kann.  Sagt dir nicht viel? Keine Sorge: Wir haben alle Infos zur Definition, Verwendung und Wirkung des Chiasmus für dich! 

Was ist ein Chiasmus?

Ein Chiasmus besteht aus zwei Sätzen, deren Satzglieder gespiegelt zueinander angeordnet sind. 

Chiasmus Beispiel:
Ich bin dumm. Schlau bist du. 

Im ersten Satz steht das Subjekt an der ersten Stelle, im zweiten Satz an der letzten. Das Prädikativ steht im ersten Satz an letzter, im zweiten Satz an erster Stelle. Das Prädikat steht in beiden Sätzen in der Mitte. Die Satzglieder sind im zweiten Satz also genau spiegelverkehrt zum ersten Satz angeordnet. 

Das wird noch deutlicher, wenn du die beiden Sätze untereinander schreibst und die Satzglieder mit Linien verbindest:

Wie du siehst, ergeben die Linien ein X. Dieses X dient dir gleich als Merkhilfe:

Chiasmus Definition: Das Wort „Chiasmus“ wird vom griechischen Buchstaben Chi (χ) abgeleitet. Da dieser aussieht wie ein X, steht der Begriff selbst bildlich für den überkreuzten Satzbau.

Chiasmus: Wirkung

Der Chiasmus ist als Stilmittel vielseitig einsetzbar und kann dabei unterschiedliche Wirkungen erzielen.


Antithesen hervorherben

Besonders häufig wird der Chiasmus eingesetzt, um Antithesen (Gegensätze) zu unterstreichen. Die gespiegelten Positionen im Satzbau betonen den Gegensatz.

Beispiel:
Dunkel ist die Nacht, der Tag ist hell. 

Durch die gespiegelte Anordnung von dunkel und hell sowie Tag und Nacht werden die Gegenteile noch deutlicher hervorgehoben. 


Parallelen betonen

Der Chiasmus kann aber auch dazu dienen, Parallelen statt Gegensätzen zu betonen: 

Die Musik beflügelt die Seele, die Seele beflügelt die Musik.  

Die parallele Idee, dass Musik und Seele sich gegenseitig beflügeln, wird durch den Chiasmus poetischer und deutlicher. 


Satzbestandteile hervorheben

Aber auch ohne Gegensätze oder Parallelen kann der Chiasmus einzelne Satzbestandteile besonders hervorheben. 

Ihr Lachen ist ansteckend, fesselnd ist ihr Blick.  

Diesen Satz betonst du beim Lesen ganz anders als die Alternative ohne Chiasmus:

Ihr Lachen ist ansteckend und ihr Blick ist fesselnd. 


Verse verbinden

Dichter benutzen den Chiasmus gerne, um zwei Verse miteinander zu verbinden.

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Chiasmus und andere rhetorische Stilmittel

Es gibt viele rhetorische Stilmittel, die gerne mit dem Chiasmus verbunden oder verwechselt werden. Die folgende Übersicht soll dir Klarheit verschaffen.


Antithese

Antithesen stellen Gegensätze gegenüber, zum Beispiel „Hund und Katz‘“. Chiasmen und Antithesen werden gerne gemeinsam verwendet, funktionieren aber auch ohneeinander. 


Anadiplose

Die Anadiplose verstärkt die Wirkung einzelner Wörter, indem das letzte Wort eines Satzes zu Beginn des nächsten Satzes wiederholt wird:

Ich liebe Regen. Regen verleiht der Welt einen einzigartigen Glanz.

Durch den gespiegelten Satzbau enthalten viele Chiasmen eine Anadiplose. 


Anapher

Bei der Anapher beginnen mehrere aufeinanderfolgende Sätze mit demselben Wort. Ein Chiasmus und eine Anapher lassen sich also kaum verbinden. 

Beispiel:
Ich arbeite morgens. Ich arbeite mittags. Ich arbeite abends.


Parallelismus

Der Parallelismus ist das exakte Gegenteil des Chiasmus: Beim Parallelismus folgen Sätze aufeinander, deren Satzglieder in derselben Reihenfolge angeordnet sind. Auch Parallelismen werden gerne genutzt, um Antithesen zu unterstreichen:

Dunkel ist die Nacht, hell ist der Tag.  

Erinnerst du dich? Dieses Beispiel hast du weiter oben schon als Chiasmus gesehen. Merkst du, wie anders der Rhythmus und die Betonung der beiden Sätze beim Lesen sind, obwohl die Aussage dieselbe ist?

Chiasmus Beispiele

Damit du eine deutlichere Vorstellung vom Chiasmus bekommst, haben wir einige Beispiele aus der Literatur für dich.

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Beispiel

Goethe (Faust): Die Kunst ist lang; Und kurz ist unser Leben.

Brecht (Wahrnehmung): Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns; Vor uns liegen die Mühen der Ebenen.

Schiller (Wallenstein): Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit.

Goethe (Faust): Die Welt ist groß, klein ist der Verstand.

Marx: Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen.


Das letzte Beispiel zeigt übrigens, dass sich ein Chiasmus auch in einem längeren Satz verstecken kann – er muss nicht immer den gesamten Satz ausfüllen. 

Sonderformen des Chiasmus

Der Chiasmus kann dir in zwei Sonderformen begegnen. Einerseits gibt es die Epanodos – ein Chiasmus, bei dem du dieselben Wörter in eine gespiegelte Reihenfolge bringst. Dafür hast du sogar bereits ein Beispiel gesehen:

Die Musik beflügelt die Seele, die Seele beflügelt die Musik.  

Durch die exakte Wiederholung der Wörter ist dieser Chiasmus eine Epanodos. 

Außerdem gibt es noch den semantischen Chiasmus. Dabei ist der Satzbau (Syntax) parallel, aber die Wortbedeutung (Semantik) ist gespiegelt. Aus syntaktischer Sicht handelt es sich also nicht um einen Chiasmus, weil die Satzglieder beider Sätze an derselben Stelle stehen. Aus semantischer Sicht ist es ein Chiasmus, weil die Sätze inhaltlich gespiegelt sind. 

Du erkennst das gut an diesem Beispiel aus Friedrich Schillers „Maria Stuart“:

Subjekt, Prädikat und Prädikativ stehen in beiden Sätzen jeweils an derselben Stelle, aber die Wörter „Leben“ und „Tod“ mit ihrer gegenteiligen Bedeutung stehen genau spiegelverkehrt.

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Merke

Funktioniert das Kreuz nur inhaltlich, aber nicht den Satzbau betreffend, handelt es sich um einen semantischen Chiasmus.

Zusammenfassung

  • Der Chiasmus ist ein rhetorisches Stilmittel.
  • Er besteht aus spiegelverkehrt angeordneten Satzgliedern in aufeinanderfolgenden Sätzen.
  • Der Begriff Chiasmus leitet sich vom griechischen Buchstaben Chi ab, der aussieht wie ein X.
  • Das X kannst du dir als Sinnbild für den überkreuzten Satzbau merken.
  • Mit dem Chiasmus kannst du Gegensätze oder Parallelen betonen, einzelne Satzbestandteile hervorheben oder zwei Verse eines Gedichts miteinander verbinden.
  • Besonders gerne wird der Chiasmus verwendet, um Antithesen (Gegenteile) betont gegenüberzustellen.
  • Das Gegenteil des Chiasmus ist der Parallelismus, bei dem die Satzglieder aufeinanderfolgender Sätze genau identisch angeordnet sind.
  • Handelt es sich vom Satzbau her um einen Parallelismus, inhaltlich jedoch um einen Chiasmus, sprichst du von einem semantischen Chiasmus.
  • Werden dieselben Wörter in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen gespiegelt angeordnet, sprichst du von einer Epanodos. 

Übungsbeispiele Chiasmus

Mit den folgenden Übungen kannst du dein Wissen zum Chiasmus überprüfen und festigen.

Wie sind die Satzglieder bei einem Chiasmus angeordnet?

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