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Stilmittel Parallelismus

Wenn du alles über Parallelismus lernen möchtest, bist du hier genau richtig! Starte hier direkt ins Thema.

Parallelismus

Der Parallelismus ist ein Stilmittel, das in der Literatur meist in Gedichten vorkommt. Es begegnet dir aber auch im Alltag: Zum einen machen Politiker in ihren Reden oft davon Gebrauch, es hat also auch rhetorischen Charakter. Zum anderen wird es in der Werbung gern eingesetzt. Von Parallelismus sprechen wir, wenn mindestens zwei aufeinanderfolgende Sätze dieselbe Struktur aufweisen. Das heißt, sie haben denselben Aufbau, wie folgendes Beispiel zeigt:

Eine Frau sitzt auf dem Sofa.


Ein Kind spielt im Kinderzimmer.

Die Sätze beginnen mit dem Subjekt, gefolgt vom Verb, und schließen mit einer Zusatzinformation wie, hier, einer Ortsangabe. 

Du kennst bestimmt die Redewendungen „Andere Länder, andere Sitten“, „Wie du mir, so ich dir“ oder „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Sie alle beinhalten einen Parallelismus, ebenso wie die Werbeslogans „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ oder „Morgens aronal, abends elmex“. 

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Merke

Beim Parallelismus spielt die Reihenfolge der Satzglieder innerhalb eines Satzes keine Rolle. Es kommt nur darauf an, dass sie sich im zweiten Satz wiederholt.

Du kennst bestimmt das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. Fällt dir daran etwas auf? Darin wird der Parallelismus dazu genutzt, um etwas Gegensätzliches gegenüberzustellen („Reden“ und „Schweigen“), was als Antithese bezeichnet wird. Durch die Satzstruktur ist die Gegensätzlichkeit besonders hervorgehoben, weshalb das Stilmittel gern dazu verwendet wird.

Parallelismus in der Literatur

In der Literatur taucht der Parallelismus überwiegend in Gedichten auf, wo er häufig Zusammengehöriges oder Gegensätzliches hervorhebt. Nachfolgend findest du ein paar Beispiele, die du vielleicht schon aus dem Deutschunterricht kennst. Die farbliche Markierung zeigt dir, welche Satzteile dieselben sind, sodass du die sich wiederholende Struktur auf einen Blick erkennst. 


Gottes ist der Orient! Gottes ist der Okzident!“ Johann Wolfgang von Goethe, West-östlicher Divan


Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“ Georg Büchner, Der Hessische Landbote


Mit wonnevollen Hoffnungen

Die Abendröte kommt:

Mit frohem, tiefen Vorgefühl

Die Sonnen auferstehn!“ Friedrich Gottlieb Klopstock, Das Wiedersehen

Wirkung des Parallelismus

Ein Stilmittel wird nicht ohne Grund eingesetzt. Ganz gleich, ob in Literatur, Politik oder Werbung, der Parallelismus soll eine bestimmte Wirkung erzeugen. Je nachdem, was man vermitteln und erreichen möchte, gibt es verschiedene Möglichkeiten. 

Zunächst hilft das Stilmittel dabei, sich zu orientieren. Die sich wiederholende Struktur schafft Übersichtlichkeit. Darüber hinaus wird das Gesagte, also der Inhalt, durch die Wiederholung betont, also die Aussage verstärkt. Ein berühmtes Beispiel ist Martin Luther Kings Rede „I have a dream“ (auf Deutsch „Ich habe einen Traum“). Aber auch Olaf Scholz macht gelegentlich davon Gebrauch, zum Beispiel in einer Rede zur Lage in der Ukraine aus dem Jahr 2022: „Das ist menschenverachtend. Das ist völkerrechtswidrig.“ 

Insbesondere, wenn einzelne Wörter wiederholt werden, bleiben die Sätze gut im Gedächtnis, weshalb sie sich häufig in Sprichwörtern und Redewendungen wiederfinden. Das ist außerdem ein Grund, warum in der Werbung gern davon Gebrauch gemacht wird. Denn so prägen sich die Marken ein und die Menschen neigen dann im Supermarkt – völlig unbewusst – dazu, zu dem Produkt zu greifen, das sie (vermeintlich) kennen. Wird ein Gegensatz dargestellt, dient das Stilmittel der Betonung dieser Antithese. Die Gegensätzlichkeit wird stärker hervorgehoben.

Die vier Arten des Parallelismus

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich des Parallelismus zu bedienen. Welche die passende ist, hängt davon ab, was du aussagen möchtest. Um das Stilmittel in einem Text zu erkennen, solltest du zunächst einen Blick auf die Struktur der Sätze werfen und anschließend auf den Inhalt. Es gibt nämlich verschiedene Arten des Parallelismus:


1. Der antithetische Parallelismus

Wie du inzwischen weißt, lässt sich mit dem Parallelismus eine Antithese bilden, das heißt ein Gegensatz hervorheben. Ein bekanntes Beispiel findest du in dem Gedicht Rote Husaren von Hermann Löns: „Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee.“ Die Adjektive „heiß“ und „kalt“ sind gegensätzlich und stellen hier nun die „Liebe“ dem „Schnee“ gegenüber.


2. Der parabolische Parallelismus

Parabolisch geht auf „Parabel“ zurück und bedeutet „gleichnishaft“. Eine andere Bezeichnung ist allegorischer Parallelismus, da er, wie bei einer Parabel, ein Sinnbild verwendet, um etwas Abstraktes zu versinnbildlichen. So kann etwas schwer Vorstellbares anhand eines konkreten Bildes erläutert werden. In der Bibel finden sich zahlreiche Beispiele des parabolischen Parallelismus: 


„Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, 
so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten“ (Lukas 15,11). 


„Denn so hoch der Himmel über der Erde, 
so groß ist seine Barmherzigkeit gegen die Frommen“ (Psalm 36,6; Jesaja 55,8). 


Gottes Erbarmen wird mit dem eines Vaters gegenüber seinen Kindern verglichen und seine Barmherzigkeit mit der Unendlichkeit des Himmels. So lassen sich abstrakte Konstrukte wie „Erbarmen“ und „Barmherzigkeit“ mit etwas vergleichen, das wir uns vorstellen können.

  

3. Der stufenartige Parallelismus

Den stufenartigen Parallelismus erkennst du daran, dass eine Aussage gesteigert oder ein Gedanke weiterausgeführt wird. Meistens werden dazu drei Sätze oder Verse verwendet. Auch eine Entwicklung oder eine Abfolge von Ereignissen kann damit dargestellt werden. Zahlreiche Beispiele dazu finden sich ebenfalls in der Bibel: 


„Gewaltiger als vieler Wasser Gebraus,
gewaltiger als die Brandung der Meere:
allgewaltig in der Höhe ist Gott“ (Psalm 93,3).


Der Psalm beginnt mit der Kraft des Wassers, die sich im zweiten Vers zu einem größeren Gewässer steigert – dem Meer, das an der Küste Wellen bricht. Im dritten Vers folgt die Aufklärung: Noch gewaltiger als jedes Gewässer ist Gott, der „allgewaltig in der Höhe“ ist, sich also stets über uns befindet. 


4. Der synonyme Parallelismus

Der synonyme Parallelismus greift, wie der Name schon sagt, auf Synonyme zurück. Das sind Wörter, die die gleiche Bedeutung haben. Sie könnten problemlos ausgetauscht werden und der Sinn wäre derselbe, wie es in Friedrich Schillers Maria Stuart der Fall ist, wenn die Figur Leicester sagt: „Ich bin entdeckt, ich bin durchschaut.“ Durch die Verdopplung wird die Aussage verstärkt und so ihre Dringlichkeit hervorgehoben. Immerhin war es kein kleines Vergehen, dessen sich Leicester schuldig gemacht hat.

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Parallelismus versus Chiasmus

Der Parallelismus ist nur eines von vielen Stilmitteln, derer sich die Dichter*innen und Schriftsteller*innen bedienen. Der Chiasmus erzeugt ähnliche Wirkung wie der Parallelismus und weist einige Gemeinsamkeiten auf. Dennoch gilt er auch oft als Gegenstück. Wie beim Parallelismus folgen bei ihm zwei Sätze oder Verse aufeinander. Der Unterschied aber ist die Reihenfolge der Wörter. Während sich diese beim Parallelismus wiederholt, wird sie beim Chiasmus umgekehrt, wie das folgende Beispiel aus Goethes Faust zeigt:


Ach Gott! Die Kunst ist lang;
Und kurz ist unser Leben


Im ersten Vers beginnt der Satz mit dem Subjekt („Die Kunst“) und endet mit dem Adjektiv („lang“), in der zweiten Zeile ist die Struktur genau andersherum: Adjektiv („kurz“) – Verb („ist“) – Subjekt („unser Leben“). Auch dieses Stilmittel wird gern dazu verwendet, Gegensätze einander gegenüberzustellen.

Welches Stilmittel als das passendere erweist, hängt immer vom Inhalt und dem Gesamtzusammenhang ab. Ein Satz ist nur so gut, wie er sich in den Text einfügt. Darum finden sich in Gedichten, Dramen oder Reden auch oft beide Stilmittel nebeneinander – stets an einer passenden Stelle.

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Gut zu wissen

Der Begriff „Chiasmus“ stammt aus dem Griechischen (chiasmós) und bedeutet „überkreuzen“. Wenn du das erste und letzte Wort der Verse mit einem Strich verbindest, siehst du, dass ein Kreuz entsteht. So lassen sich Chiasmen gut erkennen, wie das nachfolgende Beispiel aus Schillers Wallenstein II verdeutlicht:

Eng ist die Welt

und das Gehirn ist weit

Wenn du die grün und die blau markierten Wörter jeweils miteinander verbindest, ergibt sich ein Kreuz.

Parallelismus – das Wichtigste in Kürze

  • Der Parallelismus ist ein Stilmittel, das häufig in Gedichten, Sprichwörtern, aber auch in der Werbung und Politik gern verwendet wird.
  • Es gibt verschiedene Arten von Parallelismus: den antithetischen, den parabolischen, den stufenartigen und den synonymen Parallelismus.
  • Der Parallelismus zeichnet sich durch mindestens zwei aufeinanderfolgende Sätze oder Verse aus, in denen sich die Satzstruktur wiederholt.
  • Als Gegenstück des Parallelismus gilt der Chiasmus, bei dem die Satzstruktur im zweiten Satz oder Vers umgekehrt wird.
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Woran erkennt man Parallelismus?

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