Deutsch – Merkmale Kurzgeschichte
Wenn du alles über die Merkmale einer Kurzgeschichte erfahren möchtest, dann bist du hier genau richtig! Schau dir erst das Video an und dann steig sofort in das Thema ein!
Aufbau und Merkmale von Kurzgeschichten: Alles, was du für den Deutschunterricht brauchst
Wahrscheinlich ist dir das Thema Kurzgeschichten im Deutschunterricht schon einmal begegnet. Das ist auch gut so, denn die Kurzgeschichte ist ein wichtiger Teil der deutschen Epik. Aber es kann schwierig sein, eine Kurzgeschichte zu identifizieren – denn nicht jede kurze Erzählung ist auch eine Kurzgeschichte. Es gilt sogar: Nicht jede Kurzgeschichte ist zwangsläufig kurz! Klingt kompliziert? Keine Sorge: Mit unserer Lernhilfe für Kurzgeschichten kannst du die Merkmale und Elemente einer Kurzgeschichte zweifelsfrei identifizieren und den Aufbau einer Kurzgeschichte verstehen. Versprochen: Wir halten es kurz!
Was ist eine Kurzgeschichte?
Eine Kurzgeschichte ist eine kurze epische Erzählung aus der Gattung der Kurzprosa. Sagt dir nicht viel? Verständlich – hier sind die wichtigsten Merkmale einer Kurzgeschichte:
- Kurzer Umfang
- Direkter Einstieg ohne Einleitung
- Erzählung aus dem Alltag
- Einzelner Handlungsstrang
- Wenige Protagonisten
- Wenige Orte
- Kurze Zeitspanne
- Chronologische, lineare Erzählung
- Sachlicher Sprachstil
- Abruptes und offenes Ende
Nicht alle dieser Merkmale müssen auf eine Erzählung zutreffen, damit sie als Kurzgeschichte gilt.
Aufbau und Struktur von Kurzgeschichten
Während es für Romane und andere Erzählungen klare strukturelle Regeln gibt, spielt der Aufbau in Kurzgeschichten keine so große Rolle. Deshalb gibt es auch keine einheitliche Beschreibung für den Aufbau einer Kurzgeschichte.
Typischerweise wirft dich eine Kurzgeschichte direkt in die Handlung hinein – es gibt also keine Einleitung. Die Geschichte konzentriert sich auf einen Handlungsstrang und meist nur einen Protagonisten (Hauptperson). Die Handlung wird chronologisch erzählt – also in der Reihenfolge, in der die Ereignisse geschehe. Meist steuert der zentrale Konflikt auf einen Wendepunkt (Pointe) hin. Kurz danach folgt häufig ein unerwarteter Abbruch und das Ende bleibt mehr oder weniger offen.
Merkmale einer Kurzgeschichte
Inhaltliche Merkmale einer Kurzgeschichte
- Fehlende Einleitung: Kurzgeschichten beginnen mit einem offenen Einstieg – der Leser oder die Leserin befindet sich direkt im Geschehen.
- Alltagssituationen: Die Figuren sind gewöhnliche Menschen und schlagen sich mit alltäglichen Situationen und Problemen herum.
- Konflikt: Der Handlung liegt eine zentrale Thematik zu Grunde, die sich zu einem Konflikt entwickelt.
- Wendepunkt: Die Handlung steuert auf eine Pointe zu, an der häufig eine unerwartete Wendung auf die Lesenden wartet.
- Kurzer Zeitrahmen: Die Handlung findet meist in einem kurzen Zeitraum statt – häufig handelt es sich nur um wenige Minuten.
- Abruptes Ende: Die Handlung endet häufig unerwartet und ohne einen glatten Abschluss – es bleibt deiner Fantasie als Leser oder Leserin überlassen, wie der Handlungsverlauf weitergehen könnte.
Formale Merkmale einer Kurzgeschichte
- Kürze: Nur selten ist eine Kurzgeschichte länger als drei bis fünf Seiten.
- Erzählerperspektive: Die meisten Kurzgeschichten sind aus der Perspektive eines personalen Erzählers und im Präteritum (Vergangenheit) verfasst.
- Überschaubar: Es gibt nur wenige Protagonisten und Schauplätze, über die der Autor oder die Autorin nur das Nötigste verrät.
- Chronologie: Die Geschehnisse werden in der Reihenfolge erzählt, in der sie passieren – es gibt keine Zeitsprünge. Die gesamte Handlung verläuft linear.
- Stil: Kurze, einfache Sätze und eine schlichte Sprache sind typisch für eine Kurzgeschichte. Stilmittel sind trotzdem erlaubt.
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Verständnis fördern: Kurzgeschichten-Anwendungsbeispiel
Wenn du die inhaltlichen und formalen Merkmale kennst, ist es gar nicht so schwer, eine Erzählung als Kurzgeschichte zu entlarven. Wir machen das einmal gemeinsam am Beispiel der Kurzgeschichte Nachts schlafen die Ratten doch von Wolfgang Borchert. Hier kannst du die ganze Kurzgeschichte lesen.
Definition als Kurzgeschichte: Inhaltliche Merkmale
Wenn wir uns an die inhaltlichen Merkmale von deutschen Kurzgeschichten erinnern, finden wir einige davon in unserem Beispiel wieder.
- Fehlende Einleitung: Der Autor wirft uns mit folgendem Einstieg direkt in das Geschehen: „Das hohle Fenster in der vereinsamten Mauer gähnte blaurot voll früher Abendsonne. Staubgewölke flimmerte zwischen den steilgereckten Schornsteinresten. Die Schuttwüste döste.“
- Alltäglichkeit: Die Protagonisten sind gewöhnliche Menschen in einer typischen Szenerie nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Konflikt: Die zentrale Thematik, dass Jürgen seinen Bruder bewacht, entwickelt sich zu einem Konflikt, als der Mann ihn vor die Wahl stellt, ihn zu begleiten.
- Kurzer Zeitrahmen: Die Szene spielt sich innerhalb weniger Minuten ab.
- Abruptes Ende: Wir erfahren nicht, ob der Mann wirklich noch einmal zurück kommt und Jürgen ein Kaninchen schenkt.
Definition als Kurzgeschichte: Formale Merkmale
Auch an den formalen Merkmalen unseres Beispiels kannst du deutlich erkennen, dass es sich um eine Kurzgeschichte handelt.
- Kürze: Die Geschichte ist nur etwa zwei Seiten lang.
- Überschaubar: Es gibt nur zwei Figuren, die sich an einem einzigen Schauplatz unterhalten.
- Chronologie: Das Gespräch findet ohne zeitliche Sprünge statt.
- Stil: Jürgen und der Mann unterhalten sich in kurzen, einfachen Sätzen und einer leicht verständlichen Sprache.
Die Erzählung Nachts schlafen die Ratten doch von Wolfgang Borchert ist nicht nur ein gutes Beispiel für eine Kurzgeschichte, sondern auch ein klassisches Werk der Trümmerliteratur. Das ist eine Literaturepoche, in der zwischen 1945 und den 1950er Jahren deutsche Autoren ihre Kriegserfahrungen festhielten.
Merkmale und Elemente einer Kurzgeschichte: Tipps & Tricks
Dir ist bestimmt aufgefallen, dass unser Beispiel nicht alle Merkmale erfüllt, die wir oben aufgelistet haben. Trotzdem ist die Geschichte deutlich anhand der Kombination der vorhandenen Merkmale als Kurzgeschichte zu erkennen. Um zur Textsorte Kurzgeschichte zu gehören, muss ein Werk nicht alle inhaltlichen und formalen Merkmale aufweisen.
Wenn du sowohl inhaltliche Merkmale als auch Formalitäten einer Kurzgeschichte in einem Text identifizieren kannst, bist du einer Kurzgeschichte auf der Spur. Deshalb findest du beides nochmal in dieser übersichtlichen Tabelle, an der du dich bei der Analyse orientieren kannst.
Kurzgeschichte: Inhaltliche Merkmale | Kurzgeschichte: Formalitäten |
Fehlende Einleitung (direkter Einstieg) | Länge maximal 5 Seiten |
Normale Menschen mit alltäglichen Problemen | Personaler Erzähler |
Zentrale Handlung, die zum Konflikt wird | Im Präteritum (Vergangenheit) verfasst |
Wendepunkt/Pointe | Nur wenige Protagonisten und Schauplätze |
Handlung findet in kurzem Zeitraum statt | Geschehnisse werden chronologisch erzählt |
Erzählung endet plötzlich (offenes Ende) | Kurze, einfache Sätze und schlichte Sprache |
Deutsche Kurzgeschichten erklärt: Zusammenfassung
- Kurzgeschichten sind epische Werke aus der Gattung der Kurzprosa.
- Es gibt inhaltliche und formale Merkmale, die eine Kurzgeschichte identifizieren.
- Zu den inhaltlichen Merkmalen gehören unter anderem eine fehlende Einleitung, ein kurzer Erzähl-Zeitraum und ein offenes Ende.
- Zu den Formalitäten gehören unter anderem eine Länge von maximal fünf Seiten, eine chronologische Zeitabfolge und kurze, einfache Sätze.
- Um als Kurzgeschichte zu gelten, muss eine Erzählung nicht alle dieser Merkmale aufweisen – eine Kombination weniger inhaltlicher und formaler Merkmale reicht.
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