Immer mehr Kinder weisen Sprach- und Sprechstörungen auf. Daten aus einer Erhebung der KKH (Kaufmännische Krankenkasse Hannover) belegen, dass im Jahr 2022 bundesweit rund 8 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 18 Jahren von Sprachstörungen betroffen waren. Im Vergleich mit dem Jahr 2012 entspricht dieser Anteil einem Plus von rund 59 Prozent. Alarmierende Werte, die ihre Ursache unter anderem in der Corona-Pandemie und der fehlenden Kommunikation finden.
Warum leiden immer mehr Kinder an einer Sprachstörung?
Laut einer aktuellen Studie der KKH (Kaufmännische Krankenkasse Hannover) leidet jeder zehnte Junge und rund jedes 15. Mädchen an einer Sprachstörung. Der kommunikative Austausch mit Gleichaltrigen fiel während des Lockdowns weg. Die Sprachentwicklung von Schülerinnen und Schülern litt durch das Homeschooling. Schutzmasken erschwerten die Therapie von Betroffenen, weil Lippenbewegungen nicht ablesbar sind. Zudem stieg die Nutzung von Smartphone, Fernsehen, Spielkonsolen und bremste die Sprachentwicklung.
Wie entstehen Sprachstörungen bei Kindern?
Sprachentwicklungsstörungen können medizinische Ursachen haben, die abzuklären sind. Sprach- und Sprechstörungen treten z. B. bei Schwer- oder Gehörlosigkeit, Zahnfehlstellungen, künstlicher Beatmung, geistiger Behinderung oder Autismus auf. Bei Kindern, die mehrsprachig aufwachsen, werden Sprachprobleme häufig beobachtet.
Spricht ein Kleinkind später als andere Kinder, ist dies noch kein Grund zur Sorge. Ab dem dritten Lebensjahr sollten Kinder sich mitteilen können und ihren Wortschatz erweitern. Spätestens in der Grundschule fallen vorhandene Sprachstörungen auf.
Welche Arten von Sprachstörungen gibt es?
Sprachstörungen betreffen die Aussprache, den Wortschatz, die Grammatik oder allgemein die Kommunikationsfähigkeit. Auffallend sind Artikulationsstörungen wie z. B. Lispeln (Sigmatismus) sowie Stottern, Poltern, ein falscher Satzbau oder das Auslassen von Satzelementen (Dysgrammatismus). Einige Kinder kompensieren den geringen Wortschatz über Gestik und Mimik. Die Zuordnung von Wörtern in Kategorien (z. B. Maus = Tier) fällt betroffenen Kindern häufig schwer.
Bei einer phonologischen Störung werden Wörter falsch ausgesprochen und mit ähnlich klingenden Laute vertauscht (z. B. T, K, D, G). Das Kind verwendet in der Aussprache nur einen Laut (Beispiel: Tante wird dann Kante).
Eine phonetische Störung ist eine reine Sprechstörung.
Kinder mit Sprachstörungen weisen in der Regel Schwierigkeiten beim Schreiben und Lesen lernen auf.
Was sind die Folgen einer Sprachstörung?
Betroffene Kinder ziehen sich zurück und leiden unter dem Defizit. Das Selbstbewusstsein nimmt Schaden. Das Risiko für die Entwicklung einer Lese- und Rechtschreibschwäche ist erhöht. Lernen und Sprechen fällt insgesamt schwer.
Hat mein Kind eine Sprachstörung?
Sprach- oder Sprechstörungen werden vom Kinderarzt diagnostiziert, zuverlässig ist dies meist erst ab einem Alter von 3 bis 4 Jahren möglich. Weitere Untersuchungen durch Fachärzte für Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen untermauern die erste Einschätzung des Kinderarztes.
Behandlungsmöglichkeiten bei einer Sprachstörung
Nach einer feststehenden Diagnose ist die Logopädie Hauptbestandteil einer Therapie. Dort lernen die Kinder Aussprache, Sprachverständnis, Lesen, Schreiben und Kommunikation. Reha-Fachkliniken für Sprachstörungen behandeln Kinder und Jugendlichen mit einer Sprachstörung. Für die erfolgreiche Therapie kommen auch physiotherapeutische, psychologische oder sozialpädagogische Methoden infrage.
Wie kann ich meinem Kind bei einer Sprachstörung helfen?
Vorlesen, Singen, gemeinsame Gesellschaftsspiele und Diskutieren schulen die sprachlichen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen. Entwicklungsförderndes Spielzeug, kindgerechte Meditations- und Atemübungen und eine aktive Freizeitgestaltung unterstützen die Entwicklung des Kindes. Auf Spielplätzen lässt sich der Gleichgewichtssinn trainieren, der mit der geistigen und sprachlichen Entwicklung eng verbunden ist. Um das Selbstwertgefühl des Kindes zu steigern, sollte der Fokus nicht auf den Defiziten des Kindes liegen. Lob und Anerkennung stärken das Selbstbewusstsein.
Nicht jedes Kind, das spät anfängt zu sprechen oder einzelne Wörter falsch ausspricht, ist von einer Sprachstörung betroffen. Die Mentalität des Kindes spielt eine Rolle, es gibt ruhigere Charaktere, die sich wenig äußern und extrovertierte Kinder, die „ohne Punkt und Komma“ erzählen. Auffälligkeiten sollten spätestens im Vorschulalter näher untersucht werden, damit das Kind rechtzeitig und bestmöglich gefördert wird.