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Wenn Kinder wie Pinocchio Lügengeschichten erfinden, steckt viel mehr dahinter als bloße Unwahrheit. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Ängste und Bedürfnisse hinter den Lügen Ihres Kindes stecken und wie Sie Vertrauen und Ehrlichkeit wieder aufbauen können. Erfahren Sie, wie Sie als Eltern mit Einfühlungsvermögen und Geduld die wahren Gründe für das Lügen im Grundschulalter oder in der Pubertät verstehen können und richtig reagieren.
Wann lügen Kinder bewusst?
Zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr fangen Kinder an zu flunkern oder Geschichten zu erfinden. In diesem Alter sind Lügen noch nicht böswillig, sondern Teil der kognitiven und sozialen Entwicklung. Ab dem 7. Lebensjahr fangen Kinder an zu verstehen, dass man sich durch absichtliches Lügen einen Vorteil verschaffen oder die Wahrnehmung anderer beeinflussen kann.
Kindliches Lügen: Was sind die häufigsten Gründe?
Kinder lügen aus verschiedenen Gründen, und Schulthemen sind oft ein besonders sensibles Gebiet.
Mögliche Gründe und emotionale Bedürfnisse bei Lügen:
- Angst vor Bestrafung oder Enttäuschung
- Schwierigkeiten zwischen Fantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden (Grundschulalter)
- Versagensängste
- Unsicherheit und Scham
- Überforderung und Stress
- Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit
- Höflichkeit oder Loyalität
- Um sich auszuprobieren
Liebevolles soziales Umfeld lässt Kinder weniger flunkern
Neben den persönlichen Gründen spielt das soziale Umfeld eine wichtige Rolle. Eine aktuelle Studie der Universität Würzburg zeigt, dass Kinder aus Familien mit weniger Fürsorge und Vertrauen häufiger lügen. Entscheidend ist dabei weniger das Einkommen der Eltern, sondern ob Kinder in einem liebevollen, zugewandten Umfeld aufwachsen, in dem sie sich sicher fühlen. (Quelle: Ob Kinder lügen, hängt stark vom sozialen Umfeld ab - einBLICK - Online-Magazin der Universität Würzburg)
Lügen im Grundschulalter
Lügen bieten Kindern kurzfristig ein Gefühl der Kontrolle oder eine Möglichkeit, sich vor Konsequenzen zu schützen. Zudem entwickeln sie in jungen Jahren ein Bewusstsein für die Auswirkungen ihrer Handlungen. Dennoch verstehen sie nicht die langfristigen Folgen von Lügen, wie ihre Lügen andere beeinflussen können.
Bei Lügengeschichten im Grundschulalter sind die Triebfedern der Wunsch nach Aufmerksamkeit, Anerkennung oder Freunde zu finden.
Lügen in der Pubertät: Was steckt dahinter?
In der Pubertät haben Jugendliche keine Lust auf Diskussionen oder Stress mit den Eltern. Während des Abnabelungsprozesses wird der Wunsch nach Selbstbestimmung und Privatsphäre immer größer. Während dieser Zeit ziehen sich Teenager zurück und grenzen sich ab.
Es gibt aber noch weitere wichtige Gründe für das Flunkern und Verheimlichen in der Pubertät.
Warum lügen Kinder in der Pubertät häufiger?
- Identitätssuche
- Angst vor Strafe
- Angst vor Missbilligung der Eltern
- Druck innerhalb der Peergroup und Wunsch nach Zugehörigkeit
- Unsicherheit und Scham
- Neurobiologische Veränderungen
Lügen in der Pubertät sind normal und entstehen oft aus dem Bedürfnis nach Selbstständigkeit, dem Wunsch nach Schutz vor Konsequenzen und dem Streben nach Zugehörigkeit.
Lügen von Kindern erkennen
Hat mein Kind jetzt geflunkert oder die Wahrheit gesprochen?
Kinder können durch Mimik und Körpersprache beim Lügen verraten werden.
Mimik und Körpersprache bei Lügnern
- gesenkte Mundwinkel
- gehobene Innenseiten der Augenbrauen (Schuldgefühl)
- das Berühren des Gesichts oder der Kleidung (Stress)
- Blinzeln oder beschämt auf den Boden schauen (Scham)
- leiserer oder lauterer Sprachstil
- Wiederholung der Fragen
Wenn Ihr Kind lügt: 6 Wege, mit denen Sie Vertrauen und Ehrlichkeit fördern
- Es ist wichtig zu verstehen, warum das Kind lügt, und ihm bei den zugrunde liegenden Problemen helfen.
- Verdeutlichen, dass Sie die Lüge bemerkt haben und sprechen Sie in einem ruhigen Moment über die möglichen Gründe. Decken Sie die Lüge niemals vor anderen auf.
- Kinder müssen wissen, dass sie ihre Ängste und Sorgen teilen können, ohne Angst vor Strafen zu haben.
- Um Vertrauen und Ehrlichkeit zu fördern, hilft eine offene Kommunikation. Loben Sie Ihr Kind, wenn es ehrlich ist.
- Erklären Sie, warum es wichtig ist, ehrlich zu sein. Zeigen Sie auf, wie sich andere fühlen, wenn man angelogen wird.
- Hören Sie nicht auf, Ihrem Kind zu signalisieren, dass Sie immer für ein Gespräch bereitstehen.
Wie Sie Ehrlichkeit im Familienalltag fördern
Lügen gehören bei Kindern und Jugendlichen – vom Grundschulalter bis zur Pubertät – zu einem normalen kognitiven Entwicklungsprozess. Sie sind ein Ausdruck von Ängsten, dem Wunsch nach Anerkennung oder dem Bedürfnis nach Selbstschutz. Wichtig ist, als Eltern Verständnis zu zeigen, offen und ehrlich mit dem Kind zu kommunizieren und ihm einen sicheren Raum zu bieten, in dem es seine Sorgen und Fehler ohne Angst vor Strafe teilen kann. So stärken Sie das Vertrauen und fördern langfristig Ehrlichkeit in der Familie. Mit Geduld und Einfühlungsvermögen können Sie Ihrem Kind helfen, die Bedeutung von Ehrlichkeit zu verstehen und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.