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Deutsch - Kurzgeschichten interpretieren

Wen Du wissen willst, wie Du eine Kurzgeschichte richtig interpretierst, dann bist Du hier genau richtig. Steig direkt ins Thema ein.

Kurzgeschichten erfolgreich interpretieren

Kurzgeschichten werden der literarischen Gattung der Epik zugeordnet. Sie sind kurzgehalten und zeichnen sich durch wenige Charaktere, ein zentrales Thema und einen offen gehaltenen Einstieg und ein offenes Ende aus

Im Deutschunterricht sind Interpretationen von Kurzgeschichten ein wesentlicher Bestandteil, da sie zeigen, dass Schülerinnen und Schüler Texte verstehen und analysieren sowie die Zusammenhänge und Bedeutungen begreifen und kritisch hinterfragen können.

Eine Kurzgeschichte zu interpretieren kann herausfordernd sein, insbesondere dann, wenn es eine Vielzahl von möglichen Interpretationsansätzen gibt. 

Wir zeigen Dir, wie Du die häufigsten Fehler bei einer Interpretation vermeiden kannst. Anhand von Beispielen wird erläutert, wie Du bei der Interpretation von Kurzgeschichten vorgehen kannst. 

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Grundlagen der Interpretation

Bei einer Interpretation geht es um das Verstehen und Deuten eines Textes hinsichtlich seiner Motive oder Themen. Es gibt verschiedene Merkmale, auf die du achten kannst.

Charaktere

Die Figuren in der Handlung geben dir Anhaltspunkte über ihre Motivationen, Ziele, Konflikte oder Beziehungen zu anderen Charakteren, Vergangenheit oder ihrer Persönlichkeit

Stelle diese Fragen: Welche Figuren gibt es? Kannst du etwas über ihre Gedanken und Gefühle erfahren? In welchen Augenblicken in ihrem Leben befinden sie sich? 

Ort und Zeit

Ort und Zeit vermitteln ein genaues Bild von der Umgebung und der Atmosphäre der Geschichte oder geben Informationen über historische und kulturelle Hintergründe

Stelle diese Fragen: Wann und wo spielt die Geschichte? Ist die Erzählung chronologisch oder gibt es Rückblenden oder Zeitsprünge? Welchen Zeitraum umfasst die erzählte Zeit? Haben Ort und Zeit eine Bedeutung für die Handlung?

Thema und Handlung

Die Interpretation des Themas und der Handlung ermöglicht es, tiefer in die Bedeutung einer Geschichte einzutauchen und die Motive des/der Autor*in oder die Absichten der Charaktere besser nachvollziehen zu können.

Stelle diese Fragen: Welches Problem oder Thema liegt der Handlung zugrunde? Wie wird ein Konflikt geschildert? Gibt es Wendepunkte? Werden die Probleme am Ende gelöst? 

Sprache und Stil

Die Art und Weise, wie eine Geschichte erzählt wird und auch die Wahl der Worte, die Sprachbilder sowie die Ausdrucksweise haben einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung.

Stelle diese Fragen: Gibt es bestimmte Wörter, die immer wieder vorkommen? Welche rhetorischen Stilmittel werden verwendet? Haben diese eine spezielle Bedeutung? 

Kontextualisierung

Der historische, gesellschaftliche und kulturelle Kontext ist für die Interpretation von großer Relevanz, denn dieser bezieht sich auf andere Aspekte, wie bestimmte Ereignisse oder soziale Strukturen oder Normen, die in eine Geschichte miteinfließen können. 

Stelle diese Fragen: Wann und wo ist die Geschichte entstanden? Kannst du bestimmte Epochenmerkmale erkennen? Wird in anderen Werken oder Texten dasselbe Thema oder eine ähnliche Sprache verwendet?

Autor*innen-Interpretation

Hintergründe, Intentionen und persönliche Erfahrungen des/der Autor*in geben Auskunft darüber, warum die Geschichte in einer bestimmten Weise geschrieben oder wie ein Werk geschaffen wurde

Stelle diese Fragen: Wer ist der/die Autor*in des Textes und welche Informationen sind über ihn/sie bekannt? Welche kulturellen, politischen oder sozialen Kontexte haben die Autor*innen beeinflusst? 

Interpretation einer Kurzgeschichte

Vorbereitung

Bevor Du mit dem Schreiben einer Interpretation einer Kurzgeschichte beginnst, solltest Du Dir Zeit nehmen und den Text aufmerksam lesen, um ihn gut zu verstehen. 

Einleitung

Die Interpretation beginnt mit einer prägnanten Einleitung. Sie sollte diese Punkte beinhalten: 

  • Autor*in
  • Titel
  • Entstehungszeitpunkt / Erscheinungsjahr
  • Thema 
  • Benennung der Hauptpersonen
  • Deutungshypothese

Beispiel für eine Einleitung:

Die Kurzgeschichte „Das Brot“ von Wolfgang Borchert wurde am 13. November 1946 in der Hamburger Freien Presse veröffentlicht. In der Handlung geht es um ein altes Ehepaar. Aufgrund von Nahrungsmangel beginnen sie sich gegenseitig zu belügen (die Handlung). Die Geschichte spielt in der Nachkriegszeit und thematisiert das Elend der Bevölkerung (Thema). Indem Borchert aufzeigt, dass die Menschen in Notzeiten zum Lügen bereit sind, kritisiert er den Verlust von moralischen Werten. (Deutungshypothese)

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Achtung

Das Thema ist nicht mit der Handlung gleichzusetzen. Mit der Handlung wird das Geschehen in der Geschichte beschrieben. Das Thema verweist darauf, wofür die Handlung steht – und damit immer auf ein weitläufigeres und allgemeingültiges Thema. 

Hauptteil

Inhaltsangabe

Der Hauptteil beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung des Inhalts in eigenen Worten. Es werden die wichtigsten Charaktere und Handlungsstränge, Wendepunkte oder Schlüsselmomente erwähnt. 

Deutungshypothese

Die Deutungshypothese fasst den Hauptgedanken eines Textes in wenigen Sätzen zusammen. Es handelt sich um Deine Annahme darüber, welche Intention der/die Autor*in eines Werkes mit dem Text verfolgt. Die Deutungshypothese stellt einen Einstieg in die Analyse dar, die überprüft, widerlegt, erweitert oder verändert werden kann

Beispiel Deutungshypothese

Die Kurzgeschichte „Das Brot“ von Wolfgang Borchert steht exemplarisch für die Literatur nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Sie zeigt, mit welchen schweren Bedingungen die Menschen zu kämpfen hatten. Das Brot in der Geschichte könnte als Symbol für Hoffnung und Überleben stehen. (Deutungshypothese)

Textanalyse mit Interpretation

Mit der Textanalyse der Kurzgeschichte geht die Interpretation einher. Die Ergebnisse aus der Analyse werden gedeutet und es wird eine Interpretation entwickelt, mit der die Deutungshypothese belegt werden kann

Bei der Analyse kannst du dich an diesen Punkten orientieren: 

  • Sprachstil
  • Aufbau und Struktur
  • Rhetorische Mittel
  • Erzählverhalten und Erzählperspektive
  • Erzähltechnik und Erzählebene
  • Figurenkonstellation und Eigenschaften der Personen
  • Hintergrundinformationen 

Schluss 

Im Schlussteil werden die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse zusammengefasst und eine persönliche Schlussfolgerung gezogen. Dabei wird noch einmal auf die Deutungshypothese eingegangen. Hat sich diese bestätigt oder nicht? Lässt sich aus deinen Erkenntnissen noch eine weitere Botschaft ableiten?

Beispiel Schluss

In der Kurzgeschichte „Das Brot" von Wolfgang Borchert steht das Brot sinnbildlich dafür, dass es immer Hoffnung gibt, denn es spendet den Charakteren Trost und Stärke. Die Erzählung ist ein Spiegelbild für viele andere Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation nach dem Ende des Krieges befanden. 

Tipps und Tricks

Baue Verständnis für den Text auf

Lese und verstehe den Text, um wichtige Details nicht zu übersehen.

Achte auf die Perspektive

Gemeint ist insbesondere die Erzählperspektive, da sie Einfluss darauf nimmt, wie Charaktere und Handlung dargestellt werden

Fokussiere dich auf die Aufgabenstellung

Stelle einen bestimmten Aspekt bei der Interpretation heraus, um nicht zu viele Interpretationen einzubringen

Überprüfe deine Interpretation

Höre Dir andere Meinungen und Perspektiven zu einem Text an. Dies hilft dir, keine Vorurteile gegenüber bestimmten Themen oder Autor*innen aufzubauen

Belege deine Aussagen

Stelle mit Deinen Aussagen einen Bezug zum Text her (mit Zeilenangaben und Zitaten).

Achte auf den Schreibstil

Eine Analyse wird immer in Präsens (Gegenwart) geschrieben und zeichnet sich durch eine sachliche Sprache aus.  

Vermeide Aufzählungen

Reihe die Ergebnisse deiner Analyse nicht bloß nacheinander auf, sondern verbinde sie immer mit deiner Interpretation.

Üben, üben, üben

Umso häufiger Du die Interpretation von Texten übst, desto besser wirst du darin werden.

Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

  • Kurzgeschichten werden der literarischen Gattung der Epik zugeordnet. Sie sind kurzgehalten und zeichnen sich durch wenige Charaktere, ein zentrales Thema und einen offen gehaltenen Einstieg und ein offenes Ende aus. 

  • Bei einer Interpretation geht es um das Verstehen und Deuten eines Textes. Achte auf diese Merkmale
    • Charaktere
    • Ort und Zeit
    • Thema und Handlung
    • Sprache und Stil
    • Kontext
    • Hintergründe zu den Autor*innen

  • Bei einer Interpretation für eine Kurzgeschichte gehe wie folgt vor
    • Gute Vorbereitung und Lesen des Textes
    • Prägnante Einleitung
    • Hauptteil (Inhaltsangabe, Deutungshypothese, Textanalyse mit Interpretation)
    • Schluss

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Überprüfe hier, ob Du alles rund um Kurzgeschichten und deren Interpretation verstanden hast.

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