Du interessierst dich für die Verslehre in Dichtungen? Hier wird dir das "elegische Distichon" vorgestellt.
Elegisches Distichon |
Verwendung des elegischen Distichon in römischer Dichtung Das elegische Distichon ist ein Versmaß, das du vor allem in Elegien findest – daher der Name. Während viele Arten lateinischer Dichtung erzählenden Charakter haben (z.B. Vergils großes Epos „Aeneis“, Ovids „Metamorphosen“ oder die Satiren), entsprechen Elegien eher unserer Idee von lyrischen Texten, besonders die Liebeselegien aus der frühen römischen Kaiserzeit. Die wohl bekanntesten Liebesdichter sind Tibull, Properz und Ovid, aber auch der Dichter Catull, der bereits in der ersten Hälfte des 1.Jh. v.Chr. lebte hat einige (Liebes-)Gedichte in elegischen Distichen verfasst. Schließlich verwendet der Dichter Martial aus dem 1.Jh. n.Chr. dieses Versmaß gerne in seinen Epigrammen. Dies sind meist kurze, oft komische Gedichte, in denen er – nach Art der Satiriker - die Schwächen seiner Mitmenschen aufs Korn nimmt. Das elegische Distichon als Versmaß Das elegische Distichon ist ein daktylisches Versmaß. Es besteht aus zwei Versen: einem Hexameter gefolgt von einem Pentameter. Der daktylische Hexameter hat folgende Grundstruktur: T P ktt H bD
Auf den Hexameter folgt der Pentameter. Die erste Hälfte des Pentameters sieht aus wie beim daktylischen Hexameter, allerdings bricht der dritte Fuß nach der Hebung (betonte Länge) ab und es folgt eine starke Mittelzäsur. Auf diese Zäsur folgen zwei reine Daktylen und eine weitere betonte Silbe. Diese betonte Endsilbe ist wie die letzte Silbe des Hexameters eine syllaba anceps: Sie kann lang oder kurz sein. Ersetzung eines Daktylus durch einen Spondeus ist in der zweiten Hälfte des Pentameter nicht üblich. Der Pentameter besteht also aus 2×2(= 5) Daktylen, wobei auf zwei vollständige Versfüße jeweils ein halber folgt, der nach der Hebung abbricht, sodass es insgesamt zu sechs Hebungen kommt. Grundstruktur des daktylischen Pentameters:
Ein vollständiges elegisches Distichon sieht also aus wie folgt: T P ktt H bD
Beispiele: P bD ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ Nēscĭŏ tām mūl tīs quīd scrībās, Faustĕ, pŭ ēllīs: ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ Ich weiß nicht, Faustus, was du so vielen Mädchen schreibst: aber das ich weiß, dass kein Mädchen dir schreibt. P ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ Āmīs sūm nōn flēt cūm sōlā est Gēllĭă pātrĕm, ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ ⁄ Nōn lū gēt quīs quīs lau dārī, Gēllĭă, quaerĭt, īllĕ dŏ lēt vē rē quī sĭnĕ tēstĕ dŏ lĕt. (Martial, 1,33) Den Verlust ihres Vaters beweint, wenn sie allein ist, Gellia nicht, falls wer da ist, springen die Tränen auf Befehl hervor. Es trauert nicht, Gellia, wer gelobt werden will, der empfindet wahren Schmerz, der ohne Zeugen trauert. Jambenkürzung Normalerweise ist die Endung der 1.Pers.Sg. –ō lang. Wenn allerdings im Lateinischen ein Wort eine jambische Struktur hat ( ), kann die zweite Silbe gekürzt werden. Das nennt man Jambenkürzung. Das ist der Grund, warum scĭŏ (auch in nēscĭŏ) im ersten Epigramm mit Doppelkürze gemessen werden darf. |
Schwierigkeitsgrad 1
Arbeitsblatt-Nr. 11368
Schwierigkeitsgrad 1
Arbeitsblatt-Nr. 3274
Schwierigkeitsgrad 2
Arbeitsblatt-Nr. 11369
Schwierigkeitsgrad 2
Arbeitsblatt-Nr. 3275