Satzglieder erkennen und bestimmen(1) – online lernen

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Nominativ & Vokativ


Den Nominativ erfragst du mit «wer oder was». Er bezeichnet also die handelnde Person oder die Sache, um die es in einem Satz geht. Daher ist der Nominativ der Kasus des Subjekts, denn du fragst nach dem Subjekt mit der Frage «Wer oder was macht etwas? Wer oder was wird gemacht?».


Beispiele:

Vir clamat.

Der Mann/Ein Mann ruft.

Germani trans Rhenum colunt.

Die Germanen wohnen auf der anderen Seite des Rheins.

Urbs Roma anno DCCLXXIII ante

Christum natum condita est.

Die Stadt Rom wurde im Jahre 753 v.Chr. gegründet.


Adjektivattribute, Appositionen und Prädikatsnomen, die sich auf das Subjekt beziehen, also seine Beschaffenheit beschreiben oder seine Funktion angeben, stehen in KNG-Kongruenz ebenfalls im Nominativ.


Beispiele:

Marcus discipulus bonus est.

Markus ist ein guter Schüler.

Multi homines in urbe sunt.

Cicero consul creatur.

Theophilus servus magister est.

Viele Menschen sind in der Stadt.

Cicero wird zum Konsul gewählt.

Der Sklave Theophilus ist Lehrer.


Auch Prädikativa, d.h. Nomina, die einen körperlichen oder seelischen Zustand, eine Reihenfolge, einen gesellschaftlichen Rang oder ein politisches Amt des Subjekts zu einem bestimmten Zeitpunkt bezeichnen, stehen in KNG-Kongruenz ebenfalls im Nominativ. Manchmal musst du bei der Übersetzung die Gleichsetzungspartikel «als» einfügen.


Beispiele:

Titus puer saepe Romam ibat.

Laetus cantat.

Titus ging als Junge oft nach Rom.

Er singt fröhlich. (nicht: „Der Fröhliche singt“).

Haecpapyrus prima inscribitur.

Dieser Papyrus wird als erster beschrieben.


Der Vokativ ist die Anredeform (vocare = «rufen») und im Lateinischen ein eigener Kasus. Im Unterschied zu allen anderen Kasus haben Vokative keine Satzgliedfunktion und lassen sich durch keine w-Frage erfragen.

Meistens findest du Vokative durch Kommata vom Restsatz abgetrennt. Oft tritt die Anredepartikel dazu. Der Vokativ sieht aus wie der Nominativ, nur bei Maskulina der o-Deklination auf –us hat er eine eigene Form auf –e, bei Maskulina auf –ius und meus («mein») auf –i.


Beispiele:

Venite, pueri, et vos, puellae, venite!

[auch: Venite, opueri, venite, opuellae!]

Kommt, (ihr) Jungen, und auch ihr, (ihr) Mädchen, kommt!

Gaude, (o) Marce! Et tu, (o) Luci, ride!

Et tu, mi fili? - Et ego, mipater!

Freu dich, Marcus! Und du, Lucius, lache!

Auch du, mein Sohn? - Ja, mein Vater!

Der Satzbau



Lateinische Sätze sind in ihrer Grundstruktur folgendermaßen aufgebaut:

Vorfeld

Subjekt

Mittelfeld

Prädikat

Im Vorfeld stehen meistens Konnektoren, die an den vorherigen Satz anknüpfen (siehe unten). Das Vorfeld muss nicht zwingend besetzt sein und kann auch leer bleiben.

Das Subjekt steht an erster (wenn es kein Vorfeld gibt) oder zweiter Stelle im Satz. Allerdings kann das Subjekt auch nur in der Personalendung des Prädikats enthalten sein. Dies ist typischerweise der Fall, wenn das Subjekt mit dem aus dem vorherigen Satz identisch ist.

Im Mittelfeld stehen in der Regel Objekte, Prädikativa und Adverbiale.

An letzter Stelle befindet sich schließlich das Prädikat, welches entweder nur aus einer finiten Verbform besteht oder zusammengesetzt ist aus der finiten Verbform und einem zweiten Bestandteil.


Beispiele:

Tullia amicam saepe visitat.

Tullia besucht oft ihre Freundin.

Marcus gladium gladiatoris spectat.

Marcus betrachtet das Schwert des Gladiators.

Quintus cito ad forum currit.

Quintus rennt schnell zum Marktplatz.


Stellung von Attributen

Attribute, welche ein Substantiv begleiten, stehen entweder unmittelbar vor oder nach diesem.

Eine Ausnahme besteht, wenn ein Substantiv und eine Präposition zusammenstehen.

Dann tritt das Attribut oft vor die Präposition, die so unmittelbar vor dem Wort, das sie regiert, stehenbleibt.


Beispiele:

Puer puellampulchram aspicit.

Der Junge erblickt ein schönes Mädchen.

Theophilus summa cum diligentia discipulos docet.

Theophilus unterrichtet seine Schüler mit höchster Gewissenhaftigkeit.


Präpositionalattribute treten nur selten auf. Bei diesen dienen Präpositionen dazu zwei Substantive miteinander zu verbinden.


Beispiele:

adventus in portum

uxor sine liberis

die Ankunft im Hafen

eine Frau ohne Kinder

statua cum inscriptione

eine Statue mit Inschrift


Präpositionalattribute stehen vor allem

  1. in Abhängigkeit von Verbalsubstantiven
  2. zur Bezeichnung von Zugehörigkeit und Ausstattung sowie deren Gegenteil
  3. zur Bezeichnung des Materials, aus dem etwas besteht

In anderen Fällen versucht man durch Hinzufügung eines Partizips oder Adjektivs zu dem Substantiv, das durch das Präpositionalattribut näher beschrieben wird, eine Art Rahmen zu erzeugen, in den das Präpositional-attribut eingefügt wird:

casa ad rivum sita

eine Hütte am Fluss (eine am Fluss gelegene Hütte)

bestiae montes colentes

die wilden Tiere in den Bergen (die die Berge bewohnenden Tiere)


Diese Rahmenstellung wird auch als geschlossener Ausdruck bezeichnet und ist besonders charakteristisch für Partizipien, die ihrerseits durch Objekte oder Adverbien erweitert sind (das sogenannte participium coniunctum):

Tandem Romani saepe a Poenis victi Hannibalem superaverunt.

Endlich besiegten die Römer, die oft von den Puniern besiegt worden waren, Hannibal.

Voces hominum in viis clamantium audio.

Ich höre die Stimmen der Menschen, die in den Straßen schreien.


Eine andere Möglichkeit zur Umgehung von Präpositionalattributen ist die Verwendung eines sinngemäßen Adjektivs oder eines Relativsatzes:

bestiae silvestres

die Tiere im Wald, die Waldtiere

bestiae quae sunt in silvis

die Tiere im Wald; die Tiere, die in den Wälder leben

iter Romanum

die Reise nach Rom

iter quod Romam feci

die Reise, die ich nach Rom gemacht habe


Elemente vor dem Subjekt: Konnektoren

Konnektoren ist ein Sammelbegriff für Wörter und Satzglieder, die in der Regel am Satzanfang stehen und dazu dienen, den folgenden Inhalt an den des vorausgehenden Satzes anzubinden. Von den Konnektoren, die sich im Satz vor dem Subjekt befinden, gibt es verschiedene Arten:

  1. Konjunktionen und Konjunktionaladverbien (Adverbien, die als Bindewort fungieren und sich, wie üblich bei Adverbien, mit einer W-Frage erfragen lassen), Beispiele: et, nam, sed, itaque
    Es gibt allerdings auch Konjunktionen, welche nie an erster Stelle im Satz stehen, besonders: enim, autem, quoque.
  2. Temporaladverbien (Zeitangaben): Temporaladverben (z.B.: tum, denique), Präpositionalphrasen (z.B.: antemultosannos), Ablative der Zeit (z.B.: multisnoctibus) oder temporale Gliedsätze (z.B.: dum-Sätze, postquam-Sätze)
  3. Demonstrativ- und Relativpronomina (z.B.: is, hic, ille, qui), Pronominaladverbien (z.B.: ita, ibi) oder andere anaphorische Phrasen (= Wörter und Wortgruppen, die sich auf vorher Gesagtes beziehen)


Beispiele:

Marcus amicam visitare non potest. Nam aegrotus est.

Marcus kann seine Freundin nicht besuchen. Denn er ist krank.

Ante multos annos Romulus atque Remus Romam urbem condiderunt.

Vor vielen Jahren gründeten Romulus und Remus Rom.

Quintus in scholam it. Ibi multa discit.

Quintus geht zur Schule. Dort lernt er viel.


Abweichungen von der Verbendstellung


In der Regel stehen die finiten Verben im Lateinischen am Satzende, es gibt allerdings einige Ausnahmen, auf die du achten solltest, wenn du beim Übersetzen auf der Suche nach dem Prädikat bist. Dies betrifft vor allem:


esse

In einigen Fällen wird die finite Form von essenicht ans Ende gesetzt. Dies ist der Fall, wenn (1) esseals Vollverb verwendet wird, (2) ein Vergleich angestellt wird und (3) durch das Vorziehen von essedas Prädikatsnomen in Endstellung gerät und so besonders hervorgehoben wird.


Beispiele:

Erant omnino itinera duo, quibus domo exire possent.

Es gab im Ganzen zwei Wege, auf welchen sie auswandern konnten.

Elephantus fortior est quam equus.

Ein Elefant ist stärker als ein Pferd.

Gallia est omnis divisa in partes tres.

Gallien ist in seiner Gesamtheit in drei Teile geteilt.


Imperative

Imperativformen stehen meistens am Satzanfang. Häufig besteht ein Satz sogar nur aus einem Imperativ.


Beispiele:

Tacete!

Schweigt!

I mecum!

Geh mit mir!

Noli me decipere!

Täusche mich nicht!


AcI-Auslöserverben

Auslöserverben des AcI stehen oft vor dem AcI. Dadurch bleibt ein Satz oft überschaubarer und der eigentliche Inhalt des AcI steht so am Satzende, wo du oft das wichtigste Wort /die wichtigste Wortgruppe findest. Das ist meistens das finite Verb des Prädikats.


Beispiele:

Ulixes putavit dolum succedere.

Ulixes glaubte, dass die List gelang.

Scis me verum dicere.

Du weißt, dass ich Wahres spreche.

Kongruenz zum Subjekt

Das Prädikat

Das Prädikat gibt Antwort auf die Fragen: «Was geschieht? Was tut das Subjekt?». Es steht meistens am Ende des Satzes. Beim Übersetzen solltest du es als erstes suchen, da seine Personalendung einen eindeutigen Hinweis auf das Subjekt enthält und alle weiteren notwendigen Ergänzungen (besonders Objekte) von ihm abhängen.

Übersicht über die Personalendungen

aktive Personalendungen

-o/-m, -s, -t, -mus, -tis, -nt

passive Personalendungen

-(o)r, -ris, -tur, -mur, -mini, -ntur

Endungen des Ind.Perf.Akt.

-i, -isti, -it, -imus, -istis, -erunt


Einfache Prädikate

Einfache Prädikate bestehen aus einer einzigen finiten Verbform. Da im Lateinischen die Personalendungen eindeutig sind, ist es möglich, dass ein Satz lediglich aus einer finiten Verbform besteht.

Rideo.

Ich lache.

Cenavimus.

Wir haben gegessen.

Dies ist immer der Fall bei unpersönlichen Verben. Diese haben im Deutschen das Subjekt „es“. Findest du im Satz kein ausdrücklich genanntes Subjekt, kannst du es in der Regel aus dem Zusammenhang erschließen:

Marcum video. Bonus amicus est.

Ich sehe Marcus. Er ist ein guter Freund.


Kongruenz zum Subjekt

Das Prädikat ist immer kongruent zum Subjekt, das heißt, Numerus, Person und Genus von beiden stimmen überein.

Discipullegunt.

Avaritisoror esinvidiae.

Die Schüler lesen.

Geiz ist der Bruder des Neides.

Discipuli steht im Nominativ Plural in der dritten Person, deshalb trägt auch das Prädikat die Personalendung der 3.Person Plural –nt. Beim zweiten Satz kongruiert die Form von esse mit dem Subjekt avaritia und trägt die Endung der 3.Person Singular –t. Zusätzlich gibt es das Prädikatsnomen soror (= Schwester), das in Numerus und Genus (Singular, Femininum) mit avaritia (Singular, Femininum) übereinstimmt. Da das deutsche Wort Geiz jedoch männlich ist, übersetzen wir soror mit «Bruder».

Zusammengesetzte Prädikate

Das Prädikat


Zusammengesetzte Prädikate

Neben den einfachen Prädikaten gibt es auch zusammengesetzte Prädikate. Bei zusammengesetzten Prädikaten findest du neben der finiten Verbform (= Verb mit Personalendung) entweder eine weitere nicht-finite Verbform oder ein Prädikatsnomen. Wir können folgende drei Arten von zusammengesetzten Prädikaten unterscheiden:

  1. Kopula (meist esse) + Prädikatsnomen (Substantiv oder Adjektiv, das das Subjekt beschreibt und in KNG-Kongruenz zu diesem steht)
  2. finites Vollverb + Objektsinfinitiv (z.B. tun wollen, beschließen zu tun)
  3. Passivformen der Perfektstammzeiten: esse+ PPP


Prädikatsnomen

Prädikatsnomina dienen dazu, Aussagen vom Typ «X ist Y» zu formulieren. Dabei ist X das Subjekt und Y das Prädikatsnomen. Da sich das Prädikats-nomen auf das Subjekt bezieht, stimmt es – so weit wie möglich - in Kasus, Numerus und Genus mit diesem überein.


Beispiele:

Marcus bonus amicus est.         Marcus ist ein guter Freund.

Gaudium magnum fuit.             Die Freude war groß.


Meistens stehen Prädikatsnomen bei esse, doch können auch folgende Verben ein Prädikatsnomen benötigen:

fieri

werden (zu)

videri

erscheinen (als), scheinen

manere

bleiben

creari

gewählt werden zu

exsistere

auftreten als

declarari

ernannt werden zu

dici, appellari

genannt werden, heißen

inveniri

befunden werden als

haberi, existimari, putari, iudicari

gehalten werden für, gelten als

cognosci

erkannt werden als


Prädikatsnomen bei mehreren Subjekten

Besteht das Subjekt aus mehreren Teilen gilt:

1. Handelt es sich um Personen, stehen das Prädikat und das Prädikatsnomen im Plural. Treffen männliche und weibliche Subjekte zusammen, steht das Prädikatsnomen im Maskulinum:

Marcus et Lucius amicus laeti sunt.                Marcus und sein Freund Lucius sind froh.

Mater et filia sunt laetae.                              Mutter und Tochter sind froh.

Mater atque pater contenti sunt.                   Mutter und Vater sind zufrieden.


2. Handelt es sich um Sachen(oder Sachen und Personen) richten sich das Prädikat und das Prädikatsnomen meist nach dem nächststehenden Subjekt:

Invidia et odium vitiosum est.                       Neid und Hass sind (!) schändlich.

Odium et invidia vitiosa est.                          Hass und Neid sind (!) schändlich.

Populi et provinciae pacatae sunt.                  Die Völker und Provinzen sind befriedet worden.

Provinciae et populi pacati sunt.                     Die Provinzen und Völker sind befriedet worden.


Objektsinfinitiv

Objektsinfinitive sind, wie der Name schon sagt, Infinitive, die als notwendige Ergänzung zu einem finiten Verb treten. Da weitere Ergänzungen wie Objekte in der Regel vom Objektsinfinitiv und nicht vom finiten Verb abhängig sind, solltest du Objektsinfinitive als Bestandteile des Prädikats ansehen. Verben, die im Deutschen einen Objektsinfinitiv zu sich nehmen können, können dies in der Regel auch im Lateinischen. Im Deutschen steht der Infinitiv mit oder ohne «zu», eine vergleichbare Infinitivpartikel gibt es im Lateinischen nicht.


Beispiele:

Amicos visitare volo/debeo/possum.            Ich will/soll/kann meine Freunde besuchen.

Consulem adire statuunt/cogitant.                Sie beschließen/erwägen den Konsul aufzusuchen.

Tibi adesse non dubito/propero.                  Ich zögere nicht/eile dir beizustehen.


Gehört ein Prädikatsnomen zu einem Objektsinfinitiv, so muss dieses im Nominativ stehen und zwar in KNG-Kongruenz zum Subjekt:

Omnes beati esse volumus. Wir wollen alle glücklich sein.


Passive Perfektstammzeiten

Alle Perfektstammzeiten (Perfekt, Plusquamperfekt, Futur II) bilden ein zusammengesetztes Passiv aus einer Form von esse und dem Partizip Perfekt Passiv (PPP). Als Verbaladjektiv steht das PPP in KNG-Kongruenz zum Subjekt:

Templum aedificatum est.                              Ein Tempel ist gebaut worden.

Cornelia in cenam invitata erat.                       Cornelia war zum Essen eingeladen worden.


Stellung der Verneinungspartikel non

In der Regel steht non direkt vor dem finiten Verb. Bei einem zusammen-gesetzten Prädikat trennt non also den finiten vom nicht-finiten Bestandteil des Prädikats ab.

Hodie vinum non bibo.

Heute trinke ich keinen Wein.

Cena parata non est.

Das Essen ist nicht zubereitet worden.

Nero bonusimperator non fuit.

Nero war kein guter Kaiser.

Quintus venire non potest.

Quintus kann nicht kommen.

Das Subjekt


Das Subjekt ist neben dem Prädikat ein Grundbestandteil eines vollständigen Satzes. Das Subjekt gibt an, welche Person oder welche Sache etwas tut, wohingegen das Prädikat angibt, was genau das Subjekt tut. Wie auch im Deutschen stimmen das Subjekt und das Prädikat im Numerus überein.

Wir fragen nach dem Subjekt mit der Frage: wer oder was?


Beispiel

Dominus laborat.

Der Herr arbeitet.

Wer oder was arbeitet? – Der Herr.

Das Subjekt kann ein Substantiv, substantiviertes Adjektiv, Pronomen, Zahlwort oder substantivierter Infinitiv im Nominativ sein. Es kann sogar ein Nebensatz, zum Beispiel ein Relativsatz, sein. Einen solchen Nebensatz nennen wir deswegen «Subjektsatz». Auch ein AcI kann Subjekt sein.

Im Gegensatz zum Deutschen kann im Lateinischen ein Subjekt aber auch ausschließlich in der Personalendungdes Prädikats enthalten sein. Es scheint also auf den ersten Blick zu fehlen. An der Endung des Prädikats lässt sich aber erkennen, welche Person Subjekt ist. Für die deutsche Übersetzung müssen dann entsprechende Personalpronomen ergänzt werden.


Beispiele

Mater liberos vocat.

Die Mutter ruft die Kinder.

Sapiens discipulos docet.

Der Weise lehrt die Schüler.

Quis puellam adiuvat ?

Wer unterstützt das Mädchen ?

Multi flent.

Viele weinen.

Errare humanum est.

Irren ist menschlich.

Quod facis, mihi placet.

Te bonum amicum esse constat.

Was du tust, gefällt mir.

Dass du ein guter Freund bist, steht fest.

Subjekt nur in der Personalendung

Amicum vides.

Amicam video.

Du siehst den Freund.

Ich sehe die Freundin.

Achtung: Verwechsle nicht Subjekt und Substantiv! Das Substantiv ist eine Wortart, das zur Gruppe der Nomen gehört und deswegen in verschiedenen Kasus stehen kann.

Ein Auszug aus den Carmina burana:

«Bibit hic, bibit ille, «Es trinkt dieser, es trinkt jener,

bibunt centum, bibunt mille.» es trinken hundert, es trinken tausend

Akkusativ des Inhalts


Der Akkusativ des Inhalts verstärkt den Inhalt der Verbalhandlung.

Er kann sich in der sogenannten figura etymologica zeigen. Das bedeutet, dass das Akkusativobjekt und das Verb stammverwandt sind.


Beispiel

magnam pugnam pugnare

einen großen Kampf kämpfen/liefern

vitam piam vivere

Ein frommes Leben leben/führen


Der Akkusativ des Inhalts steht aber auch als Akkusativ Neutrum eines Pronomens in Verbindung mit bestimmten intransitiven Verben.

id studeo

ich bemühe mich darum, ich strebe danach

id glorior

ich rühme mich dessen

illud assentior

ich stimme hierin zu

illud non dubito

ich zweifle nicht daran


Oder er steht als Akkusativ Neutrum eines Pronomens in Verbindung mit bestimmten transitiven Verben neben dem Akkusativ der Person.

id vos cogimus

wir zwingen euch dazu

id me prohibes

du hinderst mich daran

id me admones

du erinnerst mich daran


Beispiel

Miles id studet, ut proelio vincat.

Der Soldat strebt danach, den Kampf zu gewinnen .

Stellas observaturus sum, sed id me

prohibes.

Ich will mir jetzt die Sterne anschauen, aber du hinderst mich daran.


Adverbiale Bestimmung


Adverbiale Bestimmungen sind Satzglieder, die nähere Informationen zu den Umständen eines Geschehens bieten. Adverbiale Bestimmungen geben z.B. Auskunft über Ort und Zeit, über Grund-Folge-Zusammenhänge sowie die Art und Weise. Die grundlegenden Fragen, auf die adverbiale Bestimmungen (aB) antworten, sind also «Wo?», «Wann ?», «Wie ?» und «Warum ?» - Hinzu kommen damit verwandte Fragen, wie «Wohin ?», «Woher ?», «Wie lange ?», «Wie oft ?», «Womit ?» oder «Wozu ?».


Adverbiale Sinnrichtungen

Adverbiale Bestimmungen lassen sich gewöhnlich einer der folgenden vier Sinnrichtungen zuordnen:

  1. temporale aB bezeichnen Zeitangaben
  2. lokale aB bezeichnen Orts- und Richtungsangaben
  3. kausale aB bezeichnen Gründe und Ursachen
  4. modale aB beschreiben die Art und Weise


Formen der adverbialen Bestimmungen

a) Adverb

Das Adverb ist eine Wortart, deren Funktion schon in ihrem Namen anklingt. Adverbien können – das unterscheidet sie von den übrigen Partikelwörtern - alleine auf eine Adverbialfrage antworten, also nähere Angaben zu Ereignissen oder Zuständen ausdrücken. Das Adverb ist nicht flektierbar, doch können einige wenige ursprüngliche und ein großer Teil der von Adjektiven abgeleiteten Adverbien gesteigert werden:

diu - «lange» diutius - «länger» diutissime - «am längsten»


b) Ablative

Ablative – sowohl mit als auch ohne Präposition – erfüllen in einem Satz meist die Funktion einer aB. Dies kannst du an den wichtigsten Fragen erkennen, auf die der Ablativ antwortet: «wo, woher, wann, wie, womit, warum?».


c) adverbiale Akkusative

Auch Akkusative können die Funktion einer aB erfüllen, vor allem, wenn der Akkusativ von einer Präposition abhängt. Doch können auch Akkusative ohne Präposition aB sein: Akkusativeder räumlichen und zeitlichen Ausdehnung, die auf die Fragen «wie lang, wie breit, wie hoch, wie weit?» antworten, sowie der Akkusativ der Richtung, der auf die Frage «wohin?» antwortet – egal ob mit oder ohne Präposition.


d) Präpositionalgefüge

Die meisten Präpositionalgefüge erfüllen ebenfalls die syntaktische Funktion einer aB. Hin und wieder können sie jedoch auch Präpositionalobjekte sein oder – seltener als im Deutschen – ein Attribut.


e) adverbiale Gliedsätze

Die meisten durch Subjunktionen (= unterordnende Konjunktionen) eingeleitete Gliedsätze sind Adverbialsätze. Sie erfüllen also ebenfalls die Funktion einer aB. Wir benennen Adverbialsätze oft nach ihrer semantichen Funktion, d.h. nach der adverbialen Sinnrichtung, die sie ausdrücken. Wir unterscheiden Temporalsätze (Zeit), Kausalsätze (Grund), Konsekutivsätze (Folge), Finalsätze (Zweck), Konzessivsätze (Einschränkung, Einräumung), Konditionalsätze (Bedingung), Modalsätze (Art und Weise), Adversativsätze (Gegensatz) und Komparativsätze (Vergleich).


Beispiele:

a) Diutiushic manere non possum. = Ich kann nicht länger hier bleiben.

b) gladio pugnare, hieme = mit dem Schwert kämpfen, im Winter

c) Multas horas te exspectavi. = Viele Stunden lang habe ich auf dich gewartet.

d) Propter clamorem dormire non potui. = Wegen des Lärms konnte ich nicht schlafen.

e) Cum id fecisset, demissus est. = Als/Weil/Obwohl er es gemacht hatte, wurde

er entlassen.

Tabellarische Übersicht über häufigere lateinische Adverbien

Adverbien der Zeit (Temporaladverbien)

antea: vorher, früher

pridie: tags zuvor

olim, aliquando: einst

postea: nachher, später

pridem: längst

saepe: oft

interea: inzwischen

cottidie: täglich

semper: immer

interdum: bisweilen

quotannis: jährlich

iam: schon

hodie: heute

heri: gestern

denique: endlich

interdiu: bei Tage

cras: morgen

tandem: endlich

noctu: bei Nacht

nunc: jetzt

modo: eben, jüngst

numquam: nie(mals)

subito: plötzlich

statim: sogleich

postridie: tags darauf

nuper: neulich

simul: zugleich

demum: erst, endlich

mox: bald

diu: lange

primum: zum ersten Mal

denuo: von neuem

primo: zuerst, erstens

postremum: zum letzten Mal

postremo: zuletzt

plerumque: meistens

raro: selten

rursus: noch einmal

iterum: wieder


Adverbien des Ortes (Lokaladverbien)

hic, ibi: hier, dort

procul: fern

ubi, unde: wo, woher

retro: zurück

foris: draußen

foras: hinaus, nach draußen


Adverbien der Art und Weise , des Grades und des Grundes

paulum: (ein) wenig

satis: genug

forte: zufällig

cito: schnell

ceterum: übrigens

fortasse: vielleicht

parum: zu wenig

imprimis: besonders

fere: ungfähr

nimis, nimium: (zu) sehr

paene (prope): fast

propterea: deswegen

frustra: vergeblich

ita, sic: so

adeo: so sehr

nequiquam: vergebens

tantum, modo: nur

nequaquam: keineswegs

valde, magnopere: sehr

tantopere: so sehr

quantopere: wie sehr

Notwendige adverbiale Bestimmungen


Bei einigen Verben, die eine Bewegung oder ein Sich-Befinden bezeichnen, stehen notwendige adverbiale Bestimmungen, weil das Verb aufgrund seiner Bedeutung eine wo-, woher- oder wohin-Angabe verlangt. Diese örtlichen Verhältnisse können auch eine metaphorische, übertragene Bedeutung haben.

Manchmal unterscheidet sich jedoch die örtliche Auffasung im Lateinischen vom Deutschen.


1. Deutsch = wohin vs. Latein = wo

Bei manchen Verben, die gleichzeitig Bewegungund Zielortnennen, fasstdas Lateinische, den Zielort ins Auge, indem es eine wo-Angabe verlangt. Im Deutschen steht dagegen die Bewegung zu diesem Ziel im Blickpunkt, sodass wir hier eine wohin-Angabe verwenden. Dies gilt besonders für:

Verben des Setzens, Stellens und Legens z.B. ponere (setzen, stellen, legen), locareund statuere (stellen), consistere (sich stellen), considere (sich hinsetzen, sich niederlassen), Verbendes Einfügens z.B. (de)figere (anheften), incidere (einritzen), inscribere (schreiben auf), imprimere (einprägen) und Verben des Rechnens z.B. numerare (zählen).

Vas in mensa posui.

Sub arbore consedi.

Quid in muro inscriptum est ?

Te in amicis numero.

Ich habe das Gefäß auf den Tisch gestellt.

Ich habe mich unter den Baum gesetzt.

Was ist auf die Wand geschrieben worden ?

Ich rechne dich zu meinen Freunden.



2. Deutsch = wo vs. Lateinisch = wohin

Bei den Verben des Ankommens, Versammelns, Meldens u.ä. steht im Lateinischen dagegen die Bewegung im Blickpunkt, im Deutschen dagegen das Ziel.

Romam, in forum convenire

Clades eo nuntiata est.

Lupus in silvam se abdidit.

in Rom, auf dem Forum zusammenkommen

Die Niederlage wurde dort gemeldet.

Der Wolf versteckte sich im Wald.



3. Deutsch = wo vs. Latein = woher

Bei manchen Verben fassen wir im Deutschen den Ort, wo etwas stattfindet, ins Auge, das Lateinische dagegen sieht eher den Ausgangspunkt. Das betrifft z.B. die Verben des Anfangens und Hängens.

Mala ex arbore pendent.

Unde incipiam ?

Die Äpfel hängen am Baum.

Wo soll ich beginnen ?


Das Adjektivattribut


Ein Attribut hat die Aufgabe, ein Nomen näher zu bestimmen. Es antwortet auf die Frage «Was für ein/e …? bzw. Welche/r/s …». Attribute sind daher die einzigen Satzglieder, die nicht selbständig sind – sie bilden zusammen mit ihrem Bezugswort eine syntaktische Einheit.

Adjektive beschreiben, wie eine Sache, eine Person oder ein Zustand beschaffen ist. Daher erscheinen sie besonders häufig als Attribut. Da attributive Adjektive zusammen mit ihrem Bezugswort eine Einheit bilden, trägt es die gleichen Merkmale wie dieses und stimmt mit ihm in Fall (Kasus), Zahl (Numerus) und Geschlecht (Genus) überein. Diese Übereinstimmung nennt man KNG-Kongruenz. Sie ist äußerst hilfreich, um zu erkennen, zu welchem Wort im Satz ein attributives Adjektiv gehört.


Beispiele

puellpulchr(Nom.Sg.f.)

das schöne Mädchen, ein schönes Mädchen

amicus bonus (Nom.Sg.m.)

der gute Freund, ein guter Freund

in urbantiquā (Abl.Sg.f.)

in der alten Stadt, in einer alten Stadt

multōs hominēs (Akk.Pl.m.)

viele Männer

Achtung: KNG-Kongruenz bedeutet nicht, dass Bezugswort und Adjektiv dieselben Endungen haben! Beschreibst du z.B. ein Substantiv aus der 3.Deklination mit einem Adjektiv der a-/o-Deklination, sind die Endungen unterschiedlich.

Andrerseits kann es durchaus nützlich sein, wenn Adjektivattribut und Bezugswort zu unterschiedlichen Deklinationen gehören: Potentiell doppeldeutige Formen eines Substantivs werden dann nämlich meist eindeutig:

puellae pulchrae

Gen.Sg.f. oder Dat.Sg.f. oder Nom.Pl.f.

mulieris pulchrae

eindeutig = Gen.Sg.f.

mulierī pulchrae

eindeutig = Dat.Sg.f.

mulierēs pulchrae

eindeutig = Nom.Pl.f.

Die KNG-Kongruenz hat aber auch ihre Tücken: Ein Adjektivattribut kann sich auch auf mehrere Substantive gleichzeitig beziehen, die aber nicht unbedingt den gleichen Numerus und Genus haben (Kasus muss gleich sein!). Dann gilt:

Regel: Das auf mehrere Substantive bezogene Attribut kongruiert in jeder Stellung mit dem nächststehenden.


Beispiele

puellae et pueri Romani (nachgestellt)

römische Mädchen und Jungen

multa opera atque labor (vorgestellt)

viel Mühe und Arbeit


Stellung des Adjektivattributs

Adjektive, die eine objektive Bestimmung enthalten, stehen in der Regel hinter ihrem Bezugswort. Geben die Adjektive allerdings eine Menge (z.B. multus, -a, -um), ein Maß (z.B. magnus, -a, -um), oder eine auszeichnende Eigenschaft (z.B. divinus, -a, -um) an, stehen sie meistens vor dem Substantiv.

Ausnahmen sind jedoch nicht selten. Auch kann ein Substantiv gleichzeitig durch vor- und nachgestellte Adjektive beschrieben werden.


Beispiele

magnum templum

templum publicum

der große Tempel

der öffentliche Tempel

magnum templum publicum

der große öffentliche Tempel

Unabhängig von ihrer Bedeutung stehen mehrsilbige Adjektive, die ein einsilbiges Substantiv beschreiben, in der Regel nach:


Beispiel:

laus maxima

das größte Lob

Adjektive können hin und wieder in eine Sperrstellung (Hyperbaton) zu ihrem Bezugswort treten, sie sind dann voneinander durch andere Satzglieder getrennt. Häufig findet sich dieses Hyperbaton als Rahmenstellung von Attribut und Bezugswort, wenn das Attribut selbst durch ein Attribut erweitert ist. Dies nennt man auch geschlossene Wortstellung, weil Adjektivattribut, Erweiterung und Substantiv im Satz eine in sich geschlossene Einheit bilden:


Beispiele:

homines divitiarum cupidi

villa prope urbem sita

nach Reichtum gierige Menschen

ein nahe der Stadt gelegenes Landhaus,

ein Landhaus in der Nähe der Stadt

Hin und wieder aber reißt ein Hyperbaton diese Einheit auseinander. Beispielsweise stehen am Anfang und am Ende eines lateinischen Satzes besonders wichtige Satzglieder (meist Subjekt und Prädikat). Wird nun ein Adjektiv aus seiner üblichen Stellung heraus an eine dieser beiden Positionen bewegt, erhält es dadurch eine besondere Betonung. Anhand der KNG-Kongruenz lässt sich aber in der Regel herausfinden, zu welchem Substantiv ein Adjektiv gehört:


Beispiel

Multos tibi mox libros dabo.


Viele Bücher werde ich dir bald geben.

(Betonung auf viele); ich werde dir bald Bücher geben, und zwar viele.

Solche Hyperbata werden dir aber während der Arbeit mit dem Lehrbuch äußerst selten begegnen. Sie sind aber typisch für die lateinische Dichtung.

Das Präpositionalattribut


Ein Attribut hat die Aufgabe, ein Substantiv näher zu bestimmen. Auch Präpositionalgruppen können diese Aufgabe erfüllen. Im Deutschen kommt die Verbindung zwischen einem Substantiv und einem Präpositionalausdruck häufig vor, im Lateinischen findet sich diese dagegen eher selten.

Bis auf bestimmte Ausnahmen ist eine reine Verbindung zwischen Substantiv und Präpositionalausdruck nicht möglich. Daher treten meist Partizipien zum Substantiv als Stützwörter hinzu, um eine geschlossene Wortstellung zu erreichen, diese müssen im Deutschen nicht übersetzt werden.


Beispiele

oratio in senatu habita

die Rede im Senat

(= die im Senat gehaltene Rede)

mons prope urbem situs

ein Berg in der Nähe der Stadt

(= ein nahe der Stadt gelegener Berg)

bellum cum Romanis gestum

der Krieg gegen die Römer

(= der gegen die Römer geführte Krieg)


Präpositionalattribute ohne Stützwort sind möglich zur Bezeichnung von:

a) Stoff und Herkunft:

homo de plebe

ein Mann aus dem Volk

statua ex auro

eine Statue aus Gold


b) Zusammengehörigkeit und Gegenteil:

liber cum imaginibus

ein Buch mit Bildern

vir sine metu

ein Mann ohne Furcht


c) Ortsangaben, besonders bei Verbalsubstantiven

excessus ex vita

(Austritt aus dem Leben=) Tod

adventus in urbem

die Ankunft in der Stadt

Oft werden deutsche Präpositionalausdrücke im Lateinischen durch andere Ausdruckweisen (z.B. Gentitivus obiectivusoder Adjektive) wiedergegeben.


Beispiele

amor matris

die Liebe zur Mutter

victoria hostium

der Sieg über die Feinde

bellum piraticum

der Krieg mit den Seeräubern

res urbanae

die Ereignisse in der Stadt

Präpositionalattribute stehen meist hinter ihrem Bezugswort.


Kausalsätze


Kausalsätze sind adverbiale Nebensätze, die einen Grund oder eine Ursache für das Geschehen oder die Aussage im übergeordneten Satz nennen (causa = „Grund“).

Sie können sowohl mit dem Indikativ als auch mit dem Konjunktiv stehen. Der Modus ist von der jeweiligen Subjunktion abhängig.

Folgende Subjunktionen können Kausalsätze einleiten:

mit Indikativ

quia

da, weil

quoniam

weil ja, da ja

mit Konjunktiv

(praesertim /quippe) cum

da, weil

mit Indikativ oder Konjunktiv

quod

da, weil


Kausales quod

Quod kann sowohl mit dem Indikativ als auch mit dem obliquen Konjunktiv stehen. Der oblique Konjunktiv steht in Gliedsätzen, die die Meinung des Subjektes wiedergeben. Daher steht er oft nach Verben des Lobens, Tadelns, Dankens, Anklagens und Verurteilens, aber auch nach Verben der Gefühlsäußerung. Reflexivpronomen in einem quod-Satz mit obliquem Konjunktiv können sich auch auf das Subjekt des übergeordneten Satzes beziehen.

Das kausale quod taucht oft in Verbindung mit Kausaladverbialen wie ob eam causam, propterea und idcirco auf (= deshalb…, weil…).

Häufiger findest du folgende Wendung mit relativem Satzanschluss:

quae cum ita sint = „da diese so sind“ = deswegen, deshalb


Beispiele:

Puella flet, quia canem timet.

Das Mädchen weint, weil sie Angst vor dem Hund hat.

Rex cum imperium amplificare vellet,

multa bella gessit.

Da der König sein Reich vergrößern wollte, führte er viele Kriege.

Magister discipulum reprehendit, quod is non tacet.

Der Lehrer kritisiert den Schüler, weil dieser nicht schweigt.

Marcus se laudat, quod discipulus bonus sit.

Markus lobt sich, dass/weil er (seiner Meinung nach) ein guter Schüler sei.

(obliquer Konjunktiv)

Finalsätze


Finalsätze sind adverbiale Nebensätze, die eine Absicht oder einen Zweck nennen (finis = „Ziel, Zweck“). Sie stehen immer im Konjunktiv.


Finalsätze

Folgende Subjunktionen können Finalsätze einleiten:

ut

damit, um zu

damit nicht, um nicht zu

quō (= ut eō)

damit desto


Beispiele:

Servi vocati sunt, ut cibos pararent.

Die Sklaven wurden gerufen, damit sie die Speisen zubereiten.

Epistulam tibi mitto, ne me obliviscaris.

Maiora praemia imperator militibus promisit quo fortius pugnarent.

Ich schicke dir einen Brief, damit du mich nicht vergisst.

Der Feldherr versprach seinen Soldaten ziemlich große Belohnungen, damit sie um so tapferer kämpften.


Achte auf folgende Verbindungen:

nē quis

damit niemand [= niemand von Bedeutung]

nē quid

damit nichts [= nichts von Bedeutung]

nē quisquam

damit (gar) keiner [= überhaupt niemand]

nē quicquam

damit (gar) nichts [= überhaupt nichts]

nē umquam

damit niemals

nē quando

necubī

damit nirgendwo


Beispiele:

Claude ianuam, ne quis intret! = Schließ die Tür, damit niemand reinkommt!

Nemo consilia mea ignorat, ne quisquam = Jeder kennt meine Pläne, damit keiner sagt,

dicat me quicquam mali studere. = ich arbeite auf irgend etwas Böses hin.


Oft findet sich ein Hinweis auf einen Finalsatz schon im übergeordneten Satz:

idcircō, eō, ob eam rem = deshalb

eā mente, eō cōnsiliō = mit der Absicht


Verbindung zweier Finalsätze

Fügt man zu einem verneinten Finalsatz einen zweiten verneinten hinzu, schließt man ihn klassisch mit nēve an. Schließt sich ein verneinter Finalsatz dagegen an einen positiven Finalsatz an, steht neque oder nēve.


Beispiele:

Servi imperiis parent, ne dominum Die Sklaven gehorchen den Befehlen, um

decipiant neve verberentur. ihren Herrn nicht zu enttäuschen und um nicht geschlagen zu werden.

Servi imperiis parent, ut poenam Die Sklaven gehorchen den Befehlen, um

effugiant neque/neve verberentur. einer Strafe zu entgehen und um nicht bestraft zu werden.


Temporalsätze mit finalem Nebensinn

Einige Temporalsätze können ebenfalls einen finalen Nebensinn haben und stehen dann wie echte Finalsätze im Konjunktiv. Dies gilt für folgende Subjunktionen:

dum, quoad

bis

antequam

bevor (=„damit nicht noch“)

priusquam


Beispiele:

Expectemus, dum tuti simus. = Lass uns warten, bis wir in Sicherheit sind.

Praestat te in silvas abdere, antequam = Es ist besser, dich in den Wäldern zu

aliquis te videat. = verstecken, bevor dich jemand sieht.


Finale Relativsätze

Auch Relativsätze können einen finalen Nebensinn haben, der durch den Konjunktiv ausgedrückt wird. Finale Relativsätze sind jedoch keine Adverbial-sätze, sondern Attributsätze.


Beispiele:

Magistro nobis opus est qui linguam Wir brauchen einen Lehrer, der uns die

Grraecam nos doceat. griechische Sprache lehrt.


Abhängige Begehrsätze

Abhängige Begehrsätze sind wie finale Relativsätze keine Adverbialsätze. Sie sind finale Subjekt- oder Objektsätze. Sie unterscheiden sich von den Finalsätzen darin, dass ein Verb des Bittens, Wünschens, Forderns, Strebens oder Sich-Bemühens das Prädikat des übergeordneten Satzes ist. Diese Verben weisen bereits auf ein gewünschtes Ziel hin. Mehr dazu in der Wiki zu den Begehrsätzen.


Begehrsätze


Ihrer Bedeutung nach sind abhängige Begehrsätze mit den Finalsätzen verwandt, da sie ein erwünschtes Geschehen, also ein Ziel, eine Absicht bezeichnen. Daher stehen sie mit den gleichen Einleitungswörtern und folgen den Regeln der consecutio temporum für konjunktivische Gliedsätze.

ut

dass, Infinitiv mit zu

dass nicht, Infinitiv mit nicht zu

In ihrer syntaktischen Funktion unterscheiden sich Begehrsätze jedoch von Finalsätzen. Letztere sind Adverbialsätze, Begehrsätze dagegen erfüllen die Funktion eines Objekts. Als Objektsätze hängen sie von Verben des Forderns, Bittens, Wünschens, Bewirkens, Kümmerns und Bemühens ab. Dazu zählen:

rogāre

bitten

petere

bitten

ōrāre

bitten

hortārī

auffordern

monēre

ermahnen, auffordern

postulāre

fordern

flāgitāre

fordern

imperāre

befehlen

optāre

wünschen

suādēre

raten

impellere

veranlassen

permittere

erlauben

adducere

(dazu führen =) veranlassen

permovēre

(dazu bewegen =) veranlassen

exspectāre

erwarten

cūrāre

sich sorgen

operam dare

sich Mühe geben

perficere

bewirken

labōrāre

sich bemühen

contendere

sich bemühen

impetrāre

durch Bitten erreichen

implorāre

beschwören, anflehen

id studēre

danach streben

id agere

danach streben

Rogo (Oro) te, ut me adiuves. = Ich bitte dich, mir zu helfen./Ich bitte dich, dass du mir hilfst.

Quid te adduxit, ne domi maneres ? = Was hat dich dazu veranlasst, nicht zu Hause zu bleiben ?

Perficere non potui, ut veniam illis daretur. = Ich konnte nicht bewirken, dass ihnen Nachsicht gewährt wurde.


Abhängige Begehrsätze lassen sich auf ursprünglich selbständige Wunschsätze zurückführen, betrachten wir folgende Beispiele:


Opto. = Ich habe einen Wunsch. Ut (inam) venias! = Mögest du kommen!

Ne venias! = Mögest du nicht kommen!

Opto, ut venias. = Ich wünsche, dass du kommst.

Opto, ne venias. = Ich wünsche, dass du nicht kommst.


Begehrsätze nach Verben des Fürchtens und Verhinderns

Nach Verben des Fürchtens und Verhinderns sowie einigen weiteren Verben & Wendungen bedeutet ne = „dass“ (bzw. „zu“) und nicht „dass nicht“ (bzw. „nicht zu“). Schauen wir uns wieder die zugrunde liegenden Wunschsätze an:

Timeo. = Ich habe eine Befürchtung. Ne venias! = Hoffentlich kommst du nicht!

Timeo, ne venias. = Ich befürchte, dass du kommst.

Da abhängige Begehrsätze nach Ausdrücken des Fürchtens und Hinderns etwas Unerwünschtes ausdrücken, steht im Lateinischen als Einleitungswort ne. Verneint werden solche ne-Sätze mit ne non (seltener ut).

Timeo, nenon venias. = Ich befürchte, dass du nicht kommst.

Hier die wichtigsten Verben und Wendungen, nach denen ne „dass“ bedeutet:

metuere

fürchten

impedīre

hindern

timēre

fürchten

dēterrēre

abschrecken

verēri

fürchten

prohibēre

abhalten (häufiger mit AcI)

perīculum est

es besteht die Gefahr

recusāre

sich weigern (häufiger mit Infinitiv)

interdīcere

untersagen, verbieten

obstāre

im Weg stehen, behindern

cavēre

sich hüten

obsistere

sich widersetzen

Nach cavēre kann nē fehlen!

resistere

sich widersetzen

Nach Verben des Hindernsund Sich-Widersetzens steht anstatt ne auch quominus (wörtlich = „damit dadurch umso weniger“).

Nonne tibi interdixi, ne id faceres? = Hab ich dir nicht verboten, das zu tun ?

Cave (ne) movearis! = Hüte dich, dich zu bewegen! Beweg dich bloß nicht!

Minis non deterreor, quominus te = Ich lasse mich nicht durch Drohungen davor adiuvem. abschrecken, dir zu helfen.

Non recusavi, netibi omnia narrarem. = Ich habe mich nicht geweigert, dir alles zu erzählen.


Uneingeleitete Begehrsätze – fehlendes ut oder ne

Ähnlich wie nach cavere das ne fehlen kann, kann auch nach einigen Verben des Bittens und Bewirkens ut ausgelassen werden. Oft lassen sich solche uneingeleiteten Begehrsätze als eindringliche Bitten und Befehle übersetzen:

Rogo me adiuves. = Ich bitte dich, mir zu helfen. Hilf mir bitte!

Fac abeas. = Mach, dass du wegkommst! Hau ab!

Konsekutivsätze


Konsekutivsätze nennen eine tatsächliche Folge des im übergeordneten Satz ausgedrückten Geschehens (consequi „folgen“). Obwohl sie sich auf die Wirklichkeit beziehen, stehen sie im Konjunktiv. Sie werden eingeleitet durch:

ut

(so...,) dass ; sodass

ut nōn

(so...,) dass nicht, sodass nicht


Beispiel:

Tantus mihi timor fuit, utmoveri non auderem. = Ich hatte so große Angst, dass ich mich nicht zu bewegen wagte.


Konsekutivsätze stehen oft als Subjektsätze nach unpersönlichen Ausdrücken des Geschehens und Folgens:

fit

es geschieht

est

es ist der Fall

fieri (non) potest

es ist (un)möglich

mos est

es ist Brauch

accidit / evenit

es ereignet sich

sequitur

es folgt

contingt

es gelingt


Beispiel:

Initio proelii iam accidit, ut multi milites mortem obirent.

Bereits am Anfang der Schlacht ereignete es sich, dass viele Soldaten starben.

Oft stehen schon im übergeordnetem Satz Signalwörter („so-Wörter“), die auf den folgenden Konsekutivsatz hinweisen.

Darunter viele Korrelativa:

ita / sic / tam

so

Beispiel:

Laetitia tanta erat, ut homines riderent.

Die Freude war so groß, dass die Menschen lachten.

adeo

so sehr

tantus, -a, -um

so groß

talis, -e

so beschaffen

Hat ein vergangenes Geschehen eine Folge, die noch in der Gegenwart besteht, steht im Konsekutivsatz oft Konjunktiv Perfekt als absolutes Tempus:

Tanto odio omnibus fuit, ut abiret Er war allen so verhasst, dass er fortging neque umquam reverterit. und nie zurückgekehrt ist.


Relativsätze ohne Bezugswort


Wie du weißt, steht das Relativpronomen normalerweise in Numerus- und Genus-Kongruenz zu seinem Bezugswort. Es gibt allerdings auch Relativsätze, die kein offensichtliches Bezugswort haben.


Das „unsichtbare“ Pronomen

In Relativsätzen, die einen Objekt- oder Subjektsatz darstellen, bezieht sich das Relativpronomen auf ein gedachtes Demonstrativpronomen. Das geht im Deutschen auch, wir übersetzen die Relativpronomina dann mit „wer“ oder „was“ oder fügen vor dem Relativsatz „derjenige/diejenige/das(jenige)“ ein.


Beispiel:

Magistro, quae discipulus perfecit, placent.

(= Magistro ea, quae discipulus perfecit, placent.)

Dem Lehrer gefällt, was der Schüler geleistet hat.

(=Dem Lehrer gefällt das, was der Schüler geleistet hat.)

Qui beati sint, multum rident.

(= Ii, qui beati sint, multum rident.)

Diejenigen, die glücklich sind, lachen viel.

Der Relativsatz steht im Konjunktiv, wenn er einen erklärenden, konsekutiven Sinn hat (is, qui= „ein solcher, der“). Dieser Konjunktiv muss nicht übersetzt werden.


Bezug auf einen ganzen Satz

Es gibt auch Relativpronomen, die sich auf den Inhalt eines ganzen Satzes beziehen, die also die gesamte, übergeordnete Handlung noch einmal aufgreifen oder diese kommentieren. Im Deutschen übersetzen wir das Relativpronomen in solchen Fällen in der Regel mit „was“.

Diese Pronomen sind im Lateinischen: (id),quod und quae res.


Beispiel:

Der Sklave arbeitet eifrig, was dem Herren sehr gefällt.

Servus sedule laborat, quod / quae res domino valde placet.


Verallgemeinerndes Relativpronomen

Auch die verallgemeinernden Relativpronomen haben in der Regel kein bestimmtes Bezugswort im übergeordneten Satz.


Beispiel:

Ubicumque eris, te inveniam.

Wo auch immer du bist, ich werde dich finden.

Adiuves quicumque auxilio egeat.

Du sollst jedem, der Hife braucht, helfen.

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