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Tropen – online lernen

Tropen sind eine Form von Stilmitteln, die dir hier genauer erklärt werden.

Wiki zum Thema: Tropen

Stilmittel


Ein wesentlicher Zug von Dichtung ist die Verwendung von bestimmten Stilmitteln, die in der Regel zur Hervorhebung und Betonung bestimmter Elemente dienen oder auch die Aussage eines ganzen Satzes verstärken können. Solche Stilmittel können auf den verschiedenen Ebenen eines Satzes eingesetzt werden. Diese Ebenen sind:

  • Lautebene (phonetische Ebene)
  • Wortebene (lexikalische Ebene)
  • Satzebene (syntaktische Ebene)
  • Sinnebene (semantische Ebene)


Oft kombinieren Dichter Stilmittel auf den unterschiedlichen Ebenen, was besonders kunstvolle Verflechtungen bewirkt. Alle Stilmittel basieren zudem auf vier grundlegende Verfahren:

  • Ersetzung (A B)
  • Hinzufügung (A AB) & Wiederholung(A A1... A2... A3...)
  • Auslassung (AB B)
  • Verschiebung (AB BA)


Du kannst also Stilmittel danach bestimmen, auf welcher Ebene welches Verfahren angewendet wird. Du kannst z.B. in einer Klassenarbeit oder Klausur beschreiben, was auf welcher Ebene passiert und welche Wirkung das für das Verständnis hat, wenn dir der Name eines bestimmten Stilmittels gerade nicht einfällt.


Auswahl häufiger Stilmittel

1. Metapher – Ein Wort wird durch ein anderes ersetzt, das aus einem ganz anderen Gegenstandsbereich kommt. Eine Metapher lässt sich als verkürzter Vergleich ansehen: «A ist wie B» «A ist B». Das Ersatzwort bekommt eine übertragene Bedeutung: ardor= amor (Glühen Liebe)


2. Metonymie - Ein Wort wird durch ein anderes ersetzt, das allerdings mit dem ersetzten in einem erkennbaren Sinnzusammenhang steht. Häufigere metonymische Ersetzungen sind:

  • Gefäß Inhalt: Roma = Romani (Rom Römer)
  • Person Sache: Bacchus = vinum (B. = Gott des Weines Wein)
  • Material Produkt: ferrum = gladius (Eisen Schwert)
  • Abstraktum Konkretum: iuventus = iuvenes (Jugend Jugendliche)


  • Teil Ganzes (pars pro toto): tectum = domus (Dach Haus)
  • Ganzes Teil (totum pro parte): mare (Meer) Meerwasser
  • Mitglied / Einzelerscheinung Gruppe (species pro genere): Croesus = virdi vitissimus (Croesus steinreicher Mann)

Bei den letzten drei Metonymien findet eine mengenmäßigeErsetzung statt. Eine solche quantitative Metonymie nennt man auch Synekdoche.


3. Hyperbel – Bei einer Hyperbel handelt es sich um eine starke Übertreibung:

colaphis tuber est totum caput= der ganze Kopf ist eine Beule von den Boxhieben


4. Litotes – Wenn ein Wort durch sein Gegenteil ersetzt und anschließend verneint wird, handelt es sich um eine Litotes. Eine Litotes dient im Regelfall der Abmilderung einer verhältnismäßig starken Aussage. Sie kann aber auch bei einer doppelten Verneinung verstärkend wirken:

nemo est, quin... = es gibt niemanden, der nicht (= jeder, alle)

sapientissimus non est = er ist nicht gerade einer der Weisesten (= eher dumm)


5. Parallelismus & Chiasmus – Ein Parallelismus liegt vor, wenn zwei einander entsprechende Satzglieder oder aufeinander folgende Sätze gleich aufgebaut sind (oft verbunden mit inhaltlichem Kontrast):

Optat epihippia bos piger, optat arare caballus = Es wünscht einen Sattel der träge Ochse, es wünscht zu pflügen der Gaul.

Ein Chiasmus liegt vor, wenn sich entsprechende Satzteile überkreuzgestellt sind, er bildet also quasi das Gegenstück zum Parallelismus. Der Name geht auf den griechischen Buchstaben Chi zurück, der aussieht wie ein X: Vivam, si vivet - Ich werde leben, wenn sie lebt -  si cadet illa, cadam. Wenn sie fällt, werde ich fallen.


6. Asyndeton & Polysyndeton – Ein Asyndeton ist eine Aufzählung, bei der die Glieder unverbunden (d.h. ohne Konjunktionen) nebeneinander stehen. Oft ist ein Asyndeton mit einer Alliterationverbunden:

Veni, vidi, vici. = Ich kam, sah (und) siegte.

Ein Polysyndeton dagegen ist eine Aufzählung, bei der alle Glieder durch Konjunktionen miteinander verbunden sind:

Petit Gemellus nuptias Maronillae Gemellus hält um Maronillas Hand an

Et cupit et instat et precatur et donat. Und er wünscht es und ist hartnäckig und bittet und macht Geschenke.


7. Alliteration & Homoioteleuton – Alliteration und Homoioteleuton sind beides Klangfiguren, die für eine Wiederholung bestimmter Lautesorgen. Bei einer Alliterationbeginnen mehrere Wörter, die aufeinanderfolgen mit dem gleichen Anlaut:

O Tite, tute, Tati, tibi tanta, tyranne, tulisti Du selbst, Titus Tatius, hast dir, du Tyrann, so großes Übel eingebracht.

Beim Homoioteleuton dagegen kehrt der gleiche Auslaut bei korrespon-dierenden Gliedern wieder. Es handelt sich also gleichsam um einen Reim. Homoiateleutafinden sich gerne im Pentameter eines elegischen Distichons beim Wort vor der Mittelzäsur und beim Wort am Versende, dadurch entsteht eine Art Binnenreim:

Labitur ex oculis nunc quoque gutta meis. Es gleitet nun auch aus meinen Augen ein Tropfen.


8. Anapher, Epipher, Kyklos & Anadiplose – Bei diesen Figuren handelt es sich um die Wiederholung eines bestimmten Wortes an markanten Satzpositionen. Bei der Anapher wiederholt sich ein Wort zu Beginn eines Satzes, Satzteils oder Verses, bei der Epipher am Satzende. Ein Kyklos liegt vor, wenn sich am Versanfang und –ende (bzw. Satzanfang und –ende) dasselbe Wort wiederholt. Bei der Anadiplose schließlich endet ein Vers/ Satz(teil) mit demselben Wort, mit dem der folgende Vers/Satz(teil) beginnt:

Vobiscum est Iope, vobiscum candida Tyro,

Vobiscum Europe nec proba Pasiphae(Anapher)

Mit euch zusammen ist Iope, mit euch zusammen die strahlende Tyro,

Mit euch zusammen Europa und die unanständige Pasiphae.


Isne tibi melius suadet, qui 'rem facias, rem,
si possis, recte, si non, quocumque modo rem’ 
(Epipher)

Rät dir der besser, der sagt ‘du sollst dir ein Vermögen verschaffen, ein Vermögen,

wenn du kannst, rechtschaffen, wenn nicht, egal wie, Hauptsache ein Vermögen.‘


Spectatum veniunt, veniunt spectentur ut ipsae. (Anadiplose)

Um zu schauen, kommen sie, sie kommen um selbst angeschaut zu werden.


Aeque pauperibus prodest, locupletibus aeque (Kyklos)

Genauso nützt es den Armen, den Reichen genauso.


9. Hendiadyoin – Ein Hendiadyoin («eins durch zwei») liegt vor, wenn zwei (teil-)synonyme Substantive zu einer Einheit verbunden werden. Im Deutschen geben wir ein Hendiadyoin meistens mit einer Verbindung aus Substantiv und (Adjektiv-)Attribut wieder:

animo atque memoria tenere = in bleibender Erinnerung halten


10. Oxymoron - Ein Oxymoron besteht aus der Zusammenstellung zweier gegensätzlicher Begriffe:

concordia discors = zwieträchtige Eintracht

Cum tacent, clamant. = Indem sie schweigen, schreien sie.


11. Klimax & Antiklimax – Bei einer Klimax handelt es sich um eine Aufzählung, in der die Reihenfolge der Glieder eine inhaltliche Steigerung ausdrückt.

Das Gegenteil einer Klimax ist eine Antiklimax:

vincula, carcerem, verbera, secures, crucem = Fesseln, Kerker, Schläge, Beile, Kreuz

(Steigerung Schwere der Strafe)


12. Apostrophe – Eine Apostrophe ist eine Anrede an eine Sache oder nicht anwesende Person. Der Sprecher wendet sich durch eine Apostrophe scheinbar vom Zuhörer ab:

Torserit igne comam, torte capille, place!

Hat sie ihr Haar mit einer Brennschere gelockt, gefalle, lockiges Haar!


13. Polyptoton– Steht ein Nomen in ein und demselben Satz in verschiedenen Kasus, redet man von einem Polyptoton:

Nam non conveniens omnibus omnis erit. = Denn nicht jeder wird allen recht sein.


14. Hyperbaton– Werden syntaktisch zusammengehörige Wörter durch eine oder mehrere Wörter getrennt, handelt es sich um ein Hyperbaton:

Thais habet nigros, niveos Laecania dentes.

Thais hat schwarze Zähne, Laecania weiße.

Die beiden Adjektive nigros und niveos sind von ihrem Bezugswort dentes (= Zähne) getrennt. Das Hyperbaton ermöglicht es, die beiden Farben kon- trastiv hintereinander zu stellen, und erzeugt gleichzeitig eine Alliteration und ein Homoioteleuton (nigrosniveos). Einen Gegensatz als Stilmittel nennt man Antithese.


15. Personifikation – Einer Sache/einem Ding werden Eigenschaften oder Tätigkeiten zugesprochen, die du normalerweise bloß bei Menschen findest:

Phaselus ille, quem videtis, ... ait fuisse navium celerrimus.

Jenes Boot, das ihr seht, ... sagt, es sei das schnellste aller Schiffe gewesen.

Neben diesen Stilmitteln findest du in lateinischer Dichtung auch häufiger rhetorische Fragen, Ironie und Vergleiche.

Generell lassen sich Stilmittel einteilen in Tropen und Figuren.

  1. Von Tropenreden wir, wenn ein Wort durch ein anderes ersetzt wird. Das Gemeinte wird also nicht mit dem nächstliegenden Wort ausgedrückt. Zu den Tropen rechnen wir folgende Stilmittel: Metaper, Metonymie, Synekdoche, Litotes, Hyperbel, Personifikation und Ironie.
  2. Von Figurenreden wir, wenn Wortgruppen oder Sätze anders formuliert werden, als es der einfachsten Ausdrucksweise entspräche. Zu den Figuren zählen wir Parallelismus, ChiasmusAsyndetonPolysyndetonAlliterationHomoioteleutonAnapherEpipherKyklosAnadiploseHendiadyoinOxymoronKlimaxAntiklimaxApostrophePolyptotonHyperbaton und Antithese.


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