Hier werden dir Gliedsätze in der indirekten Rede (oratio obliqua) erklärt. Wann kommen sie vor? Wie werden sie übersetzt?
Oratio obliqua 1 | ||||||||
Werden die Aussagen eines Sprechers / einer Sprecherin wörtlich wiedergegeben, stehen sie in direkter Rede (oratio recta). Werden diese Aussagen jedoch von einem Verb des Sagens, Meinens oder Denkens abhängig gemacht, handelt es sich um indirekte Rede (oratio obliqua). Da von solchen Verben im Lateinischen AcIs abhängen, stehen in der oratio obliqua alle ursprünglichen Aussagesätze im AcI. Alle Pronomina in der oratio obliqua, die sich auf das übergeordnete redende Subjekt beziehen, tauchen als entsprechende Reflexiva auf. Zur besonderen Hervorhebung und/oder in Gegensätzen kann statt der Reflexiva auch ipse stehen. In Bezug auf alle übrigen Personenwerden ille oder is verwendet. Wenn ein Reflexivum doppeldeutig sein könnte oder man dem Gesagten den Anschein von Objektivität geben will, kann das Reflexivpronomen auch durch is ersetzt werden!
In der gepflegten deutschen Schriftsprache steht die indirekte Rede im Konjunktiv – welchen dein(e) Lateinlehrer(in) von dir in einer Arbeit/Klausur erwarten wird. Beispiel für deutsche Übersetzung der obigen oratio obliqua: Marcus erzählt, seine Eltern seien von einem Freund zum Abendessen eingeladen worden. Deshalb seien sie nicht zu Hause, sondern reisten zu dessen Landhaus. Er selbst habe nicht mit seinen Eltern gehen wollen. Diese würden bis in die tiefe Nacht hinein speisen und erst weit nach Mitternacht zurückkehren. Er werde jedoch nicht allein sein. In der Schule habe er nämlich seine Freunde Lucius und Gaius eingeladen. Er möge das Zusammensein mit Freunden. Entweder unterhielten sie sich oder spielten gerne und immer würden sie viel scherzen. |
Oratio obliqua 2 | |||||||||||||||||||||||||
Hauptsätzeim Indikativ (Aussagesätze) werden in der Oratio obliqua zu AcIs. Fragen werden in der Oratio obliquaz u innerlich abhängigen Fragesätzen. Sie stehen dann im Konjunktiv und folgen der Consecutio temporum für konjunktivische Nebensätze. In indirekten Fragesätzen wird die Nachzeitigkeit in der Regel durch die Coniugatio periphrastica (PFA + Konj.Präs./Konj.Impf. von esse) ausgedrückt. Abhängige Entscheidungsfragen werden ohne großen Bedeutngsunterschied entweder mit num oder –ne, das an das erste Wort angehängt wird, eingeleitet. Beide übersetzt du mit «ob». Mit an (oder, oder ob) können sowohl in der direkten als auch in der indirekten Rede an eine Frage weitere angeschlossen werden.
Konjunktivische Hauptsätze, die ein Begehren oder Verbot ausdrücken (Iussiv, Optativ, Adhortativ, Prohibitiv), bleiben in der Oratio obliqua als innerlich abhängige Begehrsätze (mit oder ohne ut) im Konjunktiv stehen. Bei einem Verbot steht als Negation ne. Imperative (Befehlssätze) werden in der Oratio obliqua ebenfalls zu abhängigen Begehrsätzen. Das Tempus des Konjunktivs folgt den Regeln der Consecutio temporum für konjunktivische Nebensätze, doch wird hier die Nachzeitigkeit nicht extra ausgedrückt. Stattdessen stehen wie bei Gleichzeitigkeit zum übergeordnetem Verb Konjunktiv Präsens bzw. Imperfekt.
Rhetorische Fragen, die die Bedeutung eines Aussagesatzes haben, werden in der Oratioobliqua zu einem AcI. Hat eine rhetorische Frage jedoch die Bedeutung eines Begehrsatzes, tritt sie nach den Regeln der Consecutio temporum in den Konjunktiv. Solche rhetorischen Fragen werden oft mit cur, quid (warum ?) oder quin (warum nicht ?) eingeleitet:
Nebensätze in der Oratio obliqua In der Oratio obliqua stehen alle Nebensätze im Konjunktiv, weil sie innerlich vom AcIund damit vom übergeordneten Prädikat abhängig sind. Sie folgen der Consecutio temporum, doch kannst du auch absolutes Tempus finden, besonders wenn der Sprecher/die Sprecherin etwas Vergangenes aus der gegenwärtigen Sicht als immer noch gültige Tatsache darstellen will. Im Lateinischen gibt es kein Konjunktiv Futur. Als Ersatztempus für das fehlende Futur II tritt Konjunktiv Plusquamperfekt ein. Im folgenden Beispiel sind absolut gebrauchte Konjunktive unterstrichelt:
Irreale Bedingungsgefüge in der Oratio obliqua Irrealis im si-Satz bleibt erhalten, im Hauptsatz wird er unabhängig vom Tempus durch eine Coniugatio periphrastica (PFA + fuisse) ersetzt.
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Schwierigkeitsgrad 1
Arbeitsblatt-Nr. 3258
Schwierigkeitsgrad 2
Arbeitsblatt-Nr. 11405
Schwierigkeitsgrad 2
Arbeitsblatt-Nr. 11404
Schwierigkeitsgrad 2
Arbeitsblatt-Nr. 3259