AcI (1) – online lernen

Ein "AcI" besteht aus einem Akkusativ mit Infinitiv und ist eine viel genutzte Satzkonstruktion. Mehr zu diesem Thema erfährst du hier.

Wiki zum Thema: AcI (1)

AcI

Bedeutung, Auslöseverben


Der AcI ist eine wichtige und häufige Konstruktion im Lateinischen. Sollte dir der Ausdruck AcI noch nie begegnet sein, hier die gute Nachricht: Es gibt auch im Deutschen AcIs – er ist also keine exzentrische lateinische Eigentümlichkeit.


Beispiele für AcIs im Deutschen – mit lateinischer Übersetzung:

Ich sehe die Vögel fliegen. Aves volarevideo. [avis, avis f – Vogel]

Sie haben ihn da sitzensehen. Eum ibi sedere viderunt.

Er hört die Flöhe husten. Pulices tussire audit. [pulex,-icis m – Floh]

Ich habe dich singenhören. Te cantare audivi.

Wir hindern euch zu kommen. Vos venire prohibemus.

Sie fordert ihn auf zu warten. Eum exspectare iubet.

Du lehrst mich Flöte zu spielen. Me tibiis canere doces. [tibia,-ae f – Flöte]

Ihr lasst uns gehen. Nos abire sinitis.


Was ist denn jetzt so spannend an diesen Sätzen ? In den unterstrichenen Wortgruppen (= AcIs) siehst du immer einen Akkusativ und einen Infinitiv. Der Akkusativ erklärt sich hier natürlich dadurch, dass der AcI in den Beispielsätzen immer das Objekt zum Prädikat des Satzes bildet.


Gleichzeitig aber ist dieser Akkusativ Subjekt der Handlung des Infinitivs:


Wen sehe ich ? Die Vögel (Objekt). Wer fliegt ? Die Vögel (Subjekt).

Wen haben sie gesehen ? Ihn (Objekt). Wer ist gesessen ? Er (Subjekt).

Wen hört er ? Die Flöhe (Objekt). Wer hustet ? Die Flöhe. (Subjekt).

Wen habe ich gehört ? Dich (Objekt). Wer hat gesungen ? Du (Subjekt).

Wen hindern wir ? Euch (Objekt). Wer soll nicht kommen ? Ihr (Subjekt).

Wen fordert sie auf ? Ihn (Objekt). Wer soll warten ? Er (Subjekt).

Wen lehrst du ? Mich (Objekt). Wer spielt Flöte ? Ich (Subjekt).

Wen lasst ihr gehen ? Uns (Objekt). Wer geht ? Wir (Subjekt).


Also: Der AcI ist eine satzwertige Konstruktion – er enthält wie jeder Satz ein Subjekt (Subjektsakkusativ) und ein Prädikat (Infinitiv). Gleichzeitig ist der AcI aber kein selbständiger Satz – er ist entweder Objekt oder Subjekt des übergeordneten Verbs (= des finiten Prädikats).


Dass der AcI tatsächlich einem Satz entspricht, sieht man, wenn man die ersten Beispiele umformt:


Ich sehe die Vögel fliegen. Ich sehe, dass die Vögel fliegen.

Sie haben ihn da sitzen sehen. Sie haben gesehen, dass er da gesessen ist.

Er hört die Flöhe husten. Er hört, dass die Flöhe husten.


Ein AcI lässt sich also in der Regel in einen gleichbedeutenden abhängigen Aussagesatz (dass-Satz) umwandeln. Die Übersetzung mit einem abhängigen Aussagesatz ist sogar oft die einzige Lösung, denn der AcI kann nicht nur wie im Deutschen von Verben der Wahrnehmung oder des Veranlassens abhängen, sondern z.B. auch von Verben des Sagens und Denkens.


Auslöserverben des AcI


1. Verben der sinnlichen und geistigen Wahrnehmung wie:

vidēre, videō, vīdī, vīsum sehen

audīre, audiō, audīvī, audītum hören

sentīre, sentio, sensī, sensum fühlen, merken

cognōscere, -nōscō, -nōvī, -nitum erkennen, erfahren

animadvertere,-vertō,-vertī,-versum bemerken

intellegere,-legō,-lēxī,-lēctum einsehen


2. kausative Verben (veranlassen eine Handlung oder deren Unterlassung) wie:

cōgere, cōgō, coēgī, coāctum zwingen

iubēre, iubeō, iussī, iussum befehlen

vetāre, vetō, vetuī, vetitum verbieten

prohibēre,-hibeō,-hibuī,-hibitum abhalten

sinere, sinō, sīvī, situm lassen, zulassen

docēre, doceō, docuī, doctum lehren


3. Verben des Sagens, Meinens, Denkens, Glaubens und Wissens wie

putāre, putō, putāvī, putātum glauben, meinen

exīstimāre,-imō,-imāvī,-imātum glauben, meinen

crēdere, crēdō, crēdidī, crēditum glauben, meinen

scīre, sciō, scīvī, scītum wissen

spērāre, spērō, spērāvī, spērātum hoffen

dīcere, dīcō, dīxī, dīctum sagen

negāre, negō, negāvī, negātum sagen, dass … nicht ; leugnen

dēclārāre,-clār ō,-clārāvī,- clārātum erklären

affirmāre,-firmō,-firmāvī,-firmātum versichern

scrībere, scrībō, scrīpsī, scrīptum schreiben

trādere, trādō, trādidī, trāditum überliefern


4. Verben des Gefühls und der Gefühlsäußerung wie

gaudēre, gaudeō, gāvīsus sum sich freuen

dolēre, doleō, doluī bedauern


5. Unpersönliche Ausdrücke (meistens solche, die ein Urteil ausdrücken) wie:

cōnstat, cōnstitit es steht fest, es ist bekannt

appāret, appāruit es ist klar/offensichtlich

manifēstum est es liegt auf der Hand, es ist offensichtlich


Beispiele:

Te adesse puto.                                        Ich glaube, dass du da bist.

Romanos cum Gallis pugnare scit.              Er weiß, dass die Römer gegen die Gallier kämpfen.

Imperator auxilia venire dixit.                    Der Feldherr sagte, Hilfstruppen kämen.

Graeci multos deos esse credebant.            Die Griechen glaubten, es gebe viele Götter.

Dominus servos laborare iubet.                  Der Herr befiehlt den Sklaven zu arbeiten.

Amicam dono gaudere apparet.                 Es ist klar, dass sich deine Freundin über das Geschenk freut.


Der Infinitiv Präsens drückt eine Gleichzeitigkeit, der Infinitiv Perfekt eine Vorzeitigkeit zum übergeordnetem Verb aus. Steht das übergeordnete Verb in einer Vergangenheitszeit, löst du den Infinitiv Präsens mit einer Vergangenheitszeit auf (in der Regel Präteritum), den Infinitiv Perfekt mit Plusquamperfekt.


Te adesse puto.                                       Ich glaube, dass du da bist.

Te affuisse puto.                                      Ich glaube, dass du da gewesen bist.

Te adesse putavi.                                     Ich glaubte, dass du da warst.

Te affuisse putavi.                                    Ich glaubte, dass du da gewesen warst.

Marcum ambulare scio.                             Ich weiß, dass Marcus spazieren geht.

Marcum ambulavisse scio.                         Ich weiß, dass Marcus spazieren gegangen ist.

Marcum ambulare sciebam.                       Ich wusste, dass Marcus spazieren ging.

Marcum ambulavisse sciebam.                   Ich wusste, dass Marcus spazieren gegangen war.

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