Hier lernst du alle grundlegenden Begriffe zum Thema "Verben". Was bedeuten "Person", "Numerus", "Modus", "Tempus", oder "Genus verbi"?
Grundlagenwissen: Verben |
Verben nennen wir im Deutschen auch Tu- bzw. Zeitwörter: Tuwörter, weil die meisten ein Geschehen bezeichnen; Zeitwörter, weil sie – das unterscheidet sie von allen anderen Wortarten – verschiedene Formen haben, die z.B. zeigen, ob etwas in der Gegenwart stattfindet oder bereits der Vergangenheit angehört, d.h. Verben können Zeitformen bilden. Beispiele: Gegenwart Vergangenheit ich bin ich war du rufst du riefst er geht er ging Die Grundform des Verbs ist der Infinitiv. Im Deutschen endet der Infinitiv auf –(e)n, im Lateinischen auf –re: Deutsch Latein ruf-en voca-re seh-en vide-re komm-en veni-re Verben erfüllen als Prädikat die zentrale Funktion in einem Satz: Das Prädikat eines Satzes antwortet auf die Frage „Was geschieht?“. Alle weiteren notwendigen Satzglieder (Subjekt, Objekte) hängen von ihm ab und lassen sich mit seiner Hilfe erfragen. Als Prädikat ist das Verb immer eine finite Verbform. Finite Verbformen haben fünf grammatische Eigenschaften, die du bestimmen kannst: Bestimmungsstücke einer finiten Verbform:
Person- Wir unterscheiden drei grammatische Personen: erste Person = sprechende Person (ich, wir) zweite Person = angesprochene Person (du, ihr) dritte Person = besprochene Person (er, sie, es; sie) Je nachdem, welche Person etwas tut, erhält das Verb unterschiedliche Endungen (= Personalendungen): ich geh-e, du geh-st, er geh-t; wir geh-en, ihr geh-t, sieg eh-en Numerus– Wir unterscheiden zwei Numeri: Singular und Plural. Der Numerus gibt an, wie viele Subjekte (=Täter) du hast: Singular = Einzahl (ein Subjekt), Plural = Mehrzahl (mehrere Subjekte). 1.P.Sg. = ich 1.P.Pl. = wir 2.P.Sg. = du 2.P.Pl. = ihr 3.P.Sg. = er, sie, es 3.P.Pl. = sie Modus– Im Deutschen und Lateinischen unterscheiden wir drei Modi. Der Modus zeigt an, wie sich das Prädikat auf die Wirklichkeit bezieht: Indikativ: Modus der Wirklichkeit (Tatsachen, Fakten) Konjunktiv: Modus der Nicht-Wirklichkeit: Möglichkeiten, Hypothetisches (= reine Annahme, Gedankenspiel), Unmögliches / Irreales … Imperativ: Befehlsform Beispiele: Indikativ Konjunktiv Imperativ du sahst du sähest sieh! er ist er sei sei! Tempus– Im Deutschen und Lateinischen gibt es sechs grammatische Zeiten (= Tempora). Achtung: Die Zeitenverwendung ist nicht eins zu eins vom Deutschen aufs Lateinische übertragbar: Präsens Gegenwart Perfekt „Vor-Gegenwart“: in der Gegenwart abgeschlossene Handlung Imperfekt Vergangenheit (im Deutschen = Präteritum) Plusquamperfekt „Vor-Vergangenheit“: eine Handlung, die zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit bereits abgeschlos- sen war FuturI Zukunft Futur II „Vor-Zukunft“: eine Handlung, die zu einem Zeit- punkt in der Zukunft bereits abgeschlossen sein wird Beispiele: Deutsch Latein Präsens er ruft vocat Perfekt er hat gerufen vocavit Imperfekt er rief vocabat Plusquamperfekt er hatte gerufen vocaverat Futur I er wird rufen vocabit Futur II er wird gerufen haben vocaverit
Diathese (Genus verbi) Die Diathese (bzw. das Genus verbi) zeigt an, ob das Subjekt der durch das Prädikat ausgedrückten Handlung eines Satzes selbst der Täter, ist (= Aktiv) oder ob es von der Handlung nur betroffen ist (= Passiv): Beispiele: Aktiv Passiv ich rufe ich werde gerufen du hast gerufen du bist gerufen worden er rief er wurde gerufen wir hatten gerufen wir waren gerufen worden ihr werdet rufen ihr werdet gerufen werden Neben den finiten Verbformen gibt es infinite Verbformen. Infinite Verbformen bezeichnen keine bestimmte Person, noch haben sie einen Modus. Infinitiv Grundform des Verbs, die oft wie ein Substantivverwendet wird (= ein Infinitiv kann Subjekt oder Objekt eines Satzes sein. Im Deutschen und im Lateinischen können wir beim Infinitiv auch die Diathesekennezichnen. Außerdem können wir Infinitive in zwei Zeiten (Präsensund Perfekt) setzen. Im Unterschied zu den Tempora der finiten Verbformen, bezeichnen sie keine absolute Zeit, sondern ein Zeitverhältnis zum übergeordnetem Verb: Aktiv Passiv Präsens (= Gleichzeitigkeit) (zu) rufen gerufen (zu) werden Perfekt (= Vorzeitigkeit) gerufen (zu) haben gerufen worden (zu) sein Partizipien Ein Partizip ist ein Verbaladjektiv. Du kannst es als Attribut zu einem Substantiv verwenden. Im Deutschen unterscheiden wir zwei Partizipien: Partizip I = es drückt Gleichzeitigkeit zum übergeordneten Verb aus, seine Diathese ist das Aktiv (im Lateinischen: Partizip Präsens Aktiv [PPA]) Partizip II = es drückt Vorzeitigkeit zum übergeordnetem Verb aus, seine Diathese ist das Passiv (im Lateinischen: Partizip Perfekt Passiv [PPP]) Partizip I / PPA: Ich sehe (Ich sah) das rennende Huhn.
Partizip II / PPP: Wir essen (Wir aßen) das gegrillte Huhn.
Um alle Formen eines lateinischen Verbs bilden zu können, musst du vier Schlüsselformen (= Stammformen) lernen. Wenn du ein Verb in verschiedene Formen setzt, konjugierst du es. Im Lateinischen gehören mit ganz ganz wenigen Ausnahmen die Verben zu einer von fünf Konjugationsklassen.Deren Namen basieren auf den Ausgang des Präsensstamms. Wir unterscheiden
Konjugation dic-e-re = sagen Präs.Stamm = dic-
(Diese Konjugation wird auch kurz-i-Konjugation oder konsonantische Konjugation mit i-Erweiterung genannt)
Da die Endung des Infinitivs nicht ausreicht, um die Konjugation zu bestimmen [es gibt dreimal die Endung –ere], musst du die 1.P.Sg.Ind.Präs.Akt. mitlernen. Infinitiv und 1.P.Sg.Ind.Präs.Akt. sind die ersten beiden Stammformen. Vom Präsensstamm bildest du Präsens, Imperfekt und Futur I. Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II bildest du dagegen mithilfe des Perfektstamms. Die dritte Stammform ist daher die 1.P.Sg.Ind.Perf.Akt. Diese Form endet auf –i. Nach Abstreichen des –i bleibt der Perfektstamm übrig. Die vierte und letzte Stammform eines Verbs ist schließlich das Partizip Perfekt Passiv (PPP). Beispiel für lateinische Verben mit ihren Stammformen:
Verben, die dem Muster von vocare bzw. audire folgen, gelten als regelmäßig. Diese Verben werden in Lateinlehrbüchern in der Regel nur im Infinitiv angegeben. |
Schwierigkeitsgrad 1
Arbeitsblatt-Nr. 3034
Schwierigkeitsgrad 2
Arbeitsblatt-Nr. 3035