Deutsch: Vormärz Epoche
Du beschäftigst dich im Deutsch-Unterricht aktuell mit der Literaturepoche Vormärz und fragst dich, was das ist, welche Literatur den Vormärz definiert und welche Vertreter in dieser Epoche typisch waren? Dann bist du hier genau richtig - steig direkt ins Thema ein.
Vormärz: Das Wichtigste über die Literaturepoche 1815 - 1848
Literarische Epochen gehen immer Hand in Hand mit historischen Entwicklungen. Was in der Welt und in Deutschland passiert, wie sich politische und wirtschaftliche Verhältnisse entwickeln, das spiegelt sich auch in der Literatur wider. Sei es in den Themen, denen Autoren und Dichter sich widmen oder in der Sprache, die sie dafür verwenden.
In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf die Literaturepoche Vormärz und ihre wesentlichen Merkmale. Wichtig sind dabei natürlich die gesellschaftlichen Hintergründe in Deutschland: der Vormärz und seine politischen Forderungen.
Was ist der Vormärz? Definition und Steckbrief
Die Literaturepoche Vormärz umfasst den Zeitraum zwischen 1815 und 1848. Diese Zeit war geprägt von Unruhen und Aufständen und teils widersprüchlichen gesellschaftlichen Entwicklungen.
Eine Reihe junger deutscher Schriftsteller, die von den liberalen Ideen der Aufklärung überzeugt war, nutzte die Literatur, um politische Forderungen zu formulieren und die Herrschenden zu kritisieren. Eines ihrer zentralen Anliegen waren demokratische Rechte wie Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit.
Steckbrief: Vormärz im Überblick
Zeitraum: | 1815 – 1848 |
Einordnung: | verläuft parallel zum konservativen Biedermeier |
Historischer Kontext: | Zeit zwischen Wiener Kongress und Märzrevolution: wiedererstarkter Absolutismus und Verlust demokratischer Rechte, Unruhen und Proteste |
Wesentliche Themen: | Kritik an den Machthabern, Anprangern sozialer Missstände, Forderungen nach Demokratie, Aufrufe zu Protesten |
Literatur-Gattungen: | hauptsächlich Lyrik und Epik, daneben einige Dramen |
Bekannte Autoren: | Ludwig Börne, Georg Büchner, Heinrich Heine, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Karl Gutzkow, Georg Herwegh |
„Junges Deutschland“ im Vormärz
Unter der selbst gewählten Bezeichnung „Junges Deutschland“ erlangte ab 1830 eine literarische Strömung des Vormärz Aufmerksamkeit. Die jungen Autoren sahen sich verpflichtet, sich als junge Generation deutlich für mehr politische Rechte einzusetzen.
Im Jahr 1835 wurden die Schriften dieser Gruppe verboten, da sie angeblich die christliche Religion angreifen und die bestehenden sozialen Verhältnisse herabwürdigen wollten.
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Vormärz: Historischer Hintergrund
Nach dem Ende der Französischen Revolution (1789 - 1799), die die absolutistische Ordnung zu Fall brachte, herrschten in weiten Teilen Europas chaotische Verhältnisse. Im Jahr 1815 versammelten sich europäische Staatsoberhäupter, um das absolutistische System wiederherzustellen (Restauration). Der Deutsche Bund wurde gegründet. In ihm schlossen sich Städte und Fürstentümer lose zusammen, die vom Adel beherrscht wurden.
Dieses Vorgehen enttäuschte und empörte viele Bürger, die nach Mitsprache strebten und einen einheitlichen Nationalstaat aufbauen wollten. Die herrschende Unzufriedenheit sorgte für Spannungen innerhalb der Gesellschaft, die sich immer wieder in Protesten und Unruhen entluden.
Ein anderer Teil der Bevölkerung hatte sich aus Enttäuschung von der Politik abgewandt und sich ein friedlich-bürgerliches Leben abseits des Öffentlichen zurückgezogen. Diese eher konservative Haltung findest du im Biedermeier, der parallel zum Vormärz läuft.
Pauperismus: Massenarmut und soziale Verelendung
Die Industrialisierung sorgte dafür, dass immer mehr Menschen in die Städte zogen, da sie dort Arbeit suchten. Die Arbeiter erhielten nur sehr wenig Lohn, sodass sie immer mehr verarmten. Mangelnder Wohnraum, Armut und Hunger sorgten für große Unzufriedenheit in den unteren Bevölkerungsschichten. Die Folge waren Unruhen und Proteste.
Hambacher Fest 1832
Als Hambacher Fest wird der Protest von rund 30.000 Menschen bezeichnet, die sich für die Gründung eines demokratischen Nationalstaats einsetzten. Sie verwendeten zum ersten Mal Schwarz-Rot-Gold als Farben eines einheitlichen Deutschlands.
Märzrevolution 1848
Ereignisse wie die Juli-Revolution 1830 in Frankreich oder das Verbot der Werke des „jungen Deutschlands“ führten schließlich zur Märzrevolution 1848. In deren Zug versuchten die Menschen nun mit Gewalt, einen Nationalstaat und grundlegende Änderungen des politischen Systems durchzusetzen.
Bürger, Bauern und Handwerker verfolgten unterschiedliche Ziele, erhofften sich jedoch alle eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensumstände. Im Jahr 1849 scheiterte die Revolution jedoch.
Die Epoche Vormärz: Merkmale der Literatur
Die Literatur des Vormärz zeichnet sich vor allem durch die folgenden Aspekte aus:
- Junge Autoren: Viele Schriftsteller des Vormärz, wie etwa Georg Büchner (geboren 1813), waren noch Kinder, als die Epoche des Vormärz begann.
- Die Autoren wandten sich mit ihren Werken direkt an das Volk. Sie verwendeten eine einfache Sprache, die von allen Teilen der Bevölkerung verstanden wurde. Sie nutzten Dialekte, um die Unterschiede zwischen Adel und einfachen Arbeitern zu verdeutlichen.
- Sie setzten sich für ein einheitliches Deutschland anstelle der lose verbundenen Fürstentümer ein.
- Sie äußerten deutlich ihre Forderungen nach Demokratie, Freiheit und Gleichberechtigung sowie der Trennung von Staat und Kirche.
Wichtige stilistische Mittel, die Du häufig in der Literatur des Vormärz findest, sind Ausrufe, Satzbrüche und Wortwiederholungen. Auch Ironie ist ein beliebtes Mittel der Vormärz-Vertreter, um ihre Überzeugung zu transportieren. Insgesamt bricht die Verwendung der Sprache mit den bekannten Traditionen vorhergegangener Epochen.
Das Welt- und Menschenbild der Epoche Vormärz
Die Autoren des Vormärz wandten sich gegen die Fremdbestimmung durch die herrschende Klasse. Mit ihren aufklärerischen und demokratischen Überzeugungen standen sie im deutlichen Widerspruch zu den vorangegangenen Epochen Romantik und Klassik. Die Vertreter des Vormärz kritisierten die Politik der Machthaber und forderten zugleich mehr Rechte für die Bevölkerung.
Sie sehen den Menschen nicht als Wesen, dessen Schicksal vorherbestimmt ist. Ihrer Meinung nach soll der Mensch frei von äußeren Zwängen und bereit sein, für seine Rechte zu kämpfen. Machthaber sollen vom Volk gewählt werden und nicht durch Gottes Gnade eingesetzt werden.
Vormärz (Epoche): Themen und Motive
Die wesentlichen Themen der Literatur des Vormärz haben wir bereits erwähnt, hier findest Du sie noch einmal in einer kompakten Übersicht.
- Kritik an der Politik: Der Vormärz wendet sich klar gegen die Restauration, also die Wiederherstellung des Absolutismus.
- Anprangern von Ungerechtigkeit: Die Autoren des Vormärz machten auf soziale Missstände aufmerksam und riefen die Bevölkerung auf, sich den Machthabern zu widersetzen.
- Liberalismus und Forderung nach demokratischen Rechten: Die Vertreter des Vormärz forderten die Gleichheit aller Staatsangehörigen und das allgemeine Wahlrecht für alle Männer, außerdem Frauenrechte, Pressefreiheit und die Trennung von Staat und Kirche.
- Abschaffung des Absolutismus: Die Vertreter des Volkes sollten von diesem gewählt werden und nicht durch Geburt oder von Gott bestimmt.
Vormärz: Wichtige Ereignisse
Wir haben bereits erwähnt, dass der Zeitraum zwischen 1815 und 1848 geprägt war von Protesten und Unruhen, die die politischen Verhältnisse verändern sollten. Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Ereignisse zusammen, die letztlich zur Revolution von 1848 führten.
1817: Wartburgfest
Nach dem Wiener Kongress 1815 hatten sich Studenten aus den verschiedenen Staaten Deutschlands in Burschenschaften zusammengeschlossen. Sie wollten vor allem zeigen, dass die Schaffung eines einheitlichen deutschen Nationalstaats möglich war.
1817 schließlich trafen sich alle Burschenschaften Deutschlands im Rahmen des Wartburgfests und forderten nachdrücklich einen Nationalstaat mit einer Verfassung.
1819: Karlsbader Beschlüsse
Mit den Karlsbader Beschlüssen reagierten die Staaten des Deutschen Bundes auf die an den Höfen herrschende Angst vor einer Revolution und auch auf das Wartburgfest: Unter anderem wurden Burschenschaften verboten, Zeitungen zensiert und Studenten und Schriftsteller überwacht. Es gab praktisch keine freie Meinungsäußerung mehr.
1832: Hambacher Fest
Im Jahr 1832 versammelten sich rund 30.000 Menschen im Hambacher Schloss. Sie forderten erneut einen deutschen Nationalstaat mit einer freiheitlichen Verfassung. Sie sprachen sich für die Abkehr von der Fürstenherrschaft und die Freiheit des Individuums aus – und zwar die Freiheit jedes Menschen.
1833: Frankfurter Wachensturm
Im April 1833 stürmten deutsche Studenten die Hauptwache in Frankfurt, um eine Revolution zu starten. Sie erhofften sich eine Kettenreaktion, die von Frankfurt aus auch den Rest Deutschlands erfassen sollte. Der Putschversuch misslang jedoch und hatte zur Folge, dass viele Beteiligte verhaftet wurden.
1837: Göttinger Sieben
Die „Göttinger Sieben“ waren sieben Professoren der Universität Göttingen, die dagegen protestierten, dass die 1833 in Kraft getretene liberale Verfassung im Königreich Hannover wieder abgeschafft wurde. Gegen die Professoren ging man anschließend hart vor, aber ihr Protest stärkte die liberale Bewegung dennoch.
Vormärz – Literatur und typische Vertreter
Ein wesentliches Merkmal der Literatur des Vormärz ist ihre Politisierung. Die Autoren des Vormärz befassten sich konkret mit dem Hier und Jetzt, den gesellschaftlichen Zuständen und sozialen Missständen.
Die wichtigste Literaturgattung des Vormärz ist die Lyrik. Vor allem Lieder waren sehr beliebt. Aber auch epische und dramatische Werke waren sehr verbreitet. Wichtig war bei allen Texten, dass der Leser nachvollziehen konnte, was der Autor erlebt hat.
Literaturgattungen und bekannte Werke des Vormärz im Überblick:
Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die berühmtesten Werke des Vormärz.
Vormärz: Lyrik
Die Vielzahl an politischen Liedern und Gedichten der Zeit zeigt, dass die Lyrik die Haupt-Gattung der Literaturepoche Vormärz ist. Die stark politisierten Inhalte der Texte diente dazu, die Bevölkerung aufmerksam zu machen und direkt Einfluss zu nehmen auf das politische Geschehen.
Die dritte Strophe des Liedes der Deutschen von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben ist heute noch die Hymne der Bundesrepublik Deutschland.
Bekannte Werke:
- August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Das Lied der Deutschen (1841)
- Ferdinand Freiligrath: Neue politische und soziale Gedichte (1849)
- Heinrich Heine: Die schlesischen Weber (1844)
- Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen (1844)
- Georg Herwegh: Gedichte eines Lebendigen (1841)
Vormärz: Epik
Zu den verbreiteten Textformen des Vormärz gehören unter anderem Novellen und Kurzgeschichten. Auch epische Formen wie Reiseberichte, Briefe und Skizzen sind beliebte Textformen des Vormärz. Berühmt wurden darüber hinaus auch Satiren, die die herrschende Klasse verhöhnten.
Bekannte Werke:
- Ludwig Börne: Briefe aus Paris (1832)
- Georg Weerth: Ritter Schnapphahnski (1848)
Vormärz: Dramatik
Zur Literatur des Vormärz zählen einige sozialkritische und politische Dramen, teilweise auch satirische Werke. Diese verdeutlichen die gesellschaftlichen Zustände oder kritisieren mit einem gewissen Spott politische Maßnahmen der Machthaber, wie etwa die Zensur der Literatur.
Bekannte Werke:
- Georg Büchner: Dantons Tod (1835)
- Georg Büchner: Woyzeck (1836/37)
- Karl Gutzkow: Das Urbild des Tartüffe (1844)
Vormärz (Epoche): Zusammenfassung der wichtigsten Fakten
- Die Literaturepoche Vormärz umfasst den Zeitraum zwischen Wiener Kongress 1815 und Märzrevolution 1848.
- Die meist jungen Autoren lehnten sich gegen die Machthaber auf und riefen die Bevölkerung zum Widerstand auf.
- Die Sprache der Vormärz-Literatur war einfach, sodass sie von vielen Menschen verstanden werden konnte.
- Ein wichtiges Thema der Literatur des Vormärz waren die sozialen Ungerechtigkeiten und die Forderungen eines demokratischen Nationalstaats sowie der Trennung von Staat und Kirche.
Wodurch zeichnet sich die Literatur des Vormärz aus?