Deutsch – Weimarer Klassik
Wenn du wissen willst, was die Weimarer Klassik ist und welche Merkmale zu dieser Epoche gehören, dann bist du hier genau richtig. Steig direkt ins Thema ein.
Autoren, Werke, Merkmale und historischer Hintergrund der Weimarer Klassik
In der Weimarer Klassik haben bedeutende deutsche Schriftsteller zwei andere Literaturepochen miteinander vereint und eine längst vergangene Zeit geehrt. Wir haben alle Infos zu den Merkmalen, der Literatur und den Autoren dieser spannenden Epoche.
Die Weimarer Klassik: Definition und Überblick
Die Weimarer Klassik war eine Literaturepoche, die etwa von 1786 bis 1832 dauerte. Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland haben als sogenanntes Viergestirn die Weimarer Klassik geprägt und gelten bis heutige als ihre wichtigsten Vertreter. Sie haben außerdem dafür gesorgt, dass die Weimarer Klassik ihren Namen erhielt:
- Den Großteil ihrer Schaffenszeit verbrachten die vier deutschen Dichter in der Stadt Weimar.
- Das Wort „Klassik“ leitet sich vom lateinischen Wort „classicus“ ab, was im alten Rom die höchste Steuerklasse bezeichnete. Es sollte die hohen Ansprüche an die Literatur dieser Epoche abbilden.
Heute bezeichnest du mit „Klassik“ oder „Klassiker“ ein Werk oder einen Gegenstand mit zeitloser Gültigkeit.
Die Autoren orientierten sich an der Antike und thematisierten die Schönheit der menschlichen Seele und deren Idealbild. Außerdem waren Moral, Toleranz und Harmonie zentrale Themen der Weimarer Klassik. Damit verbanden die Dichter die Werte aus zwei anderen Literaturepochen miteinander:
- In der Aufklärung (1720–1800) ging es um Humanität, Toleranz und Vernunft.
- Im Sturm und Drang (1765–1790) standen als Gegenbewegung Emotionen, Leidenschaft und die Schönheit der menschlichen Individualität im Vordergrund.
Was ist die Weimarer Klassik - Überblick
Wann war die Weimarer Klassik? | 1786-1832, überlappend mit Aufklärung, Sturm und Drang, Romantik, Vormärz und Biedermeier |
Motive der Weimarer Klassik: | Antike, Idealbild der schönen Seele |
Historischer Kontext der Weimarer Klassik: | Französische Revolution, Preußische Reformen, Napoleonische Kriege |
Merkmale der Weimarer Klassik: | Einheitliche klare Sprache, Symmetrie, Harmonie |
Literaturgattungen der Weimarer Klassik: | Vorwiegend Drama |
Autoren der Weimarer Klassik: | Schiller, Goethe, Herder, Wieland |
Wichtige Weimarer Klassik Literatur: | "Wilhelm Tell", "Faust", "Maria Stuart" |
Weimarer Klassik: Historischer Hintergrund
Zur Zeit der Weimarer Klassik herrschte in ganz Europa politische Instabilität. Das Bürgertum erhob sich gegen den Adel, beispielsweise im Zuge der Bauernaufstände in Spanien und im Unabhängigkeitskrieg gegen die Habsburger. Maßgeblich prägend für die Literaturepoche war jedoch die Französische Revolution 1789.
Die Französische Revolution bestand aus drei Phasen, in denen sich das einfache Volk über ungefähr zehn Jahre gegen den Adel zur Wehr setzte und schließlich die absolutistische Monarchie stürzte.
Die Ideale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die während des Ballhausschwurs beschlossen wurden, prägten auch die Dichter der Weimarer Klassik. Aber die politische Situation entspannte sich noch länger nicht – es folgten die Koalitionskriege durch Napoleon Bonaparte sowie zahlreiche Bauernaufstände. Nach Napoleons Niedergang bei Waterloo definierte der Wiener Kongress um 1814–1815 neue Grenzen.
In Preußen wollte man eine gewaltsame Revolution verhindern und führte deswegen ab 1807 mehrere Reformen ein, die unser anderem umfassende Rechte für Juden und Bauern festlegten.
Goethe, Französische Revolution und Weimarer Klassik
Die Autoren der Klassik nahmen aus dem turbulenten Zeitgeschehen vor allem das Bedürfnis nach Harmonie in ihre Werke auf. Inspiriert von dem Kunstschriftsteller Joachim Winckelmann, der die antike Kunst als Vorbild für Harmonie und vollendetes künstlerisches Schaffen definierte, reiste Johann Wolfgang von Goethe 1786 nach Italien.
Mit dieser Italienreise legte der deutsche Dichter den Grundstein für die Weimarer Klassik: Er hielt seine Erlebnisse in den „Römischen Elegien“ fest. Goethe bemühte sich, den 24 Gedichten eine ebensolche Vollkommenheit zu verleihen, wie er sie in den antiken Tempelruinen und Kunstwerken während seiner Reise erkannt hatte. Damit definierte er die hohen formalen Ansprüche an die klassische Literatur.
Goethe, Schiller und die Weimarer Klassik
Viele Menschen legen den Beginn der Weimarer Klassik nicht auf 1786 – und damit auf Goethes Italienreise – fest, sondern auf 1794. In diesem Jahr begannen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller ihr gemeinsames Schaffen.
Zwar kannten beide die Werke des jeweils anderen bereits früher, nahmen sich aber gegenseitig als Konkurrenten wahr. Nach ersten persönlichen Begegnungen begannen sie eine Zusammenarbeit, die sich später zu einer engen Freundschaft entwickeln sollte. So wäre Goethes „Faust“ ohne den Einfluss Schillers vielleicht niemals beendet worden, und auch Schillers „Wallenstein“ wäre ohne Goethes Mitwirken nicht dasselbe.
Als Schiller 1805 verstarb, war der literarische Verlust für die Welt nicht vergleichbar mit dem persönlichen Verlust für Goethe. Für viele Menschen liegt hier bereits das Ende der Weimarer Klassik. Da Goethe aber noch bis zu seinem eigenen Tod 1832 klassische Werke veröffentlichte, endete die Epoche erst mit diesem Jahr.
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Menschenbild der Weimarer Klassik
Die Weimarer Klassik idealisierte das Menschenbild der schönen Seele. Diese zeichnete sich vor allem durch die Harmonie zwischen Verstand und Gefühlen aus.
Du kannst die Weimarer Klassik als gemäßigte Mitte zwischen den Literaturströmungen Aufklärung und Sturm und Drang sehen: Während bei der Aufklärung der Verstand im Mittelpunkt stand, waren es beim Sturm und Drang die Emotionen. Die Weimarer Klassik verband beides zum idealen Menschenbild.
Nachdem Schiller und Goethe beide der Jugendbewegung des Sturm und Drang angehörten, besannen sie sich mit der Weimarer Klassik also auf eine weniger radikale, ausgeglichenere Wahrnehmung. Dazu gehörte auch das harmonische Zusammenspiel aus Kunst und Wissenschaft.
Der ideale Mensch der Weimarer Klassik wollte sich stets zielstrebig verbessern, um zur Vollkommenheit zu gelangen. Dazu gehörten ein moralisches Handeln im Sinne von Humanität und Toleranz sowie die Wahrnehmung der Welt mit allen Sinnen.
Weimarer Klassik: Merkmale
Die schöne Seele ist in vielen klassischen Figuren wiederzuerkennen – beispielsweise in Schillers „Jungfrau von Orléans“ oder in Goethes „Iphigenie auf Tauris“. Das ideale Menschenbild sollte in den Werken aber nicht nur zur Schau gestellt werden. Vielmehr wollten die Autoren auch vermitteln, wie ihre Leserinnen und Leser diese innere Vollkommenheit selbst erreichen konnten. Deshalb vermitteln viele Werke der Weimarer Klassik eine erzieherische Moral.
Auch die Schriftstücke selbst sollten Vollkommenheit ausstrahlen. Sie hielten sich an strenge Regeln für den Aufbau, Formvorschriften und eine einheitliche, geregelte Sprache. Die Ausdrucksweise war dabei gehoben und feierlich (pathetisch). Das Gesamtergebnis sollte Ordnung und Harmonie ausdrücken.
Weimarer Klassik: Motive und Themen
Es gab viele Motive und Themen, die in den Werken der Weimarer Klassik behandelt wurden. Neben der schönen Seele als Leit- und Menschenbild beschäftigten sich die klassischen Schriftsteller vor allem mit:
- Harmonie
- Humanität
- Vollkommenheit
- Symmetrie
- Selbstbestimmung
- Wahrheit
- Toleranz
- Ausgeglichenheit
Aber auch ein gewisser Historismus – also Figuren und Motive aus der antiken Geschichte – ist in vielen Werken erkennbar. Zudem behandelten die Autoren wichtige religiöse Fragen wie die Gretchenfrage, ethische und moralische Konflikte und die menschliche Hybris.
Literatur der Weimarer Klassik Epoche
Die beliebteste Literaturgattung in der Weimarer Klassik war die Dramatik. Aber auch in der Prosa finden sich klassische Werke.
Epik in der Weimarer Klassik
Da sich die Epik kaum strengen Regeln unterwerfen lässt, war sie für die Literatur der Weimarer Klassik eher uninteressant. Aber Goethe hat einige Romane verfasst, die der Epoche angehören:
- „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, 1795–1796
- „Die Wahlverwandtschaften“, 1809
- „Wilhelm Meisters Wanderjahre“, 1829
Lyrik in der Weimarer Klassik
Lyrische Werke finden sich deutlich häufiger in der Weimarer Klassik als epische. Passend zum ästhetischen Stil der Epoche mussten die Gedichte strengen formalen Regeln genügen. Dazu gehörten etwa feste Metren und Reimschemata sowie bestimmte Strophenformen, die ein symmetrisches Gesamtbild erzeugten. Die Ballade, die Hymne und die Ode erfreuten sich großer Beliebtheit bei den klassischen Dichtern, da diese Gedichtformen strenge Kriterien erforderten.
Gedichte von Schiller der Weimarer Klassik:
- „Der Handschuh“, 1797
- „Die Bürgschaft“, 1798
- „Die Glocke“, 1799
Das berühmte Gedicht „An die Freude“, das später von Ludwig van Beethoven vertont wurde, entspricht sowohl inhaltlich als auch formal den Vorgaben der Weimarer Klassik, obwohl Friedrich Schiller die erste Fassung bereits 1785 fertigstellte. Er überarbeitete die pathetische Ode allerdings rund 30 Jahre lang immer wieder.
Gedichte von Goethe der Weimarer Klassik:
- „Römische Elegien“, 1788–1790
- „Die Braut von Korinth“, 1797
- „Der Zauberlehrling“, 1797
Dramatik in der Weimarer Klassik
Die wichtigste Literaturgattung der Weimarer Klassik war das Drama. Die klassischen Autoren hielten sich dabei an das aristotelische Dramenkonzept – das sind die Regeln des Philosophen Aristoteles, welche Merkmale ein Drama aufweisen sollte:
- Kausalität: Alle Handlungen und Szenen müssen kausal aufeinander aufbauen.
- Einheit von Raum, Zeit und Handlung: Eine Handlung muss an einem Ort zu einer Zeit stattfinden – es gibt also weder Nebenhandlungen, noch Ortswechsel oder Zeitsprünge.
- Katharsis: Das Miterleben der Emotionen der Figuren soll die Zuschauerinnen und Zuschauer von ihren eigenen negativen Gefühlen befreien und „reinigen“.
Die meisten klassischen Dramen halten sich mehr oder weniger streng an diese Regeln. Außerdem sind sie zum Großteil im Blankvers verfasst.
Weimarer Klassik: Werke
Wie bereits erwähnt, waren das Viergestirn aus Goethe, Schiller, Herder und Wieland die wichtigsten Autoren der Weimarer Klassik. Hier haben wir einige ihrer wichtigsten klassischen Werke für dich aufgelistet.
- 1775–1787: „Egmont“ (Goethe)
- 1784-1791: „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (Herder)
- 1787: „Iphigenie auf Tauris“ (Goethe)
- 1787: „Don Karlos“ (Schiller)
- 1791–1797: „Briefe zur Beförderung der Humanität“ (Herder)
- 1800: „Maria Stuart“ (Schiller)
- 1800–1802: „Aristipp und einige seiner Zeitgenossen“ (Wieland)
- 1804: „Wallenstein“ (Schiller)
- 1804: „Wilhelm Tell“ (Schiller)
- 1806: Faust I (Goethe)
- 1831: Faust II (Goethe)
Zusammenfassung
- Die Weimarer Klassik war eine Literaturepoche von 1786 bis 1832.
- Das Viergestirn aus Schiller, Goethe, Herder und Wieland war Begründer und Vertreter der Weimarer Klassik.
- Ihr Wohnort in Weimar und ihre Vorliebe für die Antike verliehen der Epoche ihren Namen.
- Die wichtigsten Themen waren die schöne Seele, Moral, Toleranz und Harmonie.
- Somit verband die Weimarer Klassik Merkmale von Aufklärung und Sturm und Drang.
- Das Bedürfnis nach Harmonie ergab sich aus der politischen Instabilität in Europa, vor allem der Französischen Revolution.
- Goethe legte mit seiner Italienreise 1786 und seinem Gedichtband „Römische Elegien“ den Grundstein für die Weimarer Klassik.
- Das ideale Menschenbild der schönen Seele vereint Verstand und Emotionen in Harmonie.
- Außerdem sollten sich Menschen zielstrebig weiterentwickeln und nach Vollkommenheit streben.
- Mit ihren Werken verfolgten die Schriftsteller einen Bildungsauftrag – die Lesenden sollten lernen, wie sie selbst zur schönen Seele werden konnten.
- Auch die Werke selbst sollten Vollkommenheit, Symmetrie und Harmonie ausstrahlen.
- Der Sprachgebrauch in klassischen Werken war pathetisch.
- Weitere klassische Themen und Motive sind unter anderem Humanität, Selbstbestimmung, Toleranz, Historismus, religiöse Fragen und die menschliche Hybris.
- Die meisten Werke der Weimarer Klassik sind Dramen, es gibt aber auch lyrische und epische Werke aus dieser Epoche.
- In den Dramen hielten sich die Autoren weitestgehend an das aristotelische Dramenkonzept und an den Blankvers.
Woran orientierte sich die Weimarer Klassik maßgeblich?