Deutsch: Sturm und Drang
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Allgemeine Informationen zu Sturm und Drang
Die Epoche „Sturm und Drang“ ist ungefähr dem Zeitraum von 1765 bis 1790 zuzuordnen. Eine genaue Datierung einer Epoche ist immer schwierig, da sie nicht von heute auf morgen entsteht und auch Nebenströmungen parallel verlaufen.
Der Begriff „Sturm und Drang“ geht auf die gleichnamige Komödie von Friedrich Maximilian Klinger zurück. Die Epoche ist geprägt von jungen Literaten zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die mit ihren Werken gegen gleich drei verschiedene Gegebenheiten protestierten.
- Zum einen richtete sich die Protestbewegung gegen die höfische Welt des Adels und andere absolute, unanfechtbare Machthaber.
- Zum anderen wurde gegen die veralteten Moralvorstellungen des Bürgertums, das als eng und freudlos galt, protestiert.
- Als Letztes wurde die Tradition der Literatur infrage gestellt.
Die Epoche „Sturm und Drang“ ist auch als „Geniezeit“ bekannt, in der gegen die Forderungen nach Vernunft und einem maßvollen Leben der Aufklärungs-Epoche rebelliert wurde. Das „Genie“ lebte nach eigenen Gesetzen, Regeln und Wünschen, jedoch mit Rücksichtnahme auf das Dasein anderer Menschen. Der natürliche Mensch in seiner Individualität, der nach seinem Herzen und seinen Gefühlen handelte, stand im Fokus.
Themen und Motive der Literatur
Die Literatur im Sturm und Drang ist von Gefühlen und Emotionen ebenso geprägt wie von einer volksnahen, sinneskräftigen und bildreichen Sprache.
Metaphern wie „Meer der Empfindung“, „Sturm der Begeisterung“ und „Mutter Natur“ sind keine Seltenheit. Die Literaten des Sturm und Drangs waren von der Vorstellung eines Weltganzen geprägt, in dem der Mensch, die Natur und das All unabdingbar miteinander verbunden sind (Pantheismus).
Im Fokus stehen die Originalität und Echtheit einer Person, die ihre Individualität auslebt und zumeist gegen gesellschaftliche Normen verstößt. Häufig werden Menschen beschrieben, die ihren Drang nach Freiheit ausleben und sich gegen Willkür zur Wehr setzen. Die ausdrucksstarke Wiedergabe der eigenen Erfahrungen des Protagonisten steht im Mittelpunkt der Betrachtung.
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Die literarischen Gattungen
Insgesamt ist die Literatur im Sturm und Drang von einer ausdrucksstarken Sprache, die häufig aus Halbsätzen und Kraftausdrücken besteht, geprägt: Die Sprache des Volkes sollte dargestellt werden. Die wichtigste literarische Gattung dieser Zeit ist das Drama. Häufig wird die Geschichte eines Helden geschildert, der mit der bestehenden Gesellschaftsordnung in Konflikt gerät, sich Normen widersetzt und letztendlich als einzigen Ausweg aus diesen Missständen der Gesellschaft den Freitod sieht.
Es werden gewisse dramatische Techniken vernachlässigt, was die Aufführung des Dramas in Form eines Theaterstücks erschwert; dies ist auch symbolisch für diese Epoche, in der gegen bestehende Normen rebelliert wurde. Dem Drama wird eine pädagogische Funktion zugeschrieben, der Zuschauer soll erzogen werden.
Eine neue Form der Epik (erzählende Prosa) ist der Briefroman. Die Form des Briefwechsels wurde dazu genutzt, unvermittelt die Gefühle des Protagonisten und eine Art „Echtheit“ abzubilden. Ein berühmtes Beispiel des Briefromans ist das Werk „Die Leiden des jungen Werthers“ von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahr 1774.
Die Lyrik ist geprägt von freien Rhythmen, Dichter experimentierten mit unterschiedlichsten Formen und Elemente und ordneten sich auch in dieser literarischen Gattung keinen Normen unter. Zentrale Motive jener „Erlebnislyrik“ sind die Natur und persönliche Erlebnisse eines Menschen. Oft wurde das lyrische Ich verwendet, die Ich-Erzählform im Gedicht, die von dem Autor an sich abzugrenzen ist.
Historischer Kontext
Die Epoche „Sturm und Drang“ beschränkt sich auf den deutschsprachigen Raum, sodass der historische Kontext von Deutschland im Fokus steht.
Deutschland wurde zu dieser Zeit zwar schon als Deutsches Reich bezeichnet, bestand aber im Grunde genommen aus zahlreichen Kleinstaaten und Reichsstädten, die sich auch bezüglich ihrer Konfessionen (Glaubenszugehörigkeiten) unterschieden.
Das Bürgertum war sowohl an der Industrialisierung als auch an der recht zentralen Verwaltung der Kleinstaaten beteiligt. Die wachsende Selbstständigkeit des Bürgertums spiegelt sich unmittelbar in der Literatur wider, welche geprägt ist von dem zunehmenden Selbstbewusstsein der „normalen“ Bürger.
Wichtige Literatur der Epoche
Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller prägen praktisch im Alleingang die Literaturepoche des Sturm und Drangs – hier ergänzt von weiteren Autoren:
- Gottfried August Bürger (1747–1794):
- Leonore (1773)
- Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen (1774)
- Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832):
- Willkomm und Abschied (1771)
- Prometheus (1772–1774)
- Götz von Berlichingen (1773)
- Die Leiden des jungen Werthers (1774)
- Johann Gottfried von Herder (1744–1803):
- Fragmente über die neuere deutsche Literatur (1767/68)
- Volkslieder (1778/79)
- Friedrich Maximilian Klinger (1752–1831):
- Sturm und Drang (1776)
- Sturm und Drang (1776)
- Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792):
- Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung (1774)
- Die Soldaten (1776)
- Friedrich Schiller (1759–1805):
- Die Räuber (1781)
- Kabale und Liebe (1784)
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