Deutsch - Literaturepochen
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Literaturepochen
Hast du im Deutschunterricht auch schon einmal ein Drama oder ein Gedicht oder einen anderen Text gelesen und dich gefragt, welche versteckte Bedeutung in das Werk eingebaut wurde?
Literaturepochen geben dir wichtige Hinweise zu den Geschehnissen aus der Entstehungszeit der jeweiligen Werke. Von welchen Empfindungen und Gedanken hat sich der/die Autor*in inspirieren lassen? Literaturepochen werden oft durch einen Wandel oder andere Ereignisse politischer oder gesellschaftlicher Art begleitet. Diese zeitliche Einordnung und der geschichtliche Hintergrund eines Textes helfen dir, den Inhalt und die Entwicklung von Literatur besser zu verstehen.
In dieser Lerneinheit geben wir dir einen Überblick über die wichtigsten Epochen in der Literaturgeschichte, ihren Merkmalen und ihren populären Autoren*innen und Werken.
Definition: Literaturepoche
Allgemein wird mit einer Epoche ein bestimmter Abschnitt in der Geschichte bezeichnet, der durch spezielle Ereignisse, Denkweisen oder Themen geprägt ist. Bei einer Literaturepoche handelt es sich um einen zeitlichen Abschnitt in der Literaturgeschichte, in der die gemeinsamen Merkmale und Themen in Werken verschiedener Autoren*innen zusammengefasst werden.
Die Trennung des exakten Übergangs zwischen Literaturepochen ist nicht immer einfach, denn bei Epochen handelt es sich nicht um klar umrissene Zeitspannen, die eine exakte Jahreszahl als Anfangs- und Endpunkte haben. Vielmehr sind die Übergänge zwischen den Epochen oft fließend oder sie verlaufen parallel zueinander. Daher können manche Autoren*innen und ihre Werke auch den Merkmalen von verschiedenen Epochen zugeordnet werden.
Mit dem Begriff der Literaturepoche wird dir auch die Bezeichnung „Strömung“ begegnen. Sie bezeichnet einen kürzeren Abschnitt in der Geschichte und einen Trend oder eine Bewegung hinsichtlich des Stils, der Thematik oder des Weltbilds in einer bestimmten Epoche.
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Literaturepochen im Überblick
Insgesamt werden 20 Literaturepochen unterschieden, in denen zudem noch unterschiedliche Strömungen auftauchen. Wir haben dir eine Übersicht der Epochen und ihren wichtigsten Merkmalen, Leitideen und Autoren*innen zusammengestellt.
1. Mittelalter (500-1500)
Das Weltbild im Mittelalter wurde stark von der Kirche und Bibel und von einer strengen Ständeordnung geprägt (Klerus, Adel und Bauern). Der Mensch war kein eigenständiges Individuum, sondern Teil einer Gemeinschaft.
Lesen konnten nur die Geistlichen und der Adel, daher wurde die Literatur hauptsächlich mündlich überliefert. Die vorwiegend geistlichen und religiösen Themen wurden in Latein verfasst. Später kamen volkssprachige Texte auf Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch hinzu. Zu den Erzählformen gehören Heldensagen und abenteuerliche Erzählungen über Könige oder das Rittertum.
- Literatur im frühen Mittelalter (500 bis 1180): Heldensagen, Zaubersprüche, Fürstenlob und Evangelienharmonien, wie z.B.: „Hildebrandslied“ oder die „Merseburger Zaubersprüche“
- Literatur im Hochmittelalter (bis ca 1250): Minnesang (minne = Liebe) und höfische Dichtung
- „Erec und Iwein“ (Hartmann von Aue)
- „Parzival“ (Wolfram von Eschenbach)
- „Das Nibelungenlied“ (unbekannter Verfasser)
- „Erec und Iwein“ (Hartmann von Aue)
- Literatur im Spätmittelalter (bis ca. 1500): Satire, Legendenerzählungen, Schwank und Meistersang. In der Frühen Neuzeit (1500 – 1600) waren auch Volksbücher wie „Till Eulenspiegel“ (Verfasser unbekannt) beliebt.
Die Zählung der Literaturepochen beginnt häufig im Mittelalter, denn aus der Antike (800 v. Chr.–600 n. Chr.) gibt es wenig erhaltene Werke und Schriften. Einer der sicherlich wichtigsten und bekanntesten Vertreter ist etwa Aristoteles (384 v. Chr.–322 v. Chr.).
2. Barock (1600-1720)
Das 17. Jahrhundert ist vom Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) beeinflusst. Vor dem Hintergrund von Krieg und Schrecken (Pest, Verwüstung und Tod) ist das Bewusstsein der Bevölkerung von der Vergänglichkeit geprägt, während die Herrscher im Luxus leben. Diese Gegensätze werden auch in den Themen der Literatur in einer sehr überschwänglichen, theatralischen und bildhaften Sprache umgesetzt.
Auswahl, Vertreter:
- „Carpe diem“, „Buch von der Deutschen Poeterey“ (1624), Martin Opitz
- „Teutschen Poemata“ (1646), (Paul Fleming)
- Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen schuf mit dem Schelmenroman „Der Abentheuerliche Simplicissimus“ (1669) den ersten literarischen Welterfolg.
- „Carpe diem“, „Buch von der Deutschen Poeterey“ (1624), Martin Opitz
Die Leitgedanken „vanitas“ ("Es ist alles eitel."), memento mori ("Gedenke, dass du sterblich bist!") und carpe diem ("Nutze den Tag!") haben in diesen Werken ihre besondere literarische Umsetzung gefunden.
3. Aufklärung (1720-1785)
Die Aufklärung verkörpert eine Zeit des Umbruchs und des neuen Denkens, in der die bisher bestehenden Systeme, die Kirche, die Religion, Gesellschaft und Staat kritisch hinterfragt werden. „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ wird als Forderung unter der Französischen Revolution (1789) als Ideal angestrebt, in dessen Folge Klerus und Adel an Prestige und Macht verlieren.
Die Werke in der Aufklärung zeichnen sich durch eine sachliche und nüchterne Darstellung der Themen und eine verständliche Ausdrucksweise aus, um Literatur für die breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. In der aufklärerischen Literatur dominierte das Bildungsbürgertum.
Auswahl, Vertreter*innen:
- Nathan der Weise (1779), Gotthold Ephraim Lessing
- „Versuch einer kritischen Dichtkunst vor die Deutschen" (1730) Johann Christoph Gottsched
- „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ Mit diesem Aufsatz gab Immanuel Kant der Epoche 1748 ihren Namen.
- Weitere wichtige Werke stammen etwa von Jean-Jacques Rousseau und Voltaire.
4. Empfindsamkeit (1740-1790)
Die Literaturströmung Empfindsamkeit entwickelte sich aus der Zeit der Aufklärung heraus.
Ihr Merkmal ist die Überhöhung des Gefühls, denn inhaltlich stellt sie das Sentimentale den vernunftbezogenen Ansätzen der Aufklärung gegenüber. Dabei kann die Empfindsamkeit nicht als Gegenbewegung, sondern vielmehr als Ergänzung der aufklärerischen Ideen verstanden werden.
Die Vertreter*innen der Empfindsamkeit kamen aus dem Bildungsbürgertum, das nach einem gefühlsbetonten, frommen und naturverbundenen Weltbild strebte. Themen wie Liebe, Mitleid, oder Freundschaft standen im Mittelpunkt. Der Briefroman (Ich-Roman, der sich aus fiktiven Briefen zusammensetzt) gewinnt an Beliebtheit.
Auswahl, Vertreter*innen:
- „Der Zürchersee“ (1771), Friedrich Gottlieb Klopstock
- „Luise“ (1783/84), Johann Heinrich Voß
- „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ (1771), Sophie von La Roche
5. Sturm und Drang (1765-1785)
Sturm und Drang ist die zweite Strömung der Aufklärung, in der Emotionen auch eine wichtige Rolle spielen, jedoch werden diese nicht nach außen gerichtet. Die Vertreter*innen wollen gegen die gravierenden sozialen Ungleichheiten vorgehen, indem sie über Herrschaftsstrukturen und Standesschranken schrieben. Sturm und Drang stellt eine Gegenbewegung zur Aufklärung dar, in deren Zentrum die Freiheit, Emotionalität, Selbstbestimmung und die Natur stehen. Das sogenannte literarische „Originalgenie“ wird zum Leitbild des schöpferischen Menschen.
Auswahl, Vertreter*innen:
- „Sturm und Drang“ (1776) Friedrich Maximilian Klinger
- „Die Räuber“ (1781) Friedrich Schiller
- „Götz von Berlichingen“ (1773), „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774) Johann Wolfgang Goethe
Die Leiden des jungen Werthers“ (1744), Johann Wolfgang von Goethe: Der Briefroman wird zwar der Epoche des „Sturm und Drang“ zugeordnet, weist aber auch empfindsame Tendenzen auf.
6. Weimarer Klassik (1786-1832)
Als deutsche Klassik werden die Jahrzehnte bezeichnet, in denen sich Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller an den Weimarer Hof begaben, um dort ein neues Kunstverständnis zu entwickeln. Die Dichter der Weimarer Klassik orientieren sich an der antiken Mythologie und beschäftigen sich mit dem antiken Schönheitsideal. Man ist davon überzeugt, dass der Mensch einen guten Kern hat, der durch Erziehung und die Schönheit der Kunst hervorgebracht werden kann.
Auswahl, Vertreter*innen:
- „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ (1793 - 1795), „Maria Stuart“ (1800), Friedrich Schiller
- „Iphigenie auf Tauris“ (1779), „Faust I und II“ (1808/1832), Johann Wolfgang Goethe
- „Briefe zur Beförderung der Humanität“ (1793), Johann Gottfried Herder
7. Romantik (1795-1840)
Die Romantik hat drei zeitliche Phasen: Frühromantik (Jenaer Romantik), Hochromantik (Heidelberger Romantik) und Spätromantik (Berliner Romantik). Die Romantiker beschäftigen sich mit dem Innern des Menschen, mit seinen Gefühlen und seiner Beziehung zur Natur. Grund dafür sind einschneidende historische Veränderungen wie die Industrialisierung. Romantische Sehnsucht nach einem Leben in der Freiheit und der Natur, aber auch die Abgründe der menschlichen Seele (Schwarze Romantik) werden aufgegriffen und das Mythische und das Märchenhafte des Mittelalters verarbeitet.
Auswahl, Vertreter*innen:
- „Grimms Märchen“: Bezeichnet eine Sammlung volkstümlicher Kinder- und Hausmärchen, die von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm von 1812 bis 1858 herausgegeben wurden.
- „Die Elixiere des Teufels“ (1815), „Sandmann“ (1816/17), E.T.A. Hoffmann
- „Der gestiefelte Kater“ (1797), Ludwig Tieck
8. Vormärz (1830-1848)
Zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Märzrevolution 1848 sollte Deutschland neu geordnet und eine Einheit werden. 1848 kommt es zum Aufstand der Märzrevolution, nach der die Epoche benannt wurde. Die Strömung „Junges Deutschland“ entsteht. Junge Autoren und Autorinnen versuchen mit ihren Werken auf die Missstände ihrer Zeit aufmerksam zu machen. Sie wenden sich gegen das Verträumte der Romantik. Bevorzugt werden die aktuellen Themen der Gegenwart, wie Freiheit, die Verfassung und die staatliche Einheit, aber auch die soziale Not der Menschen finden Beachtung. Die Sprache ist sachlich und verständlich.
Auswahl, Vertreter*innen:
- Hoffmann von Fallersleben, der das „Deutschlandlied“ verfasste (1841)
- Georg Büchner schuf das Dramenfragment „Woyzeck“ (1836)
- Heinrich Heine „Deutschland. Ein Wintermärchen“ (1843)
9. Biedermeier (1815-1848)
Als Biedermeier wird eine literarische Richtung bezeichnet, die parallel zum Vormärz verlief. Das Bürgertum wendet sich enttäuscht von der Politik ab. Die Dichtung des Biedermeiers setzt den realen Verhältnissen eine schöne, heile Welt entgegen, in der das private und häusliche Idyll, Ordnung, Traditionen und das „kleine Glück“ in Formen wie Novellen, Gedichten oder Kurzgeschichten thematisiert wurden.
Wichtige Vertreter*innen, Auswahl:
- „Haidebilder“ (1842), Annette von Droste-Hülshoff
- Die schwarze Spinne (1842), Jeremias Gotthelf
- Der Nachsommer (1857), Adalbert Stifter
10. Realismus (1848-1900)
Die Märzrevolution war gescheitert und die Industrialisierung schritt voran. In den Städten herrscht Arbeitslosigkeit und viele Menschen leiden unter sehr schlechten Bedingungen. Diese Lebensrealität wird in der Literatur mit realen Motiven und detailreichen Beschreibungen aufgenommen. Magische und mystische Elemente weichen realistisch gestalteten Szenarien, dennoch wird diese Realität bisweilen auch zugunsten einer künstlerischen Idee verklärt. Daher wird in auch von Poetischem oder Bürgerlichen Realismus gesprochen.
Wichtige Vertreter*innen, Auswahl:
- „Effi Briest“ (1895), Theodor Fontane
- „Der Schimmelreiter“ (1888), Theodor Storm
- „Kleider machen Leute“ (1873), Gottfried Keller
11. Naturalismus (1880-1900)
Im Naturalismus verschärfen sich die Tendenzen des Realismus: Es sollen nicht nur Szenarien kreiert werden, die wie Realität wirken, sondern diese wahrheitsgemäß und naturgetreu abbilden. Das wirkliche Leben ohne Beschönigungen wird in der Literatur widergespiegelt. Die Vertreter*innen wenden sich gegen die Aristokratie und thematisieren Missstände in der Arbeiterkultur. Die Sprache wird wissenschaftlicher und sachlicher.
Wichtige Vertreter*innen, Auswahl:
- „Die Weber“ (1892) Gerhart Hauptmann
- Schlaf „Papa Hamlet“ (1889) Arno Holz mit Johannes Schlaf
- „Die Dilettanten des Lebens“ (1897) Clara Viebig
12. Moderne (1890-1920)
Neue technische und wissenschaftliche Erkenntnisse sowie politische und gesellschaftliche Auseinandersetzungen wie der Erste Weltkrieg (1914-1918) fallen in diese Zeit.
Die Jahrhundertwende markiert die Hinwendung zu einem moderneren Bild des Menschen, der als eigenständiges Individuum in den Mittelpunkt gestellt wird. Neue Ausdrucksformen werden gesucht und mit den Stilen experimentiert. Deswegen entstanden während der Epoche der Moderne viele unterschiedliche Strömungen, wie der Impressionismus, Ästhetizismus, Jugendstil oder der Dadaismus.
Auswahl, Vertreter*innen:
- „Buddenbrooks: Verfall einer Familie“ (1901), Thomas Mann
- „Narziß und Goldmund (1930), Hermann Hesse
13. Impressionismus (1890-1920)
Der Impressionismus ist eine der ersten Strömungen der Moderne, bei der Sinneseindrücke und die Wahrnehmung menschlichen Bewusstseins eine große Bedeutung erhalten (Eindruck: lateinisch: impressio). Das Ich hat einen hohen Stellenwert. Der Impressionismus schlägt damit die Brücke zum Naturalismus (Beschreibung des Wirklichen) und Symbolismus (Unterströmung der literarischen Epoche der Moderne: 1860–1925, Deuten von Traumwelten).
Wichtige Vertreter*innen, Auswahl:
- „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ (1910), Rainer Maria Rilke
- „Brennendes Geheimnis“ (1911), Stefan Zweig
14. Expressionismus (1905-1925)
Der Expressionismus (lateinisch: expressio: Ausdruck) stellt den stärksten Kontrast zum Naturalismus dar. Die Artikulation von Individualität und die Themen Großstadt, Krieg, Zerstörung und Kulturverfall werden aufgegriffen. Expressionisten und Expressionistinnen sind junge deutsche Intellektuelle, die sich gegen die alten Normen auflehnen. Sie binden sich bei ihren Darstellungsformen an die eigene Wahrnehmung und nicht an Formvorgaben.
Auswahl, Vertreter*innen:
- „Die Verwandlung“ (1915), „Das Schloss“ (1926), Franz Kafka
- „Die Wupper“ (1908), Elke Lasker-Schüler
- „Der Krieg“ (1911), Georg Heym
Hinweis: Die beiden Jahrzehnte vor und nach 1900 sind von einem Neben- und Gegeneinander unterschiedlicher Literaturströmungen geprägt. Die Avantgarde-Bewegung (Unterströmung 1915-1925) fällt in die Zeit des Expressionismus. Sie wird oft nicht als eigene Epoche betrachtet, sondern als Überbegriff für drei fortschrittsorientierte Strömungen:
- Dadaismus (1916–1922)
- Surrealismus (1920–1933)
- Futurismus (1910–1925)
15. Neue Sachlichkeit (1918-1933)
Als Reaktion auf die Schrecken des Ersten Weltkrieges entwickelte sich die Neue Sachlichkeit als Literaturrichtung, die eine nüchterne und emotionslose Beschreibung persönlicher, sozialer und wirtschaftlicher Probleme in der Großstadt in den Vordergrund rückt. Die sachliche Widergabe der Realität findet ohne bildliche Stilmittel oder der Darstellung von Emotionen statt. Die Texte sind an einer journalistischen Schreibweise orientiert.
Auswahl, Vertreter*innen:
- „Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“ (1931), Erich Kästner
- „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, (1932), Bertolt Brecht
- „Kleiner Mann – was nun?“ (1932), Hans Fallada
16. Exilliteratur (1922-1945) / Literatur des Nationalsozialismus (1933–1945)
Mit der Exilliteratur wird die Zeit des Nationalsozialismus umfasst (lateinisch: Exil: Verbannung). Viele Schriftsteller*innen mussten nach der Machtergreifung Hitlers ihre Heimat verlassen. Die Autoren und Autorinnen wurden aufgrund ihrer ideologischen Vorstellungen verfolgt. Sie schrieben ihre Texte im Exil, weshalb Exilliteratur auch als Emigrantenliteratur bezeichnet wird. Ansonsten gibt es keine typischen Merkmale, außer die Ablehnung und Bekämpfung des Nationalsozialismus.
Auswahl, Vertreter*innen:
- „Joseph und seine Brüder“ (zwischen 1933 und 1943), Thomas Mann
- „Mutter Courage und ihre Kinder“ (1939), Bertolt Brecht
17. Innere Emigration (1933 -1945)
Unter Innere Emigration wird eine Literaturepoche verstanden, in der Autoren*innen und Künstler*innen während des Nationalsozialismus in Deutschland blieben und lebten, dessen Werte jedoch ablehnten. Gemeint ist mit dem Begriff die innere Haltung der Autoren und Autorinnen. Sie steht versinnbildlicht für den Rückzug in das Innere sowie den Widerstand gegen die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Um sich zu schützen, wurde die Kritik in den Werken verschlüsselt oder indirekt formuliert.
Wichtige Vertreter*innen, Auswahl:
- „Doktor Erich Kästners lyrische Hausapotheke“ (1936), Erich Kästner
- „Der Silberdistelwald“ (1934), Oskar Loerke
18. Trümmerliteratur (1945-1950) / Nachkriegsliteratur (1945-1967)
In der Nachkriegsliteratur verarbeiten die Autoren und Autorinnen die traumatischen Erlebnisse und Folgen des Zweiten Weltkriegs. Die Trümmerliteratur wird oft mit der Nachkriegsliteratur gleichgesetzt oder als Heimkehrerliteratur bezeichnet, meint jedoch eine eigene Strömung in der Epoche, in der Krieg, Tod und Überleben in den Trümmern verarbeitet wurden. Auch ehemalige Soldaten und andere Menschen aus der Bevölkerung begannen, die Erlebnisse literarisch zu verarbeiten.
Auswahl, Vertreter*innen (Nachkriegsliteratur):
- „Des Teufels General“ (zwischen 1943 und 1945), Carl Zuckmayer
- „Der kaukasische Kreidekreis“ (1948), Bertolt Brecht
- „Wanderer, kommst du nach Spa…“ (1950), Heinrich Böll
Auswahl, Vertreter*innen (Trümmerliteratur):
„Draußen vor der Tür” (1947), Wolfgang Borchert
„Wo warst du, Adam?“ (1951), Heinrich Böll
19. Literatur der BRD und DDR (1950-1990)
Die Gründung der beiden deutschen Staaten markiert die Entstehung einer weiteren Literaturepoche.
Die Literatur der DDR umfasst ein Spektrum an Texten, die vor und nach der Gründung der DDR (1949) entstanden sind. Diese sind stark durch die Zensur, staatliche Vorgaben und sozialistische Ziele beeinflusst.
Die BRD-Literatur wird von der Verarbeitung der NS-Zeit, aber auch von Verdrängung geprägt, zu der auch Fragen der Schuldzuweisung und Verantwortung für den Holocaust einhergingen. Daneben wurden ebenfalls Einzelschicksale (autobiographische Themen) geschildert.
Auswahl, Vertreter*innen (DDR):
- „Kassandra“ (1983), Christa Wolf
- „Die neuen Leiden des jungen W. (1973), Ulrich Plenzdorf
- „Die wunderbaren Jahre“ (1976), Reiner Kunze
Auswahl, Vertreter*innen (BRD):
- „Die Blechtrommel“ (1959), Günter Grass
- „Deutschstunde“ (1968), Siegfried Lenz
- „Die Physiker“ (1962), Friedrich Dürrenmatt
ine weitere Strömung in der deutschen Literatur der 1970er-Jahre ist die Neue Subjektivität. Als Reaktion auf die politisch motivierte Literatur (68er-Bewegung, einer Protest-Bewegung der 60er-Jahre) stellt sie das Private in den Vordergrund. Beispiel: Elfriede Jelinek „Die Liebhaberinnen“ (1975).
20. Postmoderne / Gegenwartsliteratur (ab 1990)
Postmoderne ist die Bezeichnung für Erscheinungsformen der Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Der Begriff bezeichnet die Epoche „nach der Moderne“. Grob kann sie in die Jahre zwischen 1990 bis 2010 eingeordnet werden, obwohl diese Datierung umstritten ist. Die Themen sind vielfältig und legen sich nicht auf bestimmte Ideen fest. Sie bedient sich an allen Stilen, welche es in der Literatur bereits gibt. Die Autoren und Autorinnen beschäftigen sich mit dem Gedanken, dass der Mensch keinen Platz in der modernen Welt findet und nach seiner Rolle sucht.
Auswahl, Vertreter*innen:
„Der Name der Rose“ (1986), Umberto Eco
„Das Parfüm“ (1985), Patrick Süskind
„Die Vermessung der Welt“ (2005), Daniel Kehlmann
Die Gegenwartsliteratur bezeichnet gegenwärtige Literatur, die ab 1990 im deutschsprachigen Raum entstanden ist. Daher gehören auch Werke der Postmoderne zur deutschen Gegenwartsliteratur. Die gegenwärtige Literatur ist unter anderem von Globalisierung, Digitalisierung und Kapitalismus geprägt.
Literaturepochen – Zusammenfassung
- Literaturepochen haben keine klar umrissene Zeitspanne und verlaufen fließend.
- Insgesamt werden 20 Literaturepochen und zusätzliche Strömungen unterschieden.
- Mittelalter (500-1500): Weltbild orientiert sich an Kirche und Bibel; Mensch ist kein eigenständiges Individuum; Heldensagen und abenteuerliche Erzählungen. (Hartmann von Aue)
- Barock (1600-1720): Dreißigjähriger Krieg (1618 - 1648). Not der Bevölkerung, während Heerscher im Luxus schwelgen. Gegensätze werden in der Literatur verarbeitet. (Martin Opitz)
- Aufklärung (1720-1785): Zeit des Umbruchs und neuen Denkens; Kritik an bestehenden Gesellschaftssystemen; Bildungsbürgertum. (Gotthold Ephraim Lessing)
- Literaturströmung Empfindsamkeit (1740-1790): Überhöhung des Gefühls; Ergänzung zu den Ideen der Aufklärung. (Friedrich Gottlieb Klopstock)
- Sturm und Drang (1765-1785): Gegenbewegung zur Aufklärung; Selbstbestimmung; Kritik an bestehenden Strukturen; Originalgenie. (Johann Wolfgang Goethe)
- Weimarer Klassik (1786-1832): Weimarer Hof; Neues Kunstverständnis; Antike Mythologie und antikes Schönheitsideal. (Johann Wolfgang Goethe)
- Romantik (1795-1840): drei Phasen: Frühromantik, Hochromantik, Spätromantik; Das Innere des Menschen; Industrialisierung; Romantische Sehnsucht nach Natur und Freiheit; Abgründe der menschlichen Seele (Schwarze Romantik);
- Mittelalterliche Mystik. (E.T.A. Hoffmann)
- Vormärz (1830-1848): Wiener Kongress 1815 und der Märzrevolution 1848; Aufstand; Junges Deutschland; Behandlung aktueller Themen der Gegenwart; einfache und sachliche Sprache. (Georg Büchner)
- Biedermeier (1815-1848): Bürgertum wendet sich von Politik ab; Schöne, heile Welt und privates Glück werden glorifiziert. (Annette von Droste-Hülshoff)
- Realismus (1848-1900): Industrialisierung; Arbeitslosigkeit; Beschreibung der Lebensrealität der Menschen; künstlerische Idee; Bürgerlicher Realismus. (Theodor Fontane)
- Naturalismus (1880–1900): Verstärkte Tendenzen aus dem Realismus; Wahrhaftgemäße Schilderung der Realität; Das wirkliche Leben; Widerstand gegen Aristokratie und Missstände in Arbeiterkultur; sachliche Sprache (Gerhart Hauptmann)
- Moderne (1890–1920): Neue technische und wissenschaftliche Erkenntnisse; moderneres Menschenbild; eigenständiges Individuum; Neue Ausdrucksformen; Entstehung unterschiedlicher Strömungen. (Thomas Mann)
- Impressionismus (1890-1920): Wahrnehmung menschlichen Bewusstseins; Brücke zwischen Naturalismus und Symbolismus. (Rainer Maria Rilke)
- Expressionismus (1905-1925): Starker Kontrast zum Naturalismus; Individualität; Themen Großstadt, Krieg, Zerstörung und Kulturverfall; Eigene Wahrnehmung und Ablehnung von Formvorgaben. (Franz Kafka)
- Avantgarde-Bewegung (Unterströmung 1915-1925) fällt in die Zeit des Expressionismus als Überbegriff für drei fortschrittsorientierte Strömungen: Dadaismus (1916–1922), Surrealismus (1920–1933), Futurismus (1910–1925)
- Neue Sachlichkeit (1918-1933): Nüchterne und emotionslose Beschreibung; Sachliche Widergabe der Realität; Journalistische Schreibweise. (Erich Kästner)
- Exilliteratur (1922-1945) / Literatur des Nationalsozialismus (1933–1945): Verfolgung von Autoren*innen; Verfassung von Texten im Exil; Ablehnung und Bekämpfung des Nationalsozialismus. (Thomas Mann)
- Innere Emigration (1933-1945): Rückzug in das Innere; Widerstand gegen die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse; Verschlüsselte Kritik in den Werken (Erich Kästner)
- Trümmerliteratur (1945-1950) / Nachkriegsliteratur (1945-1967): Verarbeitung traumatischer Kriegserlebnisse; Wird oft mit Nachkriegsliteratur gleichgesetzt. (Bertolt Brecht)
- Literatur der BRD und DDR (1950-1990): DDR: Literatur ist durch Zensur, staatliche Vorgaben und sozialistische Ziele beeinflusst. (Reiner Kunze); BRD: In der Literatur wird die NS-Zeit verarbeitet, aber auch Fragen nach der Schuldzuweisung des Holocaust; Einzelschicksale rücken in den Vordergrund. (Günter Grass)
- Eine weitere Strömung in der deutschen Literatur der 1970er-Jahre ist die Neue Subjektivität.
- Postmoderne / Gegenwartsliteratur (ab 1990): Bezeichnung für Erscheinungsformen der Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts und der Gegenwart; Datierung ist umstritten; vielfältige Themen und Stile; suche des Menschen nach einem Platz in der Welt. (Patrick Süskind)
- Gegenwartsliteratur bezeichnet gegenwärtige Literatur, die ab 1990 im deutschsprachigen Raum entstanden ist. Daher gehören auch Werke der Postmoderne zur deutschen Gegenwartsliteratur.
Literaturepochen geben dir wichtige Hinweise zur Einordung, den Empfindungen und Gedanken des/der Autors*in und des Werks und liefern dir wichtige Hinweise für die Analyse und Interpretation des Inhalts im Deutschunterricht.
Welche Daten sind der Epoche Barock zugeordnet?